Im Tal des wilden Eukalyptus
zurückgewiesen. Sicher, es stand Moira zu, aber es gab ihm stets das Gefühl, nicht selbst für sie sorgen zu können.
Moira war da praktischer veranlagt. »Zeig her«, bat sie, als er zu ihr zurückgekehrt war. »Ich will sie sehen.«
Ihre kindliche Freude angesichts der Münzen sorgte bei Duncan jedes Mal für Erheiterung. Sie hatte fast noch nie Geld in der Hand gehabt. Früher, in Irland, hatten ihre Eltern oder die Angestellten Geldgeschäfte für sie erledigt und in Neuholland ihr Ehemann. Allerdings hatte sie schnell gelernt, wie viel die meisten Sachen kosteten.
Erwartungsvoll öffnete sie den kleinen Beutel und kippte seinen Inhalt auf den Tisch. Etliche Münzen verteilten sich auf der Tischplatte: riesige Kupfermünzen, wegen ihrer GröÃe und ihres Gewichts Wagenradpenns genannt; silberne britische Shillings; holländische Silbergulden; dazwischen die Achterstücke â in Viertel und Achtel geschnittene spanische Silberdollars, die in der Kolonie als Shillings und Sixpence gehandelt wurden. Da es in der Kolonie vor allem an Münzgeld fehlte, hatte Gouverneur King vor kurzem in einer öffentlichen Proklamation den Wert jeder Währung festgelegt, die in Neusüdwales kursierte. Um zu verhin dern, dass das Geld wieder ausgeführt wurde, hatte er auÃer dem den Wert dieser »Proklamationsmünzen« verdoppelt.
»Oh, sieh nur!« Moira fischte aus dem Haufen eine kleine goldene Münze heraus und hielt sie hoch. Auf einer Seite war eine kleine Figur eingeprägt, die Rückseite zierte ein fünfzackiger Stern. »Ich glaube, das ist eine indische Pagoda.«
Sie erhob sich und wühlte in der Truhe, bis sie mit einem Papier zurückkam, das sie neben sich auf den Tisch legte â der Text der Proklamation. Die meisten Werte kannten sie inzwischen auswendig, aber manche Münzen hatten sie noch nie gesehen.
»Eine Pagoda â¦Â«, Moira fuhr mit dem Finger die Liste entlang, »⦠ist acht Shilling wert.«
Sie zählte die restlichen Münzen, rechnete, dann nickte sie zufrieden. »Alles in Ordnung. Darin ist er korrekt.«
»AuÃerdem hat er mir einen Schuldschein über drei Shilling gegeben«, sagte Duncan.
Moira presste die Lippen zusammen. Sie sah es nicht gerne, dass er immer wieder für den Doktor arbeitete, aber manchmal war es die einzige Möglichkeit, überhaupt an Geld zu kommen. Noch war das Getreide nicht reif, und auch nach der Ernte würde es wohl nur für sie selbst reiche n. Verkaufen würden sie dieses Jahr noch nichts davon können.
Sie begann, die Münzen zurück in das Säckchen zu geben. »Hat er nach mir gefragt?«
Duncan verneinte.
»Und du hast ihm auch nicht erzählt, dass wir bald zu dritt sind?«
»Nein. Wieso sollte ich?«
Ãber Moiras Gesicht glitt ein Lächeln, während sie die goldene Pagoda auf ihrer Handfläche betrachtete. »Es wird ihm ganz schön zusetzen, wenn er es erfährt. Wo er doch selbst so dringend einen Sohn haben wollte. Ich glaube, nur deswegen hat er mich überhaupt geheiratet.«
Sie setzte die goldene Münze auf die Kante und stieà sie an. Klingend rollte das Geldstück über die Tischplatte. Bevor es zu Boden fallen konnte, fing Duncan es auf. Dann sammelte er auch die restlichen Münzen ein, verschnürte den Beutel und öffnete Moiras groÃe Truhe, in der sie ihre gemeinsamen Habseligkeiten verstaut hatten. Das meiste davon stammte von Moira. Den Beutel legte er ganz zuunterst und packte den Text der Proklamation dazu, dann öffnete er ein Leinenpäckchen und holte eine der teuren Bienenwachskerzen heraus.
Moira sah ihm zu, als er den Docht in die Flammen des Kaminfeuers hielt. »Was tust du da?«
»Ich zünde eine Kerze an.«
»Das sehe ich! Aber warum?«
Duncan stellte die brennende Kerze auf den Tisch. »Ich habe heute Namenstag. Das ist für meinen Heiligen.«
»Du hast einen eigenen Heiligen? Den hast du mir aber noch nie vorgestellt.« Sie sah ihn amüsiert an. »Der heilige Duncan also?«
Auch Duncan musste lächeln. »Nein, den gibt es nicht. Vater Mahoney meinte, für mich sei der heilige Dionysius zuständig.«
Moira zog die dunklen Augenbrauen hoch. »Der heilige Dionysos. Sicher doch. War das nicht der griechische Gott des Weines?« Sie grinste über beide Ohren. »Und der Fruchtbarkeit? Mir scheint,
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