Im Tod vereint - Divided in Death (18)
versuchte, sich ihm zu entziehen, hielt er sie mit beiden Händen fest. »Ein gewisser Richard Troy hat ihn vom Flughafen abgeholt.«
Jetzt riss sie so entsetzt die Augen auf, wie er es sonst erlebte, wenn sie aus einem Albtraum hochfuhr und nicht wusste, wo sie war. »Das hat nichts mit unserem Fall zu tun. Wir müssen uns auf unsere Ermittlungen konzentrieren. Ich muss -«
»Ich weiß, dass du nicht willst, dass ich in deiner Vergangenheit wühle, und das habe ich auch nie getan.« Ihre Hände waren eisig, und er wünschte sich, er könnte irgendetwas tun, um sie zu wärmen. »Ich hatte auch letzte Nacht nicht vor, in deiner Vergangenheit zu wühlen. Ich wollte mich einfach vergewissern, dass meine Familie nicht unter Beobachtung steht. Die Verbindung zwischen unseren Vätern …« Er hob ihre steifen Hände vorsichtig an seinen Mund. »Wir können nicht so tun, als ob es sie nicht gegeben hätte. Ich will dir ganz bestimmt nicht wehtun. Ich ertrage es nicht, dir wehzutun.«
»Lass mich los.«
»Tut mir leid, das kann ich nicht. Ich habe versucht mich davon zu überzeugen, dass es besser wäre, dir nichts zu erzählen. Ich habe mir gesagt, dass du es weder wissen musst noch wissen willst. Aber ich kann dir diese Sache einfach nicht verschweigen. Das täte dir noch mehr weh, und es wäre obendrein beleidigend für dich, wenn ich dich so behandeln würde, als würdest du die Wahrheit nicht ertragen.«
»Ein guter Trick«, erklärte sie mit rauer Stimme und sah ihn aus brennenden Augen an. »Ein wirklich guter Trick.«
»Vielleicht, aber trotzdem ist es wahr. Ich muss dir einfach sagen, dass ich etwas herausgefunden habe, und dann musst du entscheiden, wie viel du davon hören willst.«
»Ich muss darüber nachdenken!« Jetzt riss sie ihre Hände los. »Ich muss erst mal darüber nachdenken. Lass mich also in Ruhe, damit ich überlegen kann.« Damit sprang sie vom Bett, stürmte in das angrenzende Bad und warf die Tür hinter sich zu.
Fast wäre er ihr hinterhergelaufen, doch als er sich fragte, ob er damit ihr oder sich selbst einen Gefallen täte, war er sich nicht ganz sicher, und so wartete er ab.
Sie nahm eine kochend heiße Dusche, und bis sie damit fertig war, schlug ihr Herz fast wieder normal. Dann blieb sie zu lange in der Trockenkabine stehen, doch als ihr schwindlig wurde, sagte sie sich, sie bräuchte einfach einen Kaffee. Einen möglichst starken Kaffee, weiter nichts. Vor allem aber müsste sie diesen ganzen Unsinn aus dem Kopf bekommen.
Sie musste ihre Arbeit machen. Patrick Roarke, ihr eigener Vater und auch Dallas waren vollkommen egal, verdammt noch mal, sie waren vollkommen egal. Sie hatten mit ihrer Arbeit nicht das Mindeste zu tun, und sie konnte es sich ganz einfach nicht leisten, ihren Kopf mit derartigem Schwachsinn anzufüllen, solange der aktuelle Fall nicht abgeschlossen war.
Am liebsten hätte sie den Spiegel über dem Waschbecken zertrümmert, als ihr daraus ihr kreidiges, panisches Gesicht entgegensah.
Stattdessen wandte sie sich ab, hüllte sich in ihren Morgenmantel und kehrte ins Schlafzimmer zurück.
Auch Roarke war inzwischen aufgestanden und trug einen Morgenrock. Als sie zu ihm hinüberlief, drückte er ihr schweigend einen Becher Kaffee in die Hand.
»Ich will nichts davon wissen. Kannst du das verstehen? Ich will nichts davon wissen.«
»Also gut.« Er strich ihr sanft über die Wange. »Dann ist das Thema abgehakt.«
Er sagte nicht, dass sie ein Feigling war. Er dachte nicht einmal, dass sie ein Feigling war. Er liebte sie und würde sie niemals verachten, was sie auch immer tat.
»Ich will nichts davon wissen«, wiederholte sie. »Aber du musst es mir trotzdem sagen.« Sie ging zu der Sitzgruppe hinüber und setzte sich, da sie nicht sicher wusste, ob ihre Beine sie noch lange tragen würden, vorsichtig auf einen Stuhl. »Er hieß Troy?«
Da er deutlich spürte, dass sie etwas Abstand zu ihm brauchte, nahm er ihr gegenüber auf der anderen Seite des niedrigen Tisches Platz. »Er hatte eine Reihe Decknamen, aber es sieht aus, als ob das sein richtiger Name war. Richard Troy. Es gibt eine Akte über ihn. Ich habe sie nicht ganz gelesen, sondern mich auf die … auf die Geschichte in Dallas beschränkt. Aber für den Fall, dass du sie selber lesen möchtest, habe ich sie kopiert.«
Sie hatte keine Ahnung, was sie wollte und was nicht. »Sie haben sich also in Dallas getroffen …«
»Ja. Dein Vater hat meinen am Flughafen abgeholt und zu dem Hotel gefahren,
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