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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Auf seinem Handrücken war Eiter. Er wischte ihn sich an seinem bloßen Schenkel ab.
    »Lauf weg!«, brüllte sein Bruder.
    Gudala konnte nicht sehen, wo Banggu war, aber er rannte dennoch, da er begriff, dass der Schuss von weißen Männern herrühren musste. Die jagen nur Wildschweine, wollte er sagen, doch dann erinnerte er sich daran, dass er den Soldaten getötet hatte, und er rannte um sein Leben, stolperte und stürmte wieder los, bis er auf offenem Land war und sich schneller fortbewegen konnte. Im Rennen hörte er hinter sich das Donnern von Pferdehufen, aber er sah sich nicht um, es hätte zu viel Zeit gekostet.
    Gudala fand es seltsam, dass er tatsächlich hörte, wie sich das Seil auf ihn zubewegte … ein Lasso, etwas, womit sie Rinder einfingen, sagte er sich. Er fragte sich, ob die Rinder, die eingefangen werden sollten, oder die Kälber es auch kommen hören konnten. Er wurde zurückgerissen, das Seil umschlang seine Arme, und er wurde über den harten Boden geschleift.
    Der Reiter sprang ab, zog ihn auf die Füße, schlug ihm mit dem Armrücken über das Gesicht und machte sich dann daran, seine Handgelenke zusammenzubinden. Als er wieder auf sein Pferd gestiegen war, band der Mann Gudala an seinen Sattel fest und rief: »Hey, Joe! Ich habe einen. Du schuldest mir zwei Shilling!«
    Der Mann, Joe, trug die schwarze Uniform mit Silberknöpfen, die aus ihm einen Polizisten machte. Er ritt hinzu und sagte: »Verdammt. Schau dir die Augen an! Da wird einem ja übel.«
    Sie setzten ihn ins Gras, um ihn zu verhören, und stießen ihn dabei mit ihren Stiefeln.
    »Hey, Schwarzer! Du Steine geworfen auf Polizisten, ja?«
    »Wo deine Freunde?«
    »Woher du kommen?«
    »Du töten Soldat mit Steinen, richtig?«
    »Wo deine Leute? Sie immer noch hier bei dir, Dummkopf?«
    Gudala versteckte sich hinter seinen fast blinden Augen. Zunächst antwortete er nicht, dann gab er vor, kein Englisch zu verstehen, und antwortete in seiner eigenen Sprache, was sie akzeptierten.
    »Binde ihn an einen Baum«, befahl Joe, »während wir nach dem Rest suchen.«
    Zu seinem Entsetzen entdeckte Gudala zehn weitere Reiter, die sich auf einer Lichtung versammelt hatten und dann anfingen, wie bei einer Kängurujagd gegen die Büsche zu schlagen. Er hoffte, Banggu sei zum Kanu gestürmt. So entkam man den Reitern am besten.
    Er vernahm einen weiteren Schuss und fing vor Angst zu zittern an.
    An den Baum gefesselt, musste er lange warten, ehe sie den Inselbewohner namens Yuradi herschleppten, der mitleiderregend weinte. Er erzählte Gudala, man habe ihn am Strand gefasst und das Kanu zertrümmert. Dann legten sich einige der Männer auf die Lauer, doch sein Freund erkannte, dass es sich um eine Falle handelte, und rannte ins Meer.
    »Sie haben ihn erschossen«, weinte er. »Er ist geschwommen, um ihnen zu entfliehen! Sie haben mit ihren Gewehren auf ihn gefeuert, und er ging unter. Von den Wellen wurde er zurückgespült. Tot! Sie haben seinen Leichnam aus dem Wasser gezogen.«
    »Und was ist mit Banggu? Den haben sie nicht gefangen, oder?«
    »Das weiß ich nicht. Kann sein, dass sie ihn auch totgeschossen haben.«
    »Aaaah!« Hätte er bloß nicht gefragt. Das Leben kam ihm nun düster und kalt vor. Tränen strömten über sein Gesicht, aber da er gefesselt war, konnte er sie nicht abwischen.
    »Wie viele Männer sitzen hinter uns?«, wollte er wissen.
    »Zwei. Mit Gewehren.«
    »Wo sind die anderen?«
    »Die werden immer noch auf der Jagd sein.«
    »Dann haben sie Banggu nicht gefunden! Er ist schlau, den erwischen sie nicht.«
    »Könnte sein, dass er zurückkommt und uns befreit.«
    »Glaube ich nicht. Zu viele Männer.«
    Nach einer Weile kam einer der Männer zu Gudala. »Möchtest du was zu essen?« Aber Gudala hielt den Kopf gesenkt und murmelte etwas in seiner eigenen Sprache. Er sagte: »Rede nicht mit ihnen, rede nicht mit ihnen!« Aber Yuradi war stolz darauf, etwas Englisch zu können.
    »Bitte, ja, essen, Herr«, entgegnete er.
    Aber es gab etwas anderes. Gudala lauschte, als sie ihn fortzerrten, ihn mit den Händen an einen hohen Ast fesselten und ihn auspeitschten. Unterdessen stellten sie ihm Fragen über das Steinwerfen. Tränen brannten ihm in den Augen, als er Yuradis Schreie vernahm. Am Ende hörte er, wie sich die weißen Männer unterhielten.
    »Wir haben die Richtigen erwischt. Der hier heißt Yuradi. Und ist ein Wamai.«
    »Noch nie von denen gehört.«
    »Ich auch nicht, aber sie haben alle die gleiche

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