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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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vertrauteres Land bringen würden.
    »Ich weiß nicht, warum du wegen dieses Mädchens solch einen Liebeskummer hast«, beklagte sich Gudala, als die Wochen vergingen. »Gegen Warrun hattest du keine Chance. Schon jetzt ist er groß gebaut. Bald wird er den Körper eines Kriegers haben, und keine Frau wird ihm widerstehen können.«
    »Du weißt nichts von der Liebe, sonst würdest du nicht so einen Unsinn reden. Liebe trägt man im Herzen. Ich bewahre meine Liebe für sie in meiner Brust, sie erwärmt meine Seele. Selbst wenn ich sie nie mehr wiedersehe, bleibt die Liebe doch bestehen.«
    »Was, wenn Warrun in seinem Herzen genauso viel Liebe für sie trägt?«, höhnte Gudala.
    »Manchmal frage ich mich, warum ich dieses Opfer für dich bringe, du jammerndes Großmaul. Ich sollte dich den restlichen Weg allein gehen lassen.«
    Aber er hatte durchgehalten. Sie hatten den Weg heim zu ihrer Mutter gefunden, und sie hatte, als sie unvermittelt auf der Insel auftauchten, vor Freude geweint. Wenngleich Ladjipiri barsch zu ihnen war, weil sie fortgelaufen waren, vermochten sie das Glück in seinen Augen zu sehen und freuten sich. Es war gut, zu Hause zu sein.
    »Was ist mit dem Wildschwein?«, rief Gudala ihm nun zu. »Die Soldaten sind fort. Wir können es uns nun holen. Das gibt ein Festmahl.«
    Er hatte recht. Sie konnten das Wildschwein zusammen in die Schlucht jagen und es töten. Die Familie brauchte Fleisch. Auf der Insel gab es wenig Wild und an der Stelle, an der ihre eigenen Jagdgründe gelegen hatten, befanden sich nun die Stadt Rockhampton und Farmen.
    Sie waren ein gutes Stück südlich von der Stadt mit zwei jungen Männern vom Woppa-bura-Stamm aufs Festland gerudert. Banggu wollte ihnen zeigen, dass sich in dieser stark bewaldeten Hügellandschaft, die er so gut kannte, immer noch Wild finden ließ, und ihre neuen Freunde waren von der Idee begeistert.
    Doch dann tauchten diese Soldaten auf.
    Dem weitgereisten Banggu war klar, dass sie so schnell wie möglich zum Kanu zurückkehren sollten, da Gefahr drohte, doch der Gedanke, mit einem fetten Wildschwein zurückzukehren, war allzu verlockend. Alle würden sich freuen, und sein Vater wäre stolz, dass er und Gudala sich nützlich machten. Und die Soldaten waren verschwunden. Warum sollten sie noch einmal wiederkehren? Letzte Nacht hatten sie versucht, die Steinewerfer zu finden, und es nicht vermocht. Und bei Tagesanbruch hatten sie sich erst gar nicht mehr auf die Suche gemacht.
    Dennoch, seine Besorgnis blieb. »Vielleicht können wir ein andermal wiederkommen«, schlug er vor. »Wenn sich hier keine Soldaten herumtreiben.«
    »Aber die Soldaten sind fort«, rief Gudala gequält. »Wir können doch nicht mit leeren Händen heimkehren!«
    Die Woppa-bura-Männer, denen bei dem Gedanken an gebratenes Wildschweinfleisch das Wasser im Mund zusammenlief, stellten sich auf Gudalas Seite.
    »Es geht doch ganz schnell«, sagten sie. »Wir töten das Schwein und werfen es ins Kanu. Dann rudern wir schnell auf die Insel zurück. Dort wird man uns nie suchen.«
    Gudala erschrak. Wer würde nach ihnen suchen? Würden die Soldaten zurückkehren? Erregung wich Angst. Wie hatte er denken können, dass sie es nicht taten? Sie hatten einen Soldaten getötet! Natürlich würde Vergeltung geübt werden.
    Er hob eine Hand, um Banggu zurückzuhalten, ihm zu sagen, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war, aber sein Bruder huschte bereits durch den Busch.
    »Na komm«, rief er. »Nicht zurückfallen, Gudala!«
    * * *
    Der Polizist Joe Tebb, der einzige Rechtsvertreter des Plenty-Distrikts, wollte den Inspektor und seine Männer weiterschicken.
    »Das erledige ich schon«, meinte er. »Ich halte nicht viel davon, Schwarze auf die Jagd nach Schwarzen zu schicken. Die würden diese Mistkerle doch davonkommen lassen.«
    »Sie verstehen wohl nicht ganz«, entgegnete Marcus. »Genau darin sind sie gut. Diese Burschen sind dazu ausgebildet, gefährliche Wilde aufzustöbern und zu ergreifen.«
    »Mag sein. Aber Sie sagten ja selber, dass diese Truppe aus blutigen Anfängern besteht.«
    Joe blickte um sich. In der Polizeiwache hatten sich bereits die ersten Dorfbewohner eingefunden, die wissen wollten, was geschehen war. Er wusste, es würde Aufruhr geben, wenn sie erfuhren, dass Wilde in der Finley-Schlucht einen Soldaten getötet hatten, und wenn es so weit war, wollte er das Sagen haben. Er hatte nicht vor, diesem feinen Inspektor den ganzen Ruhm zu überlassen! Und

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