Im Tal der Giganten
verschwand im nächsten
Augenblick im Unterholz. »Singh! Hinterher!« rief
Trautman. »Ihr anderen bleibt hier!«
Natürlich gehorchte nur einer seinen Worten
- nämlich
Singh. Mike, die beiden anderen Jungen und Serena
dachten nicht daran, einfach zurückzubleiben und tatenlos
abzuwarten, sondern setzten sich ebenfalls in Bewegung
und rannten hinter Chris her. Er hat etwas entdeckt!
erscholl Astaroths Stimme in Mikes Kopf. Nach links!
Mike wechselte mitten im Schritt die Richtung und wäre
beinahe gegen Ben geprallt, der Astaroths lautlose
Anweisung ja nicht hatte hören können und weiter in die
Richtung lief, in der Chris verschwunden war. Aber er
schien zu spüren, daß Mike nicht willkürlich die Richtung
geändert hatte, denn er schloß sich ihm auf der Stelle an.
Jetzt sahen sie Chris wieder - er befand sich nicht sehr
weit von ihnen und rannte, so schnell es das Gewirr von
Schlingpflanzen und Wurzeln auf dem Boden zuließ.
Irgend etwas war vor ihm, aber sie konnten nicht genau
erkennen, was. »Chris!« schrie Mike. »Bleib stehen!«
Falls Chris die Worte überhaupt hörte, so ignorierte er sie.
Er hatte nun festeren Boden erreicht und griff schneller
aus, so daß sein Vorsprung für einen Moment sogar noch
wuchs. Mike fluchte, vergaß auch noch den Rest von
Vorsicht und beschleunigte seine Schritte ebenfalls. Schon
nach ein paar Schritten hatte er ihn eingeholt und riß ihn
derb an der Schulter zurück. Chris wollte sich losreißen,
aber Mike hielt ihn mit eiserner Hand fest. »Bist du
verrückt?« fuhr er ihn an. »Du kannst doch nicht allein
losstürmen!« »Da vorne ist etwas!« Chris versuchte
erneut, sich loszureißen, und deutete mit der anderen Hand
nach vorne. »Das müssen sie sein! Die Wesen, die uns
beobachtet haben!«
»Das ist doch noch lange kein Grund -« Etwas knackte
deutlich hörbar im Unterholz. Ein Schatten bewegte sich
zwischen den Blättern, und für einen Moment glaubte
Mike das Aufblitzen eines Augenpaares zu sehen.
Überrascht ließ er Chris' Schulter los und sah noch einmal
hin. Die Bewegung war jetzt nicht mehr zu erkennen, aber
nur einen Moment später zitterte es im Gebüsch, ein
kleines Stück links von der ersten Stelle, und dann hörte er
trappelnde, sehr schnelle Schritte, die sich rasch
entfernten.
Was er Chris noch vor einer Sekunde vorgeworfen hatte,
das tat er nun selbst: Ohne zu überlegen, rannte er los. Das
Jagdfieber hatte ihn gepackt, und es ließ ihn sowohl die
Gefahr als auch seine eigenen Ermahnungen auf der Stelle
vergessen. Mit weit ausgreifenden Schritten erreichte er
das Gebüsch, in dem der Schatten verschwunden war,
umrundete es und sah einen Umriß dicht vor sich hinter
einem Baum verschwinden. Er konnte nicht genau
erkennen, was es war, aber das Wesen war viel kleiner als
er, und es bewegte sich sehr flink. Er beschleunigte seine
Schritte noch mehr. Hinter ihm wurden Trautmans und
dann auch Bens und Juans Stimmen laut, die nun seinen
Namen schrien. Mike erreichte den Baum, hinter dem das
flüchtende Geschöpf verschwunden war, sah gerade noch
einen Schatten in einem Gebüsch zur Linken
verschwinden und änderte abrupt seine Richtung. Vor ihm
bewegten sich die Äste, dann sah er einen Schemen nach
rechts davonhuschen, warf sich mitten in der Bewegung
herum und erreichte das Geschöpf mit einem gewaltigen
Satz. Mit weit vorgestreckten Armen packte er es und riß
es von den Füßen.
Sofort traf ihn ein Tritt vor das Schienbein, Krallen zerrissen sein Gesicht. Er konnte kaum etwas sehen. Mike
wollte die Hände hochreißen, um sein Gesicht zu schützen, da traf ihn ein heftigerer Hieb in den Leib. Instinktiv
zog er den Kopf zwischen die Schultern und versuchte die
wirbelnden Arme festzuhalten, aber sein Gegner schien
über mehr als nur zwei Gliedmaßen zu verfügen. Zum
dritten Mal traf ihn ein Schlag in den Magen. Mike
krümmte sich, warf sich aber trotzdem nach vorne und
schaffte es endlich, den sich wie toll wehrenden Körper
unter sich zu begraben. Wie von weit her konnte er hören,
wie die anderen herangelaufen kamen und bei ihm
stehenblieben. Sonderbarerweise machte keiner von ihnen
auch nur den Versuch, ihm zu helfen. »Verdammt, warum
hilft mir denn keiner?!« brüllte Mike. »Wollt ihr zusehen,
wie es mich umbringt?« Jemand lachte.
Mike sah verdutzt auf, blickte erst in Trautmans, dann in
Singhs Gesicht, und was er darin erblickte, das war das
gleiche: Ein Ausdruck, der zwischen Verblüffung, Staunen
und kaum mehr verhohlener
Weitere Kostenlose Bücher