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Im Totengarten (German Edition)

Im Totengarten (German Edition)

Titel: Im Totengarten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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sah mir forschend ins Gesicht.
    »Ich war gerade bei deinem Bruder. Seine Wunden verheilen langsam.«
    »Super, auch wenn ich mir weniger Sorgen um seine Beine mache als um seinen Verstand.«
    »Tut mir leid.« Er sah mich mit einem entschuldigenden Lächeln an. »Du kennst mich, ich bin nur für Fleisch und Knochen zuständig.«
    »Du hast alles in deiner Macht Stehende getan. Wofür ich dir wirklich dankbar bin.« Ich berührte flüchtig seinen Arm, und er öffnete den Mund, um irgendwas zu sagen, klappte ihn dann aber plötzlich wieder zu.
    Ich ging weiter den Gang hinauf, doch in meinem Rücken wurden keine Schritte laut. Erst hinterher wurde mir klar, dass er eine lange Zeit dort im Korridor gestanden haben musste, um mir hinterherzusehen.
    Will schlief, als ich in sein Zimmer kam. Die Vorhänge waren nicht zugezogen, obwohl es schon lange dunkel war, und ich blickte auf das von Lampen erhellte Quadrat des Great Maze Pond. Drei Krankenschwestern, deren Schicht gerade geendet hatte, rannten eilig auf einen dort abgestellten Wagen zu, denn in Kürze fing in den Pubs die Happy Hour an. Wills Arme zuckten unruhig hin und her. Ich setzte mich auf seine Bettkante, brachte es aber nicht über mich, ihn zu berühren. Denn sein Haar war feucht vom Schweiß, der zusammen mit diversen Giften aus sämtlichen Poren seines Körpers rann.
    »Verdammt, Will«, murmelte ich. »Was in aller Welt hast du getan? Wach endlich auf, damit du es mir sagen kannst.«
    Kurzfristig hatte ich den Eindruck, dass er wirklich zu sich kam. Flatternd gingen seine Augen auf, und er schien mich zu erkennen. Denn sein Blick verharrte während eines Augenblicks auf meinem Gesicht, bevor er abermals in einen nervösen Schlaf versank.
    Ich versuchte, Cheryl Martins Worte zu verdauen. Dabei schmerzte meine Brust, als hätte ich zu lange den Atem angehalten, und am liebsten hätte ich Will angeschrien und ihn gezwungen, mir zu erklären, warum er Ray Bensons Handlanger geworden war.
    Als ich am nächsten Tag erwachte, war das Erste, was mir einfiel, dass am Abend die Premiere von Chicago war. Dies war Lolas großer Tag, und da sie abends schließlich auf der Bühne stehen musste, kam sie doch sicher bald zurück. Mein Handy lag auf meinem Nachttisch, machte jedoch nicht das leiseste Geräusch, wie ein Kleinkind, das aus irgendwelchen Gründen schmollend in der Ecke saß.
    Angie hoffte offenkundig auf das nächste ausgedehnte Frühstück auf Kosten der Steuerzahler, und als ich ihr sagte, dass ich vorher noch aufs Laufband wollte, stand sie wie ein begossener Pudel da.
    Im Fitnessraum drängte sich eine Schar chinesischer Geschäftsmänner, die so langsam und geschmeidig ihr Tai Chi verrichteten, als hätten sie alle Zeit der Welt. Ich rannte über eine halbe Stunde, bis ein schmaler Streifen Schweiß den Stoff meines T-Shirts ab der Mitte meines Brustkorbs dunkel werden ließ, doch aus irgendeinem Grund stellte sich die gewohnte Euphorie nicht ein. Es war, als hätte ich seit Jahren immer nur echten Kaffee genossen und als hätte man mir jetzt plötzlich dieses widerliche Instant-Zeug serviert.
    Ich ließ Angie erst mal fertig frühstücken, bevor ich ihr die schlechte Nachricht überbrachte, dass es heute früh einen Programmpunkt außerhalb von meinem Zimmer gab.
    »Ich muss jemanden in der Stadt besuchen«, klärte ich sie auf, und sie sah mich über den Rand von ihrer Zeitung hinweg an.
    »Können Sie ihr nicht sagen, dass sie hierherkommen soll?«
    »Nein.« Ich schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Und es geht nicht um eine Sie, sondern um einen Er.«
    Mit einem Mal war Angies Neugier geweckt. Sie hatte mich zwar in alle Einzelheiten ihrer Hochzeitspläne eingeweiht, mich aber bisher aus Höflichkeit nie nach meinem eigenen Privatleben gefragt. »Also gut dann, aber hauen Sie mir bloß nicht plötzlich ab.«
    Während Angie ihren Wagen holte, klingelte mein Handy, und ich nahm das Gespräch an, ohne zuerst auf das Display zu sehen.
    »Verdammt, Lola, wo steckst du?«
    »Was für eine Ausdrucksweise, Alice.« Meine Mutter klang noch kälter als gewöhnlich, so, als hätte sie die letzte halbe Stunde nackt in einer Wanne voller Eiswürfel verbracht.
    »Tut mir leid, Mum«, murmelte ich.
    »Wenigstens habe ich eine gute Nachricht, Alice«, sagte sie in einem Ton, der deutlich machen sollte, dass ich mich in höchstem Maße glücklich schätzen durfte, weil ich diese Botschaft von ihr überbracht bekam. »Dein Bruder hat heute früh hallo zu mir

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