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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Klauen des Mörders nicht reichen.
    Wenn nur Major Remes zurückkäme! Allein würde Oiva in der Wildmark nicht klarkommen und sich auch nicht wohl fühlen.
    Er dachte sehnsüchtig an seine luxuriöse Wohnung in Stockholm. Welch herrliches Leben hatte er dort geführt! Gutes Essen, ausgezeichnete Weine, wunderbare Musik und gebildete Freunde, ... und wenn es ihn nach entgegenkommender weiblicher Gesellschaft verlangte, brauchte er nur Stickan anzurufen, und die Sache ging ihren Gang. Die Polizeibeamten machten zwar einmal im Monat ihre Kontrollbesuche, aber auch an die Bullen gewöhnte man sich, wenn man Jahr für Jahr mit ihnen zu tun hatte.
    Manchmal war es vorgekommen, dass die Beamten nicht zu dem Zeitpunkt erschienen, da Oiva Juntunen sie normalerweise erwartete. Dann fühlte sich der Verbrecher einsam und verlassen. Wie ein schwerkranker Patient, den kein Angehöriger oder Freund besuchte. Andererseits machte es ihm auch Angst: Plante die Polizei eine besondere Gemeinheit, da sie die Haussuchung hinauszögerte? Wenn dann die Kripobeamten nach ein paar Tagen ungewissen Wartens erschienen, scheinbar überraschend, war alles wieder wie immer, sicher und angenehm. Ganz offensichtlich genossen auch die Polizisten diese Besuche. Oiva Juntunen war ein guter Gastgeber. Er zog bereitwillig die Kommodenschubladen auf, schlug das Bettzeug vorsorglich auseinander und klopfte hinter den Bildern an die Wände, um zu zeigen, dass nach der letzten Durchsuchung keine Geheimfächer eingebaut worden waren. Und bei jedem Besuch hatten die Polizisten Gelegenheit, einen hervorragenden Jahrgangswein zu kosten und ein wenig Salzgebäck zu knabbern, als Würze ihrer sonst so eintönigen Alltagsroutine.
    Remes blieb vier Tage in Kittilä. Oiva Juntunen war zwar ein Stadtgauner, dennoch kam er einigermaßen zurecht. Hilfreich waren dabei die vom Major hinterlassene Partisanenverpflegung und die als Regenschutz gebaute kleine Hütte.
    Lediglich die Zeit wurde ihm lang. Er musste an die Jahre seiner Jugend denken, die er im Gefängnis verbracht hatte. Auch damals hatte er Zeit in Hülle und Fülle und keine interessante Beschäftigung gehabt. Er hatte sich damit abgelenkt, im Geiste die kompliziertesten Fluchtpläne zu entwickeln. Jetzt wandte er dieselbe Methode an, aber irgendwie war die Situation fremd, und die Planung verschaffte ihm nicht dieselbe Befriedigung wie damals. So beschloss er, in der näheren Umgebung Beeren zu sammeln. Er fand ein paar Heidelbeeren. Besonders schmackhaft waren sie allerdings nicht, sie waren wohl noch nicht reif. Auf dem Rückweg fiel er in ein Morastloch und wurde nass bis an den Gürtel. Auch die Brieftasche samt Inhalt war durchfeuchtet.
    Er zündete ein Feuer an, um seine Kleidung zu trocknen. Die Fünfhundertmarkscheine nahm er aus der Brieftasche und breitete sie auf einem Stein zum Trocknen aus. Er kam sich ziemlich kläglich vor.
    Plötzlich bekam Oiva ungewöhnlichen Besuch. Es war ein junger Fuchs, der sich mächtig für den am Feuer hantierenden halbnackten Mann zu interessieren schien. Oiva warf ihm Wurststückchen hin, da er vermutete, das Tier habe Hunger.
    Das kleine, zottige Füchslein kannte noch keine Angst vor dem Menschen, nicht mal vor einem Berufsverbrecher. Es hatte so großen Hunger, dass es sich bald an die ausgestreuten Bissen heranschlich, um sie zu beschnüffeln. Und da sie gut rochen, verschlang er diese und alle weiteren, die ihm vorgeworfen wurden. Er wagte sich sogar bis auf zwanzig Meter ans Feuer heran.
    Als die Fünfhundertmarkscheine auf dem Stein trocken waren, wurden sie leicht und flatterten im sanften Wind davon. Oiva Juntunen lag am Feuer und merkte nicht gleich, wie sich sein Geld in der Umgebung verteilte. Aber der Fuchs sah es und glaubte, man werfe ihm wieder saftige Bissen hin. Kühn schnappte er sich einen der Scheine und trug ihn in der Schnauze davon.
    Als Oiva Juntunen entdeckte, was der kleine Fuchs mit seinem Geld machte, sprang er auf, um sein übriges Vermögen einzusammeln. Der Fuchs rannte mit dem Fünfhunderter durch das Moor, und Oiva bekam ihn nicht wieder zurück. Die anderen Scheine las er vom Flechtenboden auf und verstaute sie schleunigst wieder in seiner Brieftasche. Er war jetzt um fünfhundert Finnmark ärmer als vor seiner Begegnung mit dem Tier.
    Gegen Abend tauchte der kleine Fuchs wieder auf, wahrscheinlich wollte er neue Bissen erbetteln. Oiva Juntunen rief ihm zu, es sei kriminell, einem Menschen Geld zu rauben, und er wäre gut

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