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Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Nun nimm
schon, Dummkopf«, sagte sie. »Ich kenne diese Früchte.
Im Palast meiner Eltern wurden sie zu ganz besonderen
Anlässen gereicht. Ich weiß nicht einmal, wie man sie
nannte, aber sie waren sehr kostbar. Ich denke,
mittlerweile weiß ich auch, warum. «
Jetzt gab es natürlich kein Halten mehr für Mike. Er riß
Serena die Frucht regelrecht aus den Händen und biß so
hastig hinein, daß er sich beinahe verschluckt hätte. Serena
hatte keineswegs übertrieben
- die Frucht schmeckte
einfach köstlich, auch wenn ihr Geschmack mit nichts zu
vergleichen war, was er je gegessen hatte. Mike vertilgte
sie bis auf den letzten Krümel. Schließlich hielt er nur
noch den Stiel und einen schmalen, mit dunklen Körnern
durchsetzten Kern in den Händen. Sein Hunger war
keineswegs gestillt, aber sein Magen hatte wenigstens
aufgehört zu knurren. »Das war gut«, sagte er und atmete
tief durch. »Ich muß sagen, deine Eltern hatten einen
guten Geschmack. « Dann blickte er betroffen auf den
abgenagten Kern in seiner Hand herab. »Oh«, fuhr er fort.
»Jetzt habe ich dir alles wegge -«
»Das macht nichts«, unterbrach ihn Serena und machte
eine Kopfbewegung in die Richtung, aus der sie gekommen war. »Dort hinten wachsen Hunderte davon. Was
hältst du davon, wenn wir den anderen ein Frühstück
mitbringen?«
Mike stimmte begeistert zu. Sie gingen ungefähr hundert
Meter zurück in den Wald, bis Serena stehenblieb und
nach oben deutete. Mike folgte mit dem Blick ihrem
ausgestreckten Arm. Die Früchte waren da, ganz wie
Serena gesagt hatte, und es waren wirklich Hunderte.
Dummerweise wuchsen sie nicht an einem Busch, sondern
an den Ästen eines Baumes. Die untersten befanden sich
etwa fünfzehn Meter über dem Erdboden.
»Oh«, sagte Mike.
Serena lachte. »Wenn du Angst hast, dann warte hier
unten«, sagte sie. »Ich klettere hoch und werfe sie dir zu. «
Sie machte auch unverzüglich Anstalten, ihre Worte in die
Tat umzusetzen, aber natürlich ließ Mike das nicht zu. Mit
einer hastigen Bewegung hielt er Serena zurück und
begann den Baum hinaufzuklettern. Ungefähr auf halbem
Wege begann er seine Ritterlichkeit bereits zu bedauern,
und er war noch längst nicht oben, da zitterten seine
Hände und Knie so heftig, daß er alle Mühe hatte,
überhaupt noch weiterzuklettern. Aber natürlich ließ er
sich nichts davon anmerken, sondern kletterte tapfer
weiter und erreichte
schließlich, wenn auch
schweißgebadet, die Äste, an denen die Früchte wuchsen.
Ihn schwindelte ein wenig, als er nach unten blickte.
»Wirf sie einfach herunter!« rief Serena. »Zwei für jeden
müßten genügen. Sie sind sehr nahrhaft. « Mike nickte
nervös, kroch auf Händen und Knien auf einen kaum
armdicken Ast hinaus und riß unsicher ein paar Früchte
ab. Er fragte sich immer verblüffter, wie um alles in der
Welt Serena das Kunststück fertiggebracht hatte, hier
heraufzuklettern und die Frucht zu pflücken. Der Baum
war nicht so hoch wie der, auf dem sie übernachtet hatten,
aber die glatte Rinde bot seinen Händen und Füßen kaum
Halt. Er war in Schweiß gebadet und zitterte am ganzen
Leib, als er endlich wieder bei Serena angekommen war
und festen Boden unter den Füßen spürte.
Serena hatte die Früchte auf einen Haufen gelegt und
suchte nun etwas, um sie zu transportieren. Als sie mit
einem großen, grün und gelb gestreiften Blatt in den
Händen zurückkam, raschelte es hinter ihnen in den
Büschen und Astaroth tauchte auf. Er blieb erstaunt
stehen, als er sah, was sie taten, und blickte dann erst
Serena, dann Mike an. Ihr habt noch mehr geholt? fragte
er. »Noch... mehr?« wiederholte Mike. Ein böser Verdacht
begann in ihm aufzusteigen. »Wie meinst du das?« fragte
er. Die Frage galt dem Kater, aber er sah Serena dabei an.
Das Mädchen lächelte noch immer, aber es wich seinem
Blick jetzt aus.
He - sag bloß, du bist auf den Baum geklettert und hast
sie gepflückt! sagte Astaroth. Ich wußte gar nicht, daß du
so sportlich bist. »Natürlich bin ich auf den Baum
geklettert, um... «
Mike brach mitten im Wort ab, runzelte die Stirn und
sah Serena fragend an.
»Wie bist du an die Frucht gekommen?« wollte er wissen.
Serena grinste. »Ich habe Astaroth gebeten, sie mir zu
holen«, antwortete sie. »Was denn sonst? Schließlich ist er
eine Katze, und Katzen klettern gern auf Bäume, oder?«
Mike wußte für den Moment nicht, ob er lachen oder
wütend werden sollte. Er entschied sich für Lachen, und
sei es nur, um Serena

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