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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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daran, das Feuer zu schüren. Es war Abend, die Luft kühl. Nachts könnte es kalt werden. Der Major beschloss, aus Reisern eine Schutzhütte zu bauen. Zuerst wollte er jedoch Kaffee kochen und Dosenfleisch und Knäckebrot essen. Auch ein Schnaps wäre nicht übel, aber alle Flaschen mit Pomeranzengetränken waren bereits geleert.
    Der Major stellte fest, dass der schlafende Verrückte kein echter Wildmarkwanderer war. Er besaß zwar eine entsprechende Ausrüstung, aber an der Art, wie er Feuer gemacht und sich verpflegt hatte, sah man, dass er vom Verhalten in diesen Landstrichen keine Ahnung hatte. Er wirkte wie ein verwöhntes Muttersöhnchen. Aber zäh war der Bursche, hatte er doch einem ganzen Granatwerferzug Widerstand geleistet. Der Major wusste so etwas zu schätzen.
    Als das Feuer prasselte und Wärme verbreitete, erwachte der Schläfer plötzlich. Major Remes begrüßte den Mann, doch der zeigte kein Interesse am Austausch von Höflichkeiten, sondern sprang auf und rannte aufs Geröllfeld hinaus. Dort setzte er eine wilde Miene auf und zückte seinen Dolch.
    »Ich bin Major Remes. Hier wäre Kaffee, wenn Sie möchten.«
    Der entkräftete Oiva Juntunen war völlig durcheinander. Was hatte ein Major hier zu suchen? Steckte er mit Siira unter einer Decke? Oiva Juntunen beschloss, bis zum Schluss um seine Goldbarren zu kämpfen.
    Remes erkannte, dass der Mann aus dem Gleichgewicht war. Verrückt, so schien es. Er hatte sich vielleicht verirrt, Hunger gelitten und den Verstand verloren. Der Major bekam Mitleid mit dem geschwächten Wanderer. Ein magerer Städter ... Man musste dem armen Kerl jedenfalls erst mal etwas zu essen anbieten, vielleicht käme er dann zu sich.
    Der Major goss Kaffee in einen Becher und rührte Zucker hinein. Dann öffnete er eine Büchse mit einem halben Kilo Rind- und Schweinefleisch, bestrich eine Knäckebrotscheibe dick mit Butter und belegte sie mit tüchtigen Stücken von dem Konservenfleisch. Schließlich brach er noch eine große Tafel Partisanenschokolade auseinander und stellte alles auf einem flachen Stein zurecht. Er machte einladende Handbewegungen und zog sich aus der Nähe des Lagerfeuers zurück.
    Oiva Juntunen stellte fest, dass der Major keine sehr bösen Absichten zu haben schien, da er ihm Essen anbot. Er beschloss, die Einladung anzunehmen, behielt aber die ganze Zeit den Dolch in Griffweite, falls der Offizier auf die Idee käme, ihn anzugreifen.
    Während Oiva Juntunen aß, baute Remes sich etwa zwanzig Meter vom Feuer entfernt eine kleine Schutzhütte. Er redete beruhigend auf seinen verrückten Kameraden ein, der mit Appetit Brot und Fleisch verzehrte und auch den Kaffee trank. Aber Antworten gab der Mann nicht. Als er aufgegessen hatte, zog er sich auf das Geröllfeld zurück, legte sich hin und schlief bald ein. Soll der Verrückte doch schnarchen, dachte der Major, morgen früh reden wir weiter.
    Am frühen Morgen erwachte Oiva Juntunen munter und bei klarem Verstand. Essen und Schlaf hatten seine Kräfte wiederhergestellt. Sofort begannn er, sich eine passende Tarngeschichte zurechtzulegen, die er dem Major auftischen konnte, wenn dieser erwachte. Er wollte weder seinen richtigen Namen nennen noch sonstige wahrheitsgemäße Angaben zu seiner Person machen.
    Auf jeden Fall durfte der Major nicht wieder fortgehen. Oiva Juntunen hatte aus seinem Fehler gelernt. Allein würde er es nicht schaffen, aus dieser gottverlassenen Gegend herauszufinden.
    Oiva Juntunen kochte den Morgenkaffee, trank einen Becher davon, wusch sich das Gesicht im Bach und weckte dann Major Remes.
    »Wachen Sie auf, Major ... es gibt Kaffee.«
    Während Remes Kaffee trank, fragte Oiva, wo man sich befand. Der Major zeigte ihm den Standort des Lagers auf der Karte. Im Osten lag das Dorf Pulju, bis dahin waren es knapp fünfzehn Kilometer. In westlicher Richtung lagen weitere Wildmarkgebiete. Nach Raattama waren es zwei Meilen. Man befand sich etwa an der Grenze zwischen Kittilä und Enontekiö, noch auf der Kittilä-Seite.
    Bevor Oiva Juntunen anfing, dem Major seine Lügengeschichte aufzutischen, versuchte er, sein gestriges Verhalten zu erklären.
    »Ich war abends ziemlich müde, hatte mich verirrt und war ein bisschen nervös.«
    »Die Jungs mit den Granatwerfern haben dich hier wohl mächtig erschreckt?«, fragte Remes, während er Kaffee schlürfte. »Man hat es mir erzählt, deshalb bin ich hergekommen.«
    »Na ja, ein bisschen. Ich habe mich aufgeregt, weil die hier mit

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