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Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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öffnete sich,
um seine Beute zu verschlingen. »Mike! Das Gewehr!«
Bens Schrei riß Mike endlich aus seiner Erstarrung.
Verblüfft senkte er den Blick und stellte fest, daß er genau
auf das Gewehr gefallen war, das der Echsenmann Ben
aus den Händen geschlagen hatte. »MIKE!« Bens Stimme
war nur noch ein hysterisches Kreischen. Der zweite
Echsenmann hatte sich aufgerichtet und näherte sich dem
jungen Engländer. Er humpelte, aber er bewegte sich
trotzdem noch immer mit unglaublicher Schnelligkeit.
Mike hob das Gewehr, richtete den Lauf auf den Echsenmann und zögerte noch einmal. Eine halbe Sekunde
lang saß er wieder vollkommen reglos, wie erstarrt da.
Und dann, mit einem Ruck, riß er die Waffe herum,
richtete sie auf den Allosaurier und drückte ab. Der
Rückschlag war so gewaltig, daß er ihm die Waffe aus den
Händen riß und Mike rücklings zu Boden fallen ließ. Aber
noch während er fiel, sah er, wie die Kugel gegen den
gepanzerten Schädel des gigantischen Raubsauriers schlug
und davon abprallte. Trotzdem tat der Schuß seine
Wirkung. Der Saurier brüllte auf, ließ sein Opfer fallen
und bäumte sich zu seiner ganzen Größe von mehr als drei
Metern auf. Sein Schwanz peitschte wütend und zerfetzte
das Unterholz hinter ihm. Die Krallen hieben in irrsinniger
Wut in die Luft. Dann, ebenso plötzlich, wie es damit
begonnen hatte, hörte das Ungeheuer auf zu toben. Mit
einem wütenden Ruck fuhr er herum und starrte Mike an.
Über seinem linken Auge war eine tiefe, blutende Wunde
zu erkennen; tief genug, die Bestie vor Schmerz wütend zu
machen, aber mehr auch nicht. Mike warf sich verzweifelt
herum, riß das Gewehr an sich und richtete es auf den
Saurier. Er drückte ab, ohne zu zielen, rasend schnell und
mehrmals hintereinander. Ein helles, metallenes Klicken
erscholl, und in Mikes Kopf hallten Bens Worte von
vorhin wider: Nur noch eine Patrone drin.
Der Saurier machte einen einzigen, gewaltigen Schritt
und war über Mike. Seine riesigen Kiefer öffneten sich.
Geifer und heißer, nach Fäulnis stinkender Atem schlugen
Mike ins Gesicht.
Als das Ungeheuer zupacken wollte, wurde es von einem knisternden blauen Blitz getroffen. Die Bestie brüllte,
warf sich zurück und schrie erneut und noch lauter, als ein
zweiter Blitz eine tiefe, rauchende Spur in seine Flanke
riß. Winzige, blaue Funken tanzten über seinen Körper,
sprangen knisternd von seinen Klauen und Zähnen ab und
hinterließen ein Muster winziger, rauchender Löcher in
seinen Panzerplatten. Der dritte Blitz, der das Ungeheuer
genau zwischen den Augen traf, ließ sein Brüllen
verstummen. Die unstillbare Wut und Blutgier in seinen
Augen machte einem Ausdruck abgrundtiefen Schmerzes
Platz und dann vollkommener, endgültiger Leere. Der
Saurier stürzte wie ein gefällter Baum auf die Seite und
rührte sich nicht mehr.
Für einen Moment war es Mike, als bliebe die Zeit stehen. Er begriff noch nicht ganz, daß er noch am Leben
war, und noch viel weniger, warum. Verständnislos starrte
er den Saurier an und dann die beiden Echsenmänner, die
in angespannter Haltung vor dem gefallenen Giganten
standen. In ihren Händen lagen kleine, sonderbar
aussehende Waffen, vor deren Mündungen noch immer
blaues elektrisches Feuer glomm. Es war Bens Stimme,
die ihn wieder in die Wirklichkeit zurückriß. »Bravo«,
sagte er leise. »Das war unsere einzige Patrone, du
verdammter Narr!« Einer der beiden Echsenmänner drehte
sich zu ihm herum. Die Waffe in seiner Hand vollführte
die Bewegung mit und deutete nun auf Ben, dann, als er
sich weiterbewegte, auf Mike, und für die Dauer eines
Atemzuges war er davon überzeugt, daß das gleiche,
tödliche Feuer, das den Saurier vernichtet hatte, nun auch
ihn treffen würde. Aber dann begegnete er dem Blick des
Echsenmannes. In seinen Augen war jetzt etwas Neues,
etwas, was vorhin noch nicht darin gewesen war. Mike
konnte nicht sagen, was es war, und dennoch glaubte er
bei aller Fremdartigkeit plötzlich etwas Vertrautes in den
gelben Reptilienaugen des Wesens zu erkennen.
Eine Ewigkeit, wie es ihm schien, stand das Geschöpf da
und blickte ihn an, und dann, ganz langsam, senkte es
seine Waffe, wandte sich ruhig um und verschwand im
Unterholz. Und nur einen Moment später folgte ihm auch
der zweite Dinosauroide.
Trautman und dem Rest der Gruppe, die kaum zwei
Minuten später, angelockt durch den Lärm und die
Schreie, vollkommen atemlos bei ihnen anlangten, blieb
angesichts des toten Dinosauriers nichts anderes

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