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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Hafenanlagen zu. Sie hatten so viel mitgebracht, dass man hätte meinen können, sie kämen für einen Monat auf Besuch, und nicht nur – wie geplant – für zwei Wochen.
    »Kannst du es riechen?«, fragte Margery ganz euphorisch. »Riecht das nicht wunderbar?«
    Richard musterte das alte Mädchen, als wäre sie verrückt geworden. »Was zum Teufel riechst du denn da? Alles, was ich riechen kann, ist …«
    »England!«
    Er verdrehte seine grünen Augen. »Es stinkt hier ganz erbärmlich, das weißt du genauso gut wie ich. Unsere Häfen zu Hause, wo immer eine kräftige Brise weht, duften im Vergleich dazu wie ein Blumengarten.«
    Sie schnaubte erbost. »Demnach liegt Gabby mit ihrer Vermutung, du wärst hier geboren und aufgewachsen, völlig falsch. Denn wenn dem so wäre, hättest du mehr Achtung vor deinem Heimatland. Gib es zu, dein englischer Akzent ist genauso falsch, wie es dein französischer war! Mit dem einzigen Unterschied, dass du den englischen besser beherrschst. «
    Um sie ein wenig zu ärgern, rümpfte Richard die Nase, antwortete jedoch nur: »Eines Tages wird diese Stadt ihren Bürgern per Gesetz verbieten, ihren Müll einfach in den Fluss zu werfen.«
    Doch Margery hatte gar nicht damit gerechnet, dass er ihr etwas über sich erzählen würde, nur weil sie über seine Vergangenheit spekuliert hatte, und bezog sich ihrerseits ebenfalls nur auf seine letzte Bemerkung: »Vielleicht gibt es ein solches Gesetz ja längst. Das hier ist nicht gerade die gesetzestreuste
Gegend von London – ist es nie gewesen. Wobei ich mich ja nicht beschwere. Es ist wundervoll, wieder zu Hause zu sein, und sei es nur auf Besuch.«
    Margery hatte sich dafür entschieden, Gabrielle in die Neue Welt zu begleiten. Obwohl sie sich recht gut an die völlig andere Lebensweise angepasst hatte, litt sie immer noch unter heftigem Heimweh. Richard hatte zwar kein Heimweh, vermisste jedoch seinen Bruder, Charles. Nachdem er ihm nun erneut so nahe war, konnte er nicht umhin, ernsthaft darüber nachzudenken, ob er sich dieses Mal die Mühe machen sollte, ein heimliches Treffen mit Charles zu vereinbaren – ohne dass ihr Vater davon erfuhr.
    »Schluss mit der Tagträumerei«, brachte Margery sich wieder in Erinnerung, »damit hast du auf dem Schiff schon genug Zeit vergeudet! Streng deine jungen Muskeln ein bisschen an, und lade schon mal die Koffer auf den Wagen! Der Fahrer hat mich vorgewarnt, dass er nur fährt, aber nicht beim Aufladen hilft. Was für ein arroganter Kerl! Er weiß genau, dass seine Kutsche hier unten Gold wert ist. Je länger er untätig herumsitzt, desto mehr wird er uns berechnen.« Mit einem strahlenden Lächeln fügte sie hinzu: »In dieser alten Stadt ändert sich nie etwas. Ist das nicht wundervoll?«
    Normalerweise hatte Margery an allem etwas auszusetzen. Ihre momentane übersprudelnde Begeisterung war ebenso untypisch für sie wie ihre strahlende Miene, sodass Ohr, der gerade neben Richard trat, leise fragte: »Durchläuft sie mal wieder ihre ›Alles ist wundervoll, weil es in England ist‹-Phase? «
    »Du triffst den Nagel wie üblich genau auf den Kopf«, gab Richard seinem Freund lachend zur Antwort.
    »Genau wie beim letzten Mal. Wenn einem etwas sehr fehlt und man es plötzlich wieder in Reichweite hat, kann man schon ein bisschen euphorisch werden – auch wenn sich die
Euphorie schnell legt, sobald die Realität die Oberhand gewinnt. «
    Richard verzog das Gesicht. Ohr war ein viel zu aufmerksamer Beobachter. Richard wusste genau, dass sein Freund jetzt nicht nur von Margery sprach. Wobei ihnen beiden klar war, dass Richard nicht bekommen würde, was er wollte. Genau darauf spielte Ohr vorsichtig an: dass es sich um eine Euphorie handelte, die vorübergehen würde – und die es daher nicht wert war, dafür zu sterben.
    »Nun fang du nicht auch noch an!«, stöhnte Richard.
    Dabei meinte Ohr es nur gut, genau wie Gabrielle. Wäre ihm das nicht klar gewesen, hätte er sich bestimmt ziemlich darüber aufgeregt, wie oft die beiden während dieser Reise wegen Georgina Malory auf ihn eingeredet hatten. Wobei Ohr dabei wesentlich subtiler vorging als Gabby.
    Richard war über eins achtzig groß, doch genau wie Drew überragte Ohr ihn noch um ein paar Zentimeter und war außerdem etwa zehn Jahre älter, auch wenn man ihm das nicht ansah. Als orientalisch anmutender Mischling mit einer asiatischen Mutter und einem amerikanischen Vater, der den Fernen Osten durchsegelt hatte, war Ohr mit einem Gesicht

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