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Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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M., die in den Griff eingraviert waren. »James
Mason. So heißt mein Dad. « Sie sah zu Mike herüber.
»Hast du ihn damit erschossen?« Mike fing im letzten
Moment Trautmans warnenden Blick auf. Offensichtlich
glaubte Annie, daß er den Saurier erlegt hatte. Vielleicht
war es besser, sie ließen sie noch für eine Weile in
diesem Irrtum. Daß das Mädchen so gar keine Furcht
mehr zeigte, war unheimlich genug, aber er wußte, daß das
weniger mit Tapferkeit zu tun hatte als vielmehr mit der
Fähigkeit kleiner Kinder, einen Schrecken, der zu groß
war, um ihn zu ertragen, einfach zu verdrängen. »Es hat
uns geholfen, ja«, antwortete er ausweichend. »Dann
werdet ihr auch meinen Dad und die anderen befreien«,
sagte Annie. »Ihr seid stärker als die Drachen. «
»Wir werden es jedenfalls versuchen«, sagte Trautman.
Er lächelte aufmunternd. »Kein Angst. Wir finden sie
schon. « Er richtete sich wieder auf und machte eine
verstohlene Geste zu Serena. Die Atlanterin trat neben
Annie, legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie
ein kleines Stück zur Seite; gerade weit genug, damit sie
nicht mehr hören konnte, was sie redeten. Trotzdem senkte
Trautman die Stimme, als er fortfuhr. »Das Gewehr gehört
ihrem Vater. Das bedeutet, daß er wahrscheinlich noch
ganz in der Nähe ist, ebenso wie die anderen. «
»Und?« fragte Ben mißtrauisch.
»Also haben wir eine Chance, sie zu finden«, antwortete
Trautman. Ben wurde noch blasser, als er sowieso schon
war. »Ich schlage vor, daß wir zum Fluß hinuntergehen
und dort warten, bis es dunkel geworden ist«, schlug
Trautman vor. »Und dann?« fragte Ben nervös.
»Die Herde kann nicht so weit vor uns sein«, sagte
Trautman. »Mit ein bißchen Glück und entsprechender
Vorsicht können wir uns ihnen vielleicht nähern, ohne daß
sie uns bemerken. Astaroth könnte vorausgehen und
versuchen, Annies Familie aufzuspüren. Glaubst du, daß
du das schaffst?«
Die Frage war an den Kater gerichtet, der Mike auch
prompt antwortete: Ob ich glaube, daß ich es schaffe? Will
der mich beleidigen? Ohne mich wärt ihr doch alle
vollkommen aufgeschmissen gewesen! Ich schleiche mich
quer durch ihr Lager und wieder zurück und klaue ihnen
die Kronjuwelen, wenn es sein muß, ohne daß sie es auch
nur merken! Ob ich es schaffe! Das ist ja wohl eine
Unverschämtheit. Eigentlich sollte ich nein sagen, damit
ihr endlich einmal seht, wie weit ihr ohne mich kommt!
Trautman sah Mike fragend an. »Was meint er?«
»Ja«, antwortete Mike.
»Dann machen wir es so«, bestimmte Trautman. »Wir
haben noch eine gute Stunde, ehe es dunkel wird. Zeit
genug, um den Fluß zu erreichen. Das Gelände ist dort
zwar schwieriger, aber der Boden besteht aus Fels, so daß
wir keine Spuren hinterlassen werden. « »He, nicht so
schnell!« protestierte Ben. »Vielleicht sollten wir ja zur
Abwechslung einmal darüber abstimmen, was wir tun. Ich
halte es nämlich nicht für eine gute Idee, diesen
Ungeheuern auch noch nachzuschleichen. Wir sollten
lieber machen, daß wir wegkommen!« Trautman seufzte
tief. Er schüttelte den Kopf, aber bevor er antworten
konnte, stieß der bewußtlose Saurier ein leises Grollen
aus. Einer der Hinterläufe zuckte. Ben wurde blaß. Er
sagte nichts mehr, aber er hatte plötzlich auch nichts mehr
dagegen, diesen Platz zu verlassen, so schnell es nur ging.
Die Sonne war längst untergegangen, aber es wurde
trotzdem nicht richtig dunkel. Sie hatten die vergangene
Nacht im Wald verbracht, unter dessen dichtem
Blätterdach es ohnehin niemals wirklich hell wurde, aber
hier am Ufer des breiten Flusses schien es dafür niemals
richtig dunkel zu werden. Der Himmel war nicht schwarz,
wie Mike und die anderen es gewöhnt waren, sondern von
einem tiefen Indigoblau, und die Sterne strahlten viel
heller als normal; sie wirkten wie kleine Scheinwerfer, die
dafür sorgten, daß man so weit und klar sehen konnte wie
in einer wolkenlosen Vollmondnacht.
Nur daß es am Himmel überhaupt keinen Mond gab.
Mike saß schon eine ganze Weile hier am Flußufer und
zerbrach sich den Kopf darüber, ob nun tatsächlich
Neumond oder ob auch dies ein weiteres Rätsel dieser
geheimnisvollen Welt war, die sie betreten hatten und die
sich noch viel, viel mehr von der ihnen bekannten
unterschied, als er vermutlich auch jetzt noch ahnte.
Außerdem beobachtete er einen Schatten, der über ihnen
kreiste. Gegen das dunkle Blau des Himmelsgewölbes hob
er sich nur undeutlich ab, trotzdem aber klar genug,

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