Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)
Familienangehörigen mehr hat, an die sie sich wenden kann. Ich habe daher ein bisschen herumtelefoniert, aber leider ohne Erfolg. Und als man mir mitteilte, dass die Stelle auf Ihrer Ranch schon besetzt ist, sah ich keinen Sinn darin, ihr das zu sagen. Ich wollte sie nicht noch mehr entmutigen.“
Colt schämte sich plötzlich, den Anruf der Direktorin einfach ignoriert zu haben. Hätte er sich die Mühe gemacht, selbst mit ihr zu reden, hätte er rechtzeitig die Wahrheit über Geena erfahren und ihr natürlich sofort eine Chance gegeben. „Sie hat die Nachricht gut aufgenommen“, sagte er. Verdammt, sie hatte sich bewundernswert verhalten!
„Klingt ganz nach Geena. Ich bin froh, dass Sie sicher auf Ihrer Ranch angekommen ist, und hoffe, dass sie schnell Arbeit findet. Sie war in jeder Hinsicht ein Vorzeige-Häftling.“
Colts Mund war so trocken, dass er kaum weiterreden konnte. „Mehr brauche ich nicht zu wissen. Ich bin Ihnen unendlich dankbar dafür, dass Sie ans Telefon gegangen sind. Gute Nacht, Mrs James.“
„Gute Nacht, Mr Brannigan.“
Colt war zu aufgewühlt, um noch ins Bett zu gehen. Nachdem er eine Notiz auf den Küchentisch gelegt hatte, dass er auf der Weide war, verließ er das Haus durch die Hintertür und kletterte mit Titus in seinen Truck. Den Rest der Nacht verbrachte er damit, die Weiden zu kontrollieren und nachzudenken. Immer wieder hörte er die Stimme seines Vaters im Hinterkopf. Jeder macht Fehler, Colt. Dieser Mann verdient eine zweite Chance.
Aber Geena hatte gar nichts falsch gemacht !
Um Viertel nach vier drehte Colt um und fuhr nach Hause zurück. Er wusste jetzt, was er zu tun hatte. Doch als das Scheinwerferlicht seines Trucks auf die große Ponderosa-Tanne neben der Einfahrt fiel, erstarrte er vor Schreck. Geenas Fahrrad war weg.
Es war zehn vor sechs, als Geena vor der Tankstelle in Sundance vorfuhr. Gut, dass Titus bei ihrem Aufbruch nicht gebellt hatte. Es war ihr gelungen, unbemerkt aus dem Haus zu schlüpfen und sich auf den Rückweg zu machen. Jetzt musste sie nur noch warten, bis jemand die Tankstelle öffnete, damit sie sich etwas zu trinken kaufen und die Toilette benutzen konnte.
Vor der Tür standen ein paar Stapel Gummireifen. Sie lehnte ihr Fahrrad gegen einen davon, nahm zwei Reifen von einem anderen und setzte sich darauf. Nachdem sie sich mit ihrer Isolierdecke zugedeckt hatte, überlegte sie, wie sie weiter vorgehen wollte.
Zuerst würde sie zur Bücherei fahren und die Online-Arbeitsanzeigen durchsehen. Wenn sie nur zwei Mahlzeiten am Tag aß und ihr Essen im Supermarkt kaufte, müsste ihr Geld noch eine Weile reichen. Nachts würde sie im YWCA schlafen. Am besten reservierte sie sich dort als Erstes ein Bett.
Um Viertel nach sieben legte sie die Reifen zurück, schob ihr Fahrrad zur Toilette und wartete dort. Kurz darauf fuhr ein Mann vor und öffnete das Tankstellengebäude. Sie sagte Hallo und folgte ihm hinein, um sich einen Softdrink zu holen. Hinterher schloss er ihr die Toilettentür auf.
Als sie sich etwas frisch gemacht hatte und wieder hinauskam, sah sie zu ihrem Entsetzen, dass ihr Fahrrad verschwunden war. Sie war doch nur eine Minute drin gewesen! Voller Panik rannte sie los, um den Täter noch zu erwischen, bevor er entkommen konnte.
„Entspannen Sie sich, Geena.“
Beim Klang der tiefen bekannten Stimme wirbelte sie herum und sah einen frisch rasierten Colt Brannigan neben dem dunkelblauen Truck stehen, der gestern vor dem Ranchhaus geparkt hatte. Seine markanten Gesichtszüge wurden von einem schwarzen Cowboyhut überschattet. Er trug ein blau-grün kariertes Hemd, das seine breiten Schultern betonte. Hautenge Jeans spannten sich über seinen muskulösen Oberschenkeln.
Ihre Beine begannen bei seinem Anblick zu zitterten. Geena hatte noch nie einen so attraktiven Mann gesehen und würde es bestimmt auch nicht mehr, ganz egal, wie lange sie noch lebte. Aber sie würde ihn sich aus dem Kopf schlagen müssen.
„Ich hatte Angst, dass jemand Ihr Fahrrad stehlen würde, daher habe ich es zur Sicherheit hinten auf den Truck gelegt“, erklärte er.
Geenas Herz klopfte noch immer wie verrückt, was offensichtlich nicht nur an ihrem Schreck über das vermeintlich gestohlene Fahrrad lag. Nervös wischte sie sich die feuchten Hände an ihrer Jeans ab. „Was machen Sie hier?“, fragte sie.
Colt ging einen Schritt auf sie zu. „Als ich sah, dass Ihr Rad verschwunden war, ging ich davon aus, Sie hier in der Stadt zu finden. Wir sind
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