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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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pflücken konnten. Diese Massage war genau das, was sie brauchte. Sie war wirklich albern gewesen, dass sie sie zuerst abgelehnt hatte. Warum bloß?
    Was hatte Paul nur an sich, dass sie so gereizt war und sich nicht entspannen konnte, wenn er da war? Er war ein guter Chef, verständnisvoll, sehr intelligent, ein Mann, der kein großes Theater um etwas machte. Mmmm! Tief in ihrem Innern - und wenn sie ganz ehrlich mit sich war - kannte sie die Antwort auf die Frage nur zu gut. Sie sträubte sich dagegen, Paul zu sehr zu mögen. Sie hatte keine Zeit für eine Liebesbeziehung, sie musste sich auf den Aufbau des Weinguts konzentrieren und dafür sorgen, den Hof aus den Schulden zu bekommen und ein ausreichendes Einkommen zu erzielen. Außerdem, warum war ihr dies überhaupt in den Sinn gekommen? Paul war an ihr nicht interessiert, jedenfalls nicht im romantischen Sinn. Dennoch spürte sie eine gewisse Einsamkeit, ein Bedürfnis nach Gesellschaft, das wahrscheinlich nach Lisas Tod entstanden war. Was er selbstverständlich nie zugeben würde. Und weil er ein freundlicher, ausgesprochen netter Typ war, hatte er sie bewusst oder unbewusst unter seine Fittiche genommen.
    Sie erinnerte sich an Pauls Reaktion, als ihr Großvater in diesem harten Ton mit ihr gesprochen hatte. Paul hatte Carl unterbrochen und ihm zu verstehen gegeben, dass er die Grenzen guten Benehmens übertreten hatte. Dies war
der Beweis dafür, dass er keinen großen Respekt vor den Stenmarks hatte. Sie mochte es, dass er sie verteidigt hatte, obwohl sie durchaus in der Lage war, sich selbst zu verteidigen. Verdammt, da war das Wort wieder - mögen. Sie schien ihm nicht entrinnen zu können.
    Pauls Massage und Carlas Überlegungen wurden unterbrochen, als Angie ein Tablett mit einer Flasche Wein und drei Gläsern hereinbrachte. Carla erkannte das Etikett sofort. Es war der einzige Jahreswein ihres Vaters - eine von den fünfzig Portweinflaschen, die sie am ersten Tag entdeckt hatten.
    »Da heute der erste Erntetag ist, die Ernte so gut verläuft und wettermäßig alles bestens aussieht, habe ich gedacht, wir probieren den Portwein deines Vaters. Entweder er hat einen außerordentlich weichen Geschmack - oder er ist schlecht.« Sie sah Carla fragend an. »Sollen wir?«
    »Das würde Dad bestimmt gefallen«, antwortete Carla, und ihre Stimme wurde ein wenig heiser. Beide erinnerten sich an andere Jahrgangsweine in Valley View, als ihr Vater die Tradition eingeführt hatte, den Jahrgang des Vorjahres zu probieren, während gleichzeitig die neuen Trauben geerntet wurden.
    »Es ist mir eine Ehre, ihn zu probieren«, sagte Paul. Er beobachtete Carlas Reaktion, ein unergründlicher Ausdruck in seinen Augen.
    Angie entfernte das Siegel und entkorkte den Wein. Sie hielt die Flasche dicht an die Nase und atmete das Bukett ein. »Der riecht okay, aber, wie Rolfe immer sagte, der Beweis liegt im Geschmack.« Sie schenkte die dunkle Flüssigkeit ein, bis die Gläser halb voll waren. Sie nahmen sich jeder ein Glas und hielten es in einem stummen Gruß in die Höhe, bevor sie einen Schluck nahmen.

    »Er ist gut«, sagte Paul anerkennend. »Nicht zu schwer, er hat ein angenehmes Aroma, einen weichen Nachgeschmack.«
    Angies Kommentar war erwartungsgemäß professioneller. »Fruchtig. Weich. Etwas trocken, mindestens fünf, vielleicht sogar acht Jahre in kleinen Eichenfässern herangereift, bevor er in Flaschen abgefüllt wurde - wahrscheinlich von Otto, dem Rolfe einen Vorschuss gezahlt hat.«
    »Schade, es gibt nur fünfzig«, und Carla berichtigte sich, »jetzt neunundvierzig Flaschen.«
    »Mum, kann ich einen Schluck probieren?«, bat Sam, der die feierliche Weinprobe nicht verpassen wollte. »Es war Großvaters erster Jahreswein.«
    Carla lächelte ihren Sohn an und setzte ihn auf ihren Schoß. »Okay, aber nur einen Schluck. Du bist noch viel zu jung, um Alkohol zu trinken.«
    Sam verdrehte die Augen. »Ja, ich weiß.«
    Carla war keine Weinkennerin, und sie hatte auch keinen besonders empfindlichen Gaumen, aber sie verstand genug davon, um zu wissen, dass dieser Wein gut war. Er wärmte ihre Kehle, ohne zu brennen, und ein Gefühl der Entspannung breitete sich in ihrem Körper aus, das jedoch völlig anders war als Pauls Massage. Oh, um Himmels willen …
    Angie füllte die Gläser erneut, und während sie tranken, sprachen sie hauptsächlich über die Ernte und die Arbeit.
    Als Paul Carla bei ihrem dritten Gähnanfall ertappte, beschloss er, dass es Zeit war zu

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