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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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können?«
    Da war etwas dran. Drei Männer aus dem Norden, angeblich vom kämpferischen Stamm der Irukandji, waren auf der Durchreise, als sie auf die große Viehherde trafen, die Banggu und Gudala gesehen hatten, als sie mit ihrem Vater, dem Händler Ladjipiri, gereist waren.
    Erzürnt darüber hatte einer der Nordmänner seinen Speer gehoben und einen Reiter niedergestreckt, der sich im Nachhinein als Frau entpuppte. Daraufhin hatten die Irukandji-Männer die Ältesten der Pitta-Pitta aufgesucht, die ihnen eine sichere Durchreise durch ihr Land gewährt hatten, und um Verzeihung gebeten, falls sie damit irgendwelche Gesetze verletzt haben sollten. Die verneinten, da es keine Gesetze bezüglich weißer Eindringlinge gab. Aus Dankbarkeit schenkten sie den Ältesten riesige Hörner, die sie vom Kopf eines toten männlichen Rinds genommen hatten, ein Geschenk, das die Ältesten sehr zu schätzen wussten. Es wurde bei dem Fluss, der, wie Banggu inzwischen wusste, Thomson River genannt wurde, an einen Baum gehängt.
    Nicht lange nach der Tötung der weißen Frau brachen die Reiter zu jedermanns Erstaunen samt all ihren Rindern wieder gen Osten auf. Sie wichen zurück! Männer mit Gewehren zogen ab!
    Ein Kidachji-Mann, der gebeten worden war, dieses Wunder zu erklären, zog seine mit Emufedern geschmückten Schuhe an und besah sich die von einer Unmenge von Hufen zugerichtete Landschaft. Er deutete auf die Reste von Schlangen, Eidechsen, Wombats und anderen zermalmten Tieren und erklärte, deren Geister hätten sich zusammengeschlossen, um an den Eindringlingen und ihren Rindern Rache zu nehmen, indem sie den Tod der weißen Frau verfügt und einen bösen Geist in dieses Flussgebiet geschickt hätten, der die Weißen verscheuchen solle.
    All das gab Warruns leidenschaftlichen Reden zusätzlich Feuer.
    »Die Zeit ist gekommen!«, rief er. »Wir sollten jeden einzelnen der Eindringlinge töten, sobald sie mit ihren bedeckten Füßen unsere Länder betreten!«
    Doch die Pitta-Pitta-Leute, zu denen er an diesem Tag sprach, waren furchtsam.
    Derart in Träume von seiner Liebsten vertieft, die er in jenem wilden, erstaunlichen Land zurückgelassen hatte, hätte Banggu um ein Haar verpasst, dass der Anführer der Soldaten seine Männer aus der Schlucht führte, doch dann kamen alle herausgeströmt, ritten auf dem ausgetretenen Fußpfad unter einer Baumreihe, und da sah man es! Auf diesen Anblick hatten sie gewartet. Der Mann, den sie niedergestreckt hatten, war gestorben. Sie hatten tatsächlich einen der Soldaten mit Felssteinen getötet, noch dazu einen weißen Soldaten! Dass er tot war, war nicht zu übersehen: Man hatte den in Tuch gehüllten Leichnam mit Stricken auf den Rücken eines Pferdes gebunden.
    Sobald die Soldaten verschwunden waren, führten die vier jungen Männer einen Freudentanz auf. Was für eine großartige Leistung! Darüber würde an den Lagerfeuern jahrelang die Rede sein. Aber wer hatte den Stein geschleudert, durch den der Soldat zu Boden geworfen worden war? Ehe sie alle weitere Steine auf ihn herabregnen hatten lassen, um ihn am Aufstehen zu hindern?
    »Ich war es«, behauptete Gudala. »Ich habe ihn erwischt!«
    »Du bist doch fast blind«, lachten die anderen. »Du würdest ja nicht mal ein Känguru treffen, das auf deinem großen Zeh steht!«
    Am Ende räumte Banggu ein, dass Gudala behaupten könne, den entscheidenden Treffer gelandet zu haben. Sein Bruder tat ihm leid, weil er sich auf der Jagd mit den Pitta-Pitta-Leuten die gefürchtete Augenkrankheit zugezogen hatte. Zunächst hatten sich seine Augen von dem vielen Staub entzündet. Dann fingen sie zu tränen an, und in den Augenwinkeln bildete sich Eiter. Dies belastete ihn sehr, er wurde launisch und warf seinem Bruder vor, ihn dazu überredet zu haben, ihre grüne Heimat für diese kargen Berge zu verlassen, und verlangte, dass sie heimkehrten.
    Die Frauen beträufelten Gudalas Augen mit lindernden Balsamen, fanden jedoch kein Heilmittel.
    »Er möchte nach Hause«, erklärten sie. »Du solltest ihn heimbringen, solange es noch geht. Über kurz oder lang wird er erblinden. Zögert eure Heimkehr zu eurer Mutter nicht zu lange hinaus.«
    Da dies das Mindeste zu sein schien, was er für seinen Bruder tun konnte, musste Banggu aufbrechen, obgleich er noch gar keine Möglichkeit gehabt hatte, der schönen Nyandjara seine Liebe zu gestehen. Zwei Männer erklärten sich freiwillig bereit, ihnen die kürzesten Routen zu zeigen, die sie in

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