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Im Totengarten (German Edition)

Im Totengarten (German Edition)

Titel: Im Totengarten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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gewohnt unergründlichen Gesichtsausdruck.
    »Wo ist Burns?«, fragte ich in unfreundlichem Ton.
    »Er sitzt in einer Besprechung fest und bittet Sie, ihn zu entschuldigen.« In einer freien Parkbucht hielt er an und wandte sich mir zu, als ich in den Wagen stieg.
    »Können wir bitte einfach fahren? Am besten bringen wir es so schnell wie möglich hinter uns.«
    »Okay.« Er hielt beide Hände hoch. »Aber vorher sollte ich Sie um Verzeihung bitten, oder nicht?«
    »Das sollten Sie«, stimmte ich zu. »Nur ist die große Frage, ob Sie wissen, wie man so was macht.«
    »Es fällt mir ganz bestimmt alles andere als leicht.« Er massierte sich den Nacken. »Weil ich nämlich Spanier bin. Meine Familie stammt aus Valencia.«
    »Soll das eine Entschuldigung für Ihr Verhalten sein?«
    »Spanische Männer entschuldigen sich nicht.« Seine Miene war wie immer ernst, seinem Ton zufolge aber machte er möglicherweise einen Scherz. »Das wäre ein Zeichen von Schwäche. Una perdida de honor.«
    »Was heißt una perdida de honor?«
    »Ein Verlust der Ehre.«
    »Vielleicht täte Ihnen das ja sogar gut. Sagen Sie einfach, dass es Ihnen leidtut, und dann fangen wir noch mal von vorne an.«
    Er atmete tief durch. »Le ruego que me disculpe.«
    »Woher soll ich wissen, dass das keine Beleidigung oder so ist?«
    »Glauben Sie mir, dieser Satz ist mir bestimmt nicht leichtgefallen.«
    Statt sich wie erwartet abzuwenden, blickte er mich weiter so durchdringend an, dass schließlich ich diejenige war, die unbehaglich aus dem Fenster sah. Er studierte mein Gesicht, als präge er sich meine Augenfarbe und die Form meines Mundes für alle Zeiten ein.
    »Sollten wir nicht langsam fahren?«
    »Wenn Sie darauf bestehen.« Endlich legte er die Hände wieder auf den Lenker, fädelte sich in den Verkehr auf der Newcomen Street, und ich sah ihn von der Seite an. Eine Strähne seiner eindeutig zu langen schwarzen Haare fiel ihm in die Stirn, und mit seinem Dreitagebart wirkte er trotz der teuren Kleider etwas ungepflegt. Ich fragte mich, was seine Frau wohl davon hielt, dass er jeden Abend spät nach Hause kam. Aber vielleicht führten sie ja eine dieser Ehen, in der niemand Fragen stellte und in der die Partner jeweils einfach machten, was sie wollten, ohne dass deshalb einer dem anderen irgendwelche Vorhaltungen machte.
    »Ich wette, Burns musste Sie ziemlich überreden«, stellte er fest.
    »Und ob. Ich wünschte mir, ich hätte nein gesagt.« Ich starrte aus dem Fenster, während es im Schritttempo die Walworth Road hinunterging. Eine Gruppe verschleierter Frauen stand vor einem Supermarkt, in dem es nach dem Islam erlaubte Waren gab, doch wegen der schwarzen Schleier, die sie vor ihrem Mund trugen, konnte ich nicht sehen, ob sie miteinander sprachen oder nicht. »Denn lustig wird das sicher nicht.«
    »Ich dachte, es wäre eine Leidenschaft von Psychologen, zu ergründen, wie kranke Gehirne funktionieren.«
    »Das ist es auch, aber es hat einfach keinen Sinn, mit Psychopathen zu arbeiten. Weil man nur die wenigsten von ihnen überhaupt behandeln kann. Wenn Sie eine Persönlichkeitsstörung haben, gibt es für Sie niemand anderen als nur Sie selbst. Dann gehen Sie über die Leichen Ihrer eigenen Kinder, um Ihre Ziele zu erreichen, und haben dabei nicht das geringste Schuldgefühl.«
    Alvarez blickte mich an. »Klingt, als hätten Sie Angst.«
    »Ich habe keine Angst. Ich bin einfach nur etwas besorgt.«
    »Was ja wohl dasselbe ist.«
    Ehe ich ihn korrigieren konnte, bog er von der Straße auf den Klinikparkplatz ab. Ich hatte schon immer eine Schwäche für das Maudsley und für Denmark Hill gehabt. Denn ich hatte hier meine Ausbildung gemacht und mir fünf Jahre lang mit Tejo eine Wohnung direkt an der Bahnlinie von Camberwell geteilt, in der jede Viertelstunde das Geschirr im Küchenschrank geklappert hatte, wenn ein Zug an unserem Haus vorbeigefahren war. Aber daran hatten wir uns schon nach kurzer Zeit gewöhnt.
    Ich lief hinter Alvarez auf den Eingang des Krankenhauses zu. Ich liebe die Pracht dieses Gebäudes mit den dicken Säulen und den schwarzweiß karierten Marmorböden. Das Maudsley war zur Zeit von Queen Victoria auf einem Fundament wissenschaftlicher Zuversicht errichtet worden, als man davon ausgegangen war, dass sich selbst Wahnsinn heilen ließ.
    Alvarez trottete vor mir durch das Treppenhaus und atmete sogar im vierten Stock noch vollkommen normal. Am liebsten hätte ich ihn zu einem Rennen bis in mein Büro im Guy’s

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