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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mendozas Weib, dachte er. Geschimpfe, Vorwürfe, gute Ratschläge, die unausführbar sind. Drohungen, Beleidigungen der Beamten, und das muß man alles ertragen für die lumpigen Pesos Monatslohn, die man als Polizist erhält. »Wir suchen den Hubschrauber, wo man nur Hubschrauber suchen kann! Es gibt kaum noch einen Winkel rund um Santa Magdalena, der nicht durchforscht worden ist. Nichts! Absolut nichts! Kein Hubschrauber, kein weißes amerikanisches Auto. Mr. Paddy ist ebenso verzweifelt wie wir. Er braucht dringend Medikamente.«
    »Es gäbe eine sehr ausgefallene Möglichkeit«, sagte Lagarto mit geradezu beleidigendem Spott. »Man nimmt ein Auto und fährt über die Straße nach Santa Magdalena. Zugegeben, das ist sehr abenteuerlich …«
    »Das ist es, Señor«, sagte der Sergeant mit unbewegtem Gesicht. »Keiner meiner Leute ist bereit, in das Seuchengebiet zu fahren. In ganz Nonoava werden Sie keinen Freiwilligen finden, der das tut.«
    »Und das nennt sich Polizei!« rief Lagarto. »Wozu sind Sie denn da? Um den Einbahnverkehr auf Eselspfaden zu regeln?«
    »Wir sind nicht dazu da, Señor, uns mit Cholera infizieren zu lassen!« sagte der Sergeant steif. »Das kann uns keiner befehlen. Ich habe in Chihuahua angefragt. Dort haben sie sogar das Telefon desinfiziert, nachdem sie mit mir gesprochen haben.«
    »Ist denn soviel Blödheit noch erlaubt?« Lagarto schlug mit der flachen Hand gegen seine Stirn. »Und Mr. Paddy macht das mit?«
    »Er wird sich auch nicht aus dem Haus trauen, Señor. Haben Sie eine Ahnung, was es bedeutet, wenn die Cholera aus dem Tal zu uns nach Nonoava kommt und sich über das Land verbreitet? So bleibt sie im Kessel – eine bessere Isolation gibt es nicht. Das meint auch die Behörde in Chihuahua.«
    »So! Meint sie das? Die wackere Behörde! Und läßt in Santa Magdalena alles verrecken?«
    »Sie haben dort einen guten Arzt, Señor. Den besten Arzt zwischen beiden Küsten.«
    »In diesem gottverdammten Tal?«
    »Ja, einen Schweizer. Dr. Högli. Sie haben sogar ein Hospital dort.«
    »Es wird immer verwirrender.« Lagartos schmaler Adlerkopf zuckte zur Seite. »Was wollen Sie eigentlich von mir?« bellte er seinen Sekretär an. »Warum versuchen Sie dauernd, mich zu unterbrechen?«
    »Ich habe die Funkmeldung schon seit einer halben Stunde, Mr. Lagarto.« Der Sekretär, ein kleiner dicklicher Mensch mit einem Schweinsgesicht, schwenkte einen Papierfetzen. »Aber Sie lassen mich ja nicht reden. Santa Magdalena ist total abgeriegelt. Wir können mit Mr. Paddy nur über das Telefon …«
    »Ich werde Ihnen zeigen, was ich kann, Sergeant!« Lagarto wandte sich dem Polizisten zu. »Meinen Sekretär übergebe ich Ihrer Obhut. Er macht sich in die Hose bei dem Wort Cholera und paßt gut zu Ihnen. Mein Pilot muß sich ohnehin um das Flugzeug kümmern. Ich fahre allein nach Santa Magdalena. Ich brauche einen Wagen.«
    »Verboten, Señor!« sagte der Sergeant steif. »Auch die mexikanische Polizei pflegt behördliche Anordnungen zu befolgen.«
    »Tausend Pesos für einen Jeep, Sergeant!«
    »Die mexikanische Polizei ist nicht käuflich, Señor.«
    »Zweitausend Pesos! Für nichts anderes, als daß Sie nichts sehen! Während ich Ihren Jeep stehle, stehen Sie gerade am anderen Ende der Stadt.«
    »Mr. Lagarto!« rief der Sekretär warnend. »Das können Sie nicht machen! Stehlen!«
    »Pflegen Sie Ihre Bazillenangst, aber verschonen Sie mich mit moralischen Bedenken, Miller!« sagte Lagarto hart. Miller hob resignierend die Schulter. Wenn Lagarto ›Miller‹ sagte, waren alle Argumente nur Zeitverschwendung. »Ich stehle bloß einen Jeep, und das mit Vorankündigung. Andere stehlen Millionen und sind Minister! Also, Sergeant: Zweitausend Pesos und nichts sehen …«
    »Señor, ich habe auch nichts gehört!« Der Sergeant drehte sich beleidigt weg. »Ich bin ein korrekter Beamter.«
    »Mein Sekretär wird Ihnen die zweitausend Pesos sofort auszahlen!« Lagarto lächelte mokant. Er stieg in den Jeep, der Zündschlüssel steckte im Schloß, eine Drehung, der Motor sprang sofort an. Der Sergeant, der nur drei Schritte daneben stand und Lagarto den Rücken zudrehte, schien wirklich taub geworden zu sein. Er rührte sich auch nicht, als Lagarto Gas gab und über den Flugplatz davonbrauste. Erst als das Motorengeräusch in einer großen Staubfahne unterging, drehte er sich wieder um. Miller hielt ihm die zweitausend Pesos vor die Nase.
    »Hinein kommt er jetzt«, sagte der Sergeant und steckte das

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