Im Tod vereint - Divided in Death (18)
Verräter hätten ihn beide Seiten bis ans Ende der Welt verfolgt.«
»Solange sie davon ausgegangen wären, dass er lebt.«
»Genau. Wenn man noch dazu nimmt, dass die HSO alle Hände voll damit zu tun hat, das Chaos zu vertuschen, das er angerichtet hat, dass die Polizei eine andere Verdächtige auf dem Silbertablett von ihm serviert bekommen hat und dass die einzige Person, die
seine Pläne kannte, das Zeitliche gesegnet hat, steht einem erfolgreichen Abtauchen eigentlich nichts mehr im Weg.«
»Aber was ist falsch gelaufen? Weshalb liegt er nicht längst gemütlich am Strand von irgendeiner Tropeninsel, schlürft Rumpunsch und zählt gut gelaunt sein Geld?«
»Vielleicht hat er das Geld nicht gekriegt. Man sollte nicht alle Eier, die man hat, in den Korb von irgendwelchen Terroristen werfen. Da gehen sie nämlich allzu leicht kaputt. Aber bei der Erfahrung, die er hatte, hatte er sich doch sicher einen eigenen Notfallplan zurechtgelegt. Irgendwas scheint er McCoy gegeben zu haben, was er sich holen musste und weshalb sie gestorben ist.«
»Und die Ermittlungsleiterin hat Zweifel, dass die Hauptverdächtige, die er ihr auf dem Silbertablett serviert hat, wirklich die Täterin gewesen ist. Da sich die Cops die Sache genauer ansehen, gucken auch alle anderen noch mal genauer hin.«
»Ja, die Dinge sind von Anfang an nicht so gelaufen, wie er es vorhergesehen hat. Roarke hat eine Schwäche für diesen Yeats, einen alten, toten irischen Dichter. Er hat etwas davon geschrieben, dass die Mitte halten muss, damit eine Sache nicht auseinanderfällt. Und eben diese Mitte hat bei Blair Bissel nicht gehalten.«
»Die Sache hat bereits begonnen auseinanderzufallen, als Sie am ersten Tatort erschienen sind.«
»Er ist verzweifelt und gereizt, und er denkt zu viel nach. Er zerrt so viel an seinem selbst genähten Schutzumhang herum, dass immer eine Stelle von ihm frei liegt. Er darf nicht von den Toten auferstehen, muss
aber dafür sorgen, dass er seine Kohle kriegt. Beides gleichzeitig ist schwierig. Powell zu ermorden und die als Blair Bissel identifizierte Leiche zu zerstören, war nicht gerade schlau. Zwar wird dadurch verhindert, dass wir den Toten als seinen Bruder identifizieren, aber gleichzeitig wurden wir dadurch erst richtig auf ihn selbst aufmerksam. Er ist schließlich der Einzige, dem etwas daran liegen kann, dass es zu keiner neuerlichen Identifizierung kommt.«
»Und dann hat er versucht, Sie aus dem Verkehr zu ziehen.«
»Wie gesagt, er ist gereizt. Er ist verzweifelt. Und wissen Sie, was er bei aller Spionage, bei allem Erfolg als Künstler und trotz all seiner Frauengeschichten ist? Ein elender Versager. Ein elender Versager, dem jedes Mal, wenn er versucht, einen Fehler zu vertuschen, eine ganze Reihe neuer Fehler unterläuft. Er hält sich für einen eiskalten Killer, aber er ist ein verwöhnter, selbstsüchtiger kleiner Junge, der - wie heißt der Typ noch mal? - James Bond spielt und einen Wutanfall bekommt, als sich diese Rolle als zu groß erweist.«
»Vielleicht ist er nicht eiskalt, aber er hat vier Menschen umgebracht, Ihnen ziemlich übel mitgespielt und einen stellvertretenden Abteilungsleiter von der HSO ins Krankenhaus gebracht.«
»Ich habe nicht gesagt, dass er nicht gefährlich ist. Jähzornige Kinder können sehr gefährlich sein und haben mir schon immer eine Heidenangst gemacht.«
»Dann ist er Ihrer Theorie zufolge also ein jähzorniger, unreifer, von der HSO trainierter Killer.«
»So ungefähr.«
Peabody blies sich den glatten Pony aus der Stirn.
»Ziemlich erschreckend, finde ich. Und wie wollen wir ihn fangen?«
»Das weiß ich noch nicht genau.« Eve wollte ihre Füße auf die Schreibtischplatte legen, fuhr aber zusammen, als bei der Bewegung ein stechender Schmerz von ihren Schultern bis in ihre Zehen zog. »Scheiße.«
»Sie sollten wirklich etwas gegen die Prellungen und blauen Flecken unternehmen.«
»Mein Hirn ist unverletzt. Ich kann immer noch denken. Am besten halten wir als Nächstes eine Besprechung mit dem Team und mit den Zivilisten ab und sorgen dafür, dass Bewegung in die Sache kommt.«
»Sie wollen Reva Ewing weiter in die Ermittlungen mit einbeziehen?«
»Sie war zwei Jahre mit dem Kerl verheiratet. Auch wenn die Ehe vor allem praktisch für ihn war, hat sie in der Zeit bestimmt ein paar Dinge über ihn gelernt. Bestimmt kennt sie ein paar seiner Gewohnheiten, ein paar von seinen Träumen, weiß, wo er sich gerne aufhält. Falls Sparrow überlebt,
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