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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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und sprengten sie auseinander. Die Eindringlinge bekamen bitter zu spüren, was es bedeutet, alten finnischen Boden erobern zu wollen. Das kann der wackere finnische Kämpe nicht verzeihen, sondern er rächt sich gnadenlos für solche Versuche, ohne sich auch nur im Geringsten um die mehrfache Übermacht des Gegners zu kümmern.
    Nur ein Mann wollte sich Major Remes’ Infanteriebataillon nicht ergeben. Es handelte sich um einen Zivilisten, den man im Gelände am Berg Potsurainen, am Unterlauf des Kuopsubaches nahe des Potsuraissees, angetroffen hatte.
    Der Melder des Majors wusste zu berichten, der fragliche Mann sei etwa dreißig Jahre alt, trage Wanderkleidung und habe sein Lager neben einem Sandhügel errichtet. Es gebe dort ein Geröllfeld von zwei Ar. Dort habe der schwere Granatwerferzug des Bataillons seine Stellungen ausbauen wollen und den Mann deshalb aufgefordert, Platz zu machen. Doch dieser habe sich über die Forderung regelrecht aufgeregt und sei nicht bereit gewesen, sich von der Stelle zu rühren. Als der Zugführer versucht habe, das Geröllfeld gewaltsam zu räumen, habe der Mann einen Dolch gezückt und gedroht, jeden zu töten, der es wagen würde, Hand an ihn zu legen. Außerdem habe er den Granatwerferzug mit faustgroßen Steinen beworfen. Der Zugführer habe daraus gefolgert, dass es sich um einen gefährlichen Verrückten handle, und er habe seine Männer an einen anderen Platz in einiger Entfernung kommandiert, wo neue Stellungen gebaut worden seien.
    Major Remes vermerkte den Aufenthaltsort dieses seltsamen Mannes auf seiner Karte. Er beschloss, den Wanderer zu besuchen, sowie das Manöver beendet wäre und sein Urlaub begänne.
    Das Manöver dauerte zwei Tage länger als vorgesehen, denn tausende Männer waren im Kampfgebiet verstreut, und sie zu sammeln war harte Arbeit. In der Abschlussbesprechung des Manövers wurde nicht mit kritischen Worten gespart, doch als die ausländischen Militärattachés die großartigen Kampfesleistungen der Blauen, also der Finnen, in den höchsten Tönen zu loben begannen, beschloss man, die Sache zu vergessen und als Lehre und warnendes Beispiel zu notieren. Der Verantwortliche für das Manöver, Generalmajor Suulasvuo, wurde später im Herbst zu einem Vortrag an die französische Militärakademie eingeladen. Man bat ihn um eine detaillierte Darstellung der Planungs- und Kampfverfahren, mit denen es den wackeren finnischen Soldaten gelungen war, den zahlenmäßig überlegenen Feind in Lappland zu besiegen. Ein einziges finnisches Bataillon hatte innerhalb von zwei Tagen die Truppen sowohl der »Russen« als auch der »Nato« eliminiert. Eine derartige Gefechtskunst hatte man in Europa seit den Zeiten von Suomussalmi und Raate nicht mehr gesehen.

2. TEIL

6
    Oiva Juntunen war unerbittlich geblieben. Der Granatwerferzug wollte ihm den Hügel auf dem Geröllfeld streitig machen, um von oben Übungsgranaten abzuschießen, doch das konnte er nicht zulassen. Im Geröllfeld lag zu viel Gold, als dass einfältige Rekruten dort herumtrampeln durften. Er musste erst den Dolch ziehen, ehe sie glaubten, dass es ihm ernst war.
    Drei Tage und Nächte saß Oiva Juntunen da und bewachte das Geröllfeld. Dann war das Manöver beendet, und die Soldaten mit ihren Granatwerfern verschwanden. Oiva Juntunen machte sich ein kleines Lagerfeuer und schlief zum ersten Mal nach langer Zeit wieder ruhig.
    Dann gingen ihm das Brot und die Wurst aus. An Unannehmlichkeiten herrschte hingegen kein Mangel. Er hatte sich verirrt, war todmüde und von Mücken zerstochen. Zuweilen fürchtete er, verrückt zu werden. Aber das Gold konnte er unmöglich hier liegen lassen. Er musste es vorläufig noch bewachen, und wenn es sein Leben kostete.
    Zur gleichen Zeit nahm Major Remes vom Kuopsu her Kurs auf Oiva Juntunens Lager. In seiner Karte hatte er sich die Stelle mit dem Vermerk Lager des Verrückten gekennzeichnet. Der Major hatte jetzt Urlaub, er war schwer verkatert, aber ansonsten zufrieden. Ein ganzes freies Jahr lag vor ihm. Wie er es nutzte, würde sich zeigen. Er hatte keine Eile.
    Major Remes ging zunächst am Kuopsu vorbei nach Norden ins Juha-Vainaan-Maa, dann hielt er sich nordwestlich in Richtung Potsurainen. Nach einem Marsch von fünf Kilometern kam er im Lager des Verrückten an.
    Oiva Juntunen schlief am erloschenen Lagerfeuer. Sein Gesicht war mit Mücken bedeckt. Der Bursche schien in ziemlich elendem Zustand zu sein.
    Major Remes setzte seinen Rucksack ab und machte sich

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