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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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aber es war schließlich für Duncan, und das wog vieles wieder auf. Sie selbst hatte ihre gesamten Klei der aus McIntyres Haus mitnehmen können, aber Duncan besaß kaum mehr als das, was man ihm als Sträfling auf der Minerva, dem Schiff, mit dem sie gekommen waren und auf dem sie sich das erste Mal gesehen hatten, zugeteilt hatte. Und das würde noch eine ganze Weile halten müssen.
    Schräg über ihr erklangen dumpfe Hammerschläge; dort trieb Duncan Nägel in das Dach des Schuppens, der demnächst ihr Getreide aufnehmen sollte. Daneben schnaubte Artemis in ihrem Unterstand. Prüfend drehte Moira das Hemd um und fuhr mit dem Finger über den gestopften Riss. Man sah kaum noch, wo ein Ast das Leinen aufgerissen hatte. Zufrieden begann sie, den Faden zu vernähen.
    Als sie fertig war, biss sie den Faden mit den Zähnen ab – eine Untugend, die ihre Mutter immer verboten hatte. Die Hammerschläge verstummten. Moira sah auf; Duncan deutete über das Weizenfeld, und für einen Moment schien ihr Herz auszusetzen: War das wirklich James Penrith, der ehemalige Major, der da durch das Korn auf sie zugeritten kam?
    Langsam legte sie ihre Näharbeit fort und stand auf. Duncan war vom Dach heruntergesprungen und erschien an ihrer Seite.
    Â»Mrs McIntyre«, begrüßte Penrith sie gut gelaunt. »Wie ungewohnt, Euch bei solch niedriger Arbeit zu sehen.«
    Â»Es ist wenigstens ehrliche Arbeit«, gab Moira zurück. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, aber sie konnte diesem Mann gegenüber einfach nicht schweigen.
    Penrith stieg vom Pferd und warf Duncan die Zügel zu. »Hier, Bursche, kümmere dich darum!«
    Duncan blieb bewegungslos stehen, die Zügel glitten an ihm herab. »Was wollt Ihr hier, Captain?«
    Penrith zeigte dasselbe höhnische Grinsen wie damals, als er Duncans öffentliche Auspeitschung überwacht hatte. »Willst du mich nicht hineinbitten?«
    Duncan rührte sich keinen Zoll. »Was wollt Ihr?«
    Penriths Blick glitt über Moiras hochschwangeren Leib. »Wie ich sehe, hast du keine Zeit verloren.« Sein Pferd stampfte unruhig mit einem Huf, warf den Kopf zurück und wieherte. Penrith griff nach dem Zügel und versetzte dem Tier mit der flachen Hand einen Schlag auf die Nüstern. »Ich bin im Auftrag des Gouverneurs hier.« Er zog ein Papie r aus seiner Tasche, faltete es auf und hielt es Duncan hin. »Ich nehme nicht an, dass du dreckiger Bastard lesen kannst, aber vielleicht ist Mrs McIntyre so freundlich.«
    Duncan griff wortlos nach dem Schreiben und überflog es. Dann ließ er das Blatt sinken. Moira sah, dass er blass geworden war.
    Â»Was ist los? Was steht da?« Sie warf einen Blick auf das Schriftstück. Ein offizielles Siegel der englischen Krone prangte auf dem Dokument.
    Â»Der Gouverneur hat ein Kopfgeld auf Pemulwuy aussetzen lassen«, murmelte Duncan.
    Â»Was?« Sie nahm ihm das Papier aus der Hand.
    Tot oder lebendig – wer zur Ergreifung des schwarzen Kriegers Pemulwuy beitragen würde, sollte reich belohnt werden. Sträflinge mit einem ticket of leave, der Freilassung auf Bewährung, bekämen eine bedingte Begnadigung und eine kostenlose Überfahrt nach England. Gefangene, die vierzehn Jahre abgeleistet hätten, bekämen ihre Freiheit . Den freien Siedlern wurden zwanzig Gallonen Branntwein und zwei neue komplette Kleiderausstattungen versprochen.
    Penrith kratzte an seinem Zeigefinger. »Es heißt, der verdammte Wilde habe einen weißen Helfer, der ihm Waffen und Munition besorge«, sagte er langsam. »Dieser Weiße soll ein ehemaliger Sträfling der ersten Flotte sein.« Er sah Duncan durchdringend an. »Lebt dein Vater nicht mit diesen Wilden zusammen, O’Sullivan? Wo ist er?«
    Duncan hielt seinem Blick stand. »Ich weiß es nicht.«
    Â»Tatsächlich nicht?« Penrith wandte sich an Moira. »Aber Ihr, Mrs McIntyre, werdet doch hoffentlich etwas einsichtiger sein. Ihr könnt Euch viele Schwierigkeiten ersparen, wenn Ihr mir verratet, wo ich ihn finde. Und diesen Pemulwuy gleich dazu.«
    Moira legte so viel Verachtung in ihre Stimme, wie ihr möglich war. »Habt Ihr nicht noch eine Latrine zu reinigen, Captain?«
    Penriths Gesichtszüge entglitten, für einen Moment sah er aus, als wollte er sie schlagen. »Treibt es nicht zu weit, Mrs McIntyre! Es wäre doch wirklich schade, wenn Euch etwas

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