Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
gesegnet, das völlig alterslos wirkte und an diesem Tag kein bisschen anders aussah als acht Jahre zuvor, am Tag ihrer ersten Begegnung. Damals hatte er mehrere Mitglieder von Nathans Mannschaft aus dem Gefängnis von St. Lucia befreit, wo Richard rein zufällig mit ihnen in der Zelle saß. Es war Richard gelungen, Ohr dazu zu überreden, ihn mitzunehmen. Als er dann herausfand, womit die Männer sich ihren Lebensunterhalt verdienten, hatte er nicht lange gezögert und sich ihnen angeschlossen.
    Die Karibik war keineswegs Richards erklärtes Ziel gewesen, sondern einfach nur der Bestimmungsort des ersten Schiffes, das an jenem Tag, als er beschloss, die Heimat zu verlassen,
aus England lossegelte. Mit ihren Tausenden von Inseln stellte die Karibik einen guten Ort dar, um sich zu verstecken, auch wenn er das damals noch nicht erkannte. Allerdings war es kein guter Ort für einen snobistischen jungen Engländer auf Arbeitssuche. Mit seinen siebzehn Jahren und seiner viel zu wählerischen Art hatte er noch nicht begriffen, dass er sich anpassen musste, wenn er dort überleben wollte. Ein Jahr lang schlug er sich irgendwie durch. Ständig pleite, zog er von Insel zu Insel, von Arbeit zu Arbeit. Da er niedere Tätigkeiten für unter seiner Würde hielt, wurde er immer wieder gefeuert und saß daher auch keineswegs zum ersten Mal im Gefängnis, weil er selbst für die erbärmlichste Hütte nicht regelmäßig Miete zahlen konnte.
    Ironischerweise waren er und Ohr aus völlig gegensätzlichen Gründen auf den Westindischen Inseln gelandet. Ohr hoffte dort den Vater aufzuspüren, den er nie kennengelernt hatte, während Richard auf der Flucht vor einem Vater war, den er nicht ausstehen konnte. Dass er an jenem Tag im Gefängnis von St. Lucia auf Ohr getroffen war, hatte Richard vermutlich das Leben gerettet. Nathan Brooks und seine Mannschaft wurden seine neue Familie. Mit ihnen fand er neue Freunde, die ihm näherstanden als alle, die er vorher je gehabt hatte, und darüber hinaus eine Beschäftigung, die ihm tatsächlich Spaß machte!
    »›Auch‹?«, hakte Ohr nun nach. »Hat Gabby dich wieder mit ihren Bedenken verfolgt?«
    »Wann wird das liebe Mädchen sich endlich einmal um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern?«, erwiderte Richard.
    »Es gibt nur eine einzige Sache, deretwegen sie dir in den Ohren liegt, und ich sage es nur ungern, aber …«
    »Ja, ja, was das betrifft, seid ihr ganz einer Meinung«, schnitt Richard ihm mit einem Anflug von Verzweiflung das Wort ab.
    »Warum so empfindlich? Beantworte mir einfach folgende
Frage: Liebst du Georgina Malory, weil du sie wirklich kennst, oder bist du nur ihrer Schönheit verfallen? Nein, eigentlich brauchst du mir gar nicht darauf zu antworten, denk einfach nur darüber nach! «
    Glaubte sein Freund allen Ernstes, dass seine Liebe so oberflächlicher Natur war? Richard hatte nichts dagegen, die Frage zu beantworten. »Ich habe lange genug mit ihr gesprochen, Ohr. Mir ist nie eine andere Frau begegnet, mit der ich so gut reden konnte – nun ja, abgesehen von Gabby. Aber ich weiß auch, dass Georgina einen wunderbaren Humor besitzt. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie liebevoll sie mit ihren Kindern umgeht. Außerdem ist sie tapfer – denk nur daran, mit wem sie verheiratet ist! – und wagemutig, sonst wäre sie letztes Jahr nicht mitgekommen, um zu helfen, einen Freund zu retten. Sie ist in jeder Hinsicht die perfekte Frau für mich!«
    »Abgesehen von der Tatsache, dass sie einen anderen liebt.«
    Ein winzig kleiner Schönheitsfehler in dem Leben, das er sich wünschte? Die Frauen, mit denen er für gewöhnlich in Kontakt kam, waren Wirtshausmägde, mit denen sich lustvolle Schäferstündchen verbringen ließen, doch er konnte sich keine von ihnen als Mutter seiner Kinder vorstellen. All die Jahre hatte er abgesehen von Gabrielle keine einzige Frau kennengelernt, mit der er sich die große, liebevolle Familie vorstellen konnte, nach der er sich sehnte – eine Familie, die völlig anders sein sollte als diejenige, in die er hineingeboren worden war. Wären Gabby und er nicht so gute Freunde geworden, und wäre sie außerdem nicht auch noch die einzige Tochter seines Kapitäns gewesen, hätte er ihr bestimmt den Hof gemacht. Ihm war nie eine untergekommen, die besser zu ihm gepasst hätte – bis er Georgina Malory kennenlernte. Sie symbolisierte für ihn alles, was er sich von einer Ehefrau wünschte. Er konnte von dieser Frau einfach nicht

Weitere Kostenlose Bücher