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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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flussaufwärts im Landesinneren entstanden war. Dort konnten sie immer noch unbemerkt jagen und fischen, zumindest so lange, bis er mit den Söhnen wieder zurück war.
    Doch auf ihrem Weg durch das Vorgebirge klangen die Nachrichten immer beängstigender. Der weiße Mann beanspruchte das Recht, Schwarze gnadenlos zu töten, wenn es ihm beliebte, und nicht nur Männer. Ganze Familien! Selbst die respektiertesten Ältesten wurden auf die entsetzlichste Weise umgebracht. Doch nun schlugen die Darambal-Leute zurück.
    »Die Zahl der Todesopfer unter den Weißen steigt täglich!«, frohlockte ein junger Freund. »Wir rächen unsere Toten. Töten ihre Rinder! Brennen ihre Behausungen nieder! Zertrümmern ihre Zäune!«
    Ladjipiris Söhne waren Feuer und Flamme und bettelten, sich den Widerstandskämpfern anschließen zu dürfen. Doch Ladjipiri verbot es ihnen mit dem Hinweis, ihr Platz sei bei ihrer Familie.
    »Wenn die Dinge wirklich so schlimm stehen, wie es scheint, finden wir sie an den Ufern der Bucht bei der Flussmündung.« Es fiel ihm nicht leicht, all diese schrecklichen Geschichten zu glauben. »Nach unserer Ankunft suche ich die Woppa-bura-Leute von der großen Insel in der Bucht auf. Sie tauschen Pflanzennahrung gegen Werkzeug und Speerspitzen, und sie sind sehr geschickt. Ich war schon drüben. Sie bauen Boote, und sie errichten sich feste Unterkünfte aus Holz und Stein. Höchst interessante Leute. Ich habe vor, sie zu bitten, uns bei sich aufzunehmen.«
    »Du möchtest, dass wir feige weglaufen und uns verstecken!«
    »Nein, wir besuchen die Insel eine Weile. Bis der Kampf vorüber ist.«
    »Bis wir die ganzen Weißen losgeworden sind?«, erkundigte sich sein jüngerer Sohn zornig.
    Ladjipiri brachte es nicht über sich zu lügen. »Nun, nein. Bis die Dinge sich beruhigen.«
    »Du meinst, bis die Weißen gewinnen?«
    »Schluss jetzt. In vier Tagen sind wir zu Hause. Eure Mutter erwartet euch. Schlaft jetzt.«
    Am Morgen darauf waren sie verschwunden.
    Traurig stapfte Ladjipiri weiter, die Füße nun so schwer wie das Herz, obwohl er wieder bei seinem geliebten Fluss war.
    Er war entsetzt über die Größe des Ortes, bei dem Felsen weiteren Flussverkehr unmöglich machten. Er hatte sich in alle Richtungen ausgebreitet. Und auf dem Fluss befanden sich die erstaunlichsten Boote und Kanus. Er überlegte, sich für die letzte Reisestrecke ein kleines Kanu zu nehmen, entschied sich aber dagegen. Es war unnötig, mit dem Feuer zu spielen, wo er sich doch spielend ein Floß bauen konnte, das ihn in die Bucht brachte.
    Es gab Tränen der Freude und der Erleichterung, als er den langen Strand entlang zu dem Lager seiner Leute marschierte. Und weitere schreckliche Geschichten.
    Ladjipiri seufzte. Wie sehr hatte sich doch alles verändert. Früher einmal hatten alle nur darauf gewartet, seine Geschichten aus der großen Welt da draußen zu hören, über die erstaunlichen Dinge, die er gesehen hatte … wie etwa die alten Gemälde und die seltsamen Menschen, denen er begegnet war.
    Die Woppa-bura-Ältesten waren streng. Sie erklärten sich nur bereit, ihren Freund, den Händler, und dessen unmittelbare Familie, einschließlich der Großeltern, auf ihrer Insel aufzunehmen, da sie, wie sie erklärten, aufgrund der Fleischknappheit auf der Insel keine weiteren Personen ernähren könnten.
    Ladjipiris Frau war genauso nüchtern wie er. »So sei es«, sagte sie und legte die Arme um ihre Töchter.

[home]
    Kapitel 6
    Harry Merriman und George Otway schafften es, den Nachmittagszug nach Ipswich zu erwischen, doch blockierte ein durch die schweren Regenfälle ausgelöster Erdrutsch die Schienen ein Stück weiter des Wegs, so dass sie im
Railway Hotel
übernachten mussten. Keiner von beiden hatte im Zug viel zu sagen, beide suchten nach geeigneten Themen, doch das Gespräch blieb oberflächlich. Harry wusste Georges Freundlichkeit, herzukommen und ihm die schlechten Nachrichten persönlich zu überbringen, wie auch seine tapferen Bemühungen, ihn zu trösten, zu schätzen, aber er wünschte, er wäre nicht nach Brisbane gekommen. Hätte ihn nicht gefunden.
    Nach dem Abendessen saßen sie auf der Veranda und rauchten ihre Pfeifen. Harry wollte George gestehen, dass sein Mitleid unangebracht war. Dass er nichts für seine Eltern empfand. Gar nichts. Aber da er diesen guten Mann damit unter Umständen vor den Kopf stieß, unterließ er es und erzählte von seinen Jahren als Viehhüter und seiner anderen Tätigkeit als Treiber bei

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