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Im Visier des Todes

Im Visier des Todes

Titel: Im Visier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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nötig war. Bei diesem … Blau.
    Er schmunzelte noch immer, während er ihre zerwühlte Hochsteckfrisur betrachtete, die schwarzen Strähnen, die befreit herumfliegen würden, sollte sie dem Temperament ihres Rockes nachgeben und ihm mit ihren sherryfarbenen Augen einen Olé!-Blick zuwerfen; schmunzelte, als ihre Stimme in ihm nachklang, so angenehm ruhig und Ausrufezeichen-fern.
    Sie zitterte leicht. Der Mantel lag schwer auf seinen Schultern. Er hätte gern die ihren mit ihm bedeckt.
    Einer ihrer Absätze hatte sich tief in den Kiesweg gegraben, den anderen Fuß hielt sie leicht schräg. Mit fahrigen Bewegungen zerrte sie etwas aus dem Kuvert, anscheinend Fotos. Die ersten zwei oder drei sah sie noch durch, dann rauschten die Bilder auf den Gartenweg. Sie schwankte. Ihre Beine knickten ein.
    Er wusste gar nicht, wie er ihren Sturz abgefangen hatte, wie ihr Körper in seine Arme gelangt war. Er stand einfach da und hielt sie fest, eine gemütliche Weiblichkeit in Konfektionsgröße 38. Das ungeschminkte Gesicht zeichnete sie mädchenhaft. Das Haar floss über seinen Arm.
    Er umfasste sie fester, ging in die Hocke und raffte die Bilder zusammen. Unbesehen stopfte er alles samt Umschlag in seine Manteltasche und kam hoch. Das platinblonde Mädchen aus dem Hinterhof stand rauchend an der Hausecke, beobachtete ihn und ließ die Asche achtlos auf ihre High Heels fallen.
    Im Flur schwängerten Essensdunst, Parfüm und Schweiß vieler Menschenkörper die Luft, links führte eine steile Treppe hoch und versprach Zuflucht. Besser.
    Der erste Raum, den er oben erwischte, entpuppte sich als ein Schlafzimmer, das ihn mit konsequenter Geschmacklosigkeit begrüßte. Moosgrüne Tapete, eine violette Mosaik-Lampe aus Buntglas, die Gardinen wild gesprenkelt, als wären mehrere Farbtöpfe explodiert.
    »Ich wüsste gern den Namen des Innenarchitekten«, hauchte er dem blassen Gesicht entgegen, das so friedlich an seiner Brust ruhte. Er erinnerte sich daran, wie er zu seinem wichtigsten Shooting – damals mit Kate Moss – mit einer Wegwerfkamera aufgetaucht war. Sie hatte ihn verdutzt angeschaut und gefragt: » Ernsthaft? « – » Ernsthaft « , hatte er erwidert und die ersten Bilder geknipst. Jetzt, inmitten dieses künstlerischen Mutes, der ihn umgab, dachte er darüber nach, wann er zum letzten Mal selbst so unverschämt rebellisch, so frei gewesen war.
    Er ließ sie auf das Bett sinken und rollte die Decke zusammen, um ihre Beine hochzulegen. Sie hatte einen Schuh verloren – unter anderen Umständen hätte er die Empfehlung ausgesprochen, beide einzuäschern. Aber der Rebell in ihm fing an, in diesem intensiven Blau den freien Fall zum Himmel hinauf zu fühlen, allen Gesetzen der Realität entgegen.
    Ihre Brust hob und senkte sich etwas schneller. Der Spalt der Bluse ließ ein goldenes Kettchen mit einem Zwillingsanhänger aufblitzen, der in der Tiefe ihres Dekolletés versank.
    Unter einer Vase zog er einen gehäkelten Untersetzer hervor, machte ihn im Bad nass und setzte sich an ihr Bett. Leah. Zu nah, der Name, zu nah an seinem Abgrund, der jede Nähe irgendwann taub machte.
    Er wischte ihr den Schweißfilm von der Stirn.
    Ihr würde mulmig sein.
    Vielleicht nicht direkt übel, es würde ihr bloß schwerfallen, klar zu denken. Oder es würde sich alles wie auf einem Karussell drehen, von dem man nicht abspringen kann, egal, wie sehr man es möchte. Er wusste noch, wie es war …
    »Ruhe in Frieden«, beschwor er und ballte die Hände. In der rechten – schon wieder der Rollfilm.
    Menschen, weite Räume und Flure, Stimmen, helles Licht. So hell, dass alles darin ohne Halt zu schweben schien. Bis die Geräusche zu verstummen und die Räume sich zu entfernen begannen, bis Leah merkte, wie sie davonglitt – zu einem Mann. Das Gesicht kam ihr fremd vor, gleichzeitig jedoch ein wenig vertraut, und womöglich lag es an diesem Hauch von Vertrautheit, dass sie sich so behaglich fühlte. Er neigte den Kopf tiefer zu ihr. Ein paar kastanienbraune Haarsträhnen fielen ihm in die hohe Stirn. Die blauen Augen – blaugrün wie das Meer, das Céline so gemocht hatte – schauten auf sie herab, zwischen die Brauen hatte sich eine Sorgenfalte gegraben.
    Sie musste aufwachen. Eindeutig. Bevor sie noch anfing, bei diesem Traum von einem Traummann zu hecheln.
    Doch als sie die Lider endgültig aufschlug und die Umgebung nicht mehr vor ihrem Blick zurückwich, war er immer noch da. Ihre Hände glitten über die Biberbettwäsche, während

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