Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
beraten, wenn er den gestohlenen Schein wiederbrächte. Doch der kleine Fuchs blickte Oiva nur treuherzig in die Augen und machte keine Anstalten, das Geld zurückzugeben. Er zeigte seine Zahnreihen, woraus zu schließen war, dass er keinerlei Gewissensbisse hatte. Oiva Juntunen warf ihm ein wenig Knäckebrot und Wurst hin und sagte sich:
    »Soll er seinen Schein behalten. Ich habe schließlich Gold in Hülle und Fülle.«
    Es war herrlich, hin und wieder das Goldversteck aufzusuchen und über die kalte Oberfläche des Edelmetalls zu streichen. Oiva gab den schimmernden Barren viele feurige Küsse.
    Mit dem Dolch trennte er von der Kante eines Goldbarrens ein kleines Stück ab, um auszuprobieren, wie sich das edle Metall bearbeiten ließe. Es war fast ebenso weich wie Blei, durch kräftiges Schnitzen ließen sich Späne ablösen. Oiva Juntunen stellte zwei-, dreihundert Gramm Lapplandgold her. Mit der stumpfen Seite des Dolches klopfte er die Goldsplitter auf einem flachen Stein zu passender Größe und stilechtem Aussehen zurecht. Er vermutete, echtes Lapplandgold sei im Laufe der Jahrtausende in den Fjällbächen ziemlich glattgeschliffen worden, und so bemühte er sich, sein eigenes Gold in diesem Sinne tauglich zu machen. Die ganz kleinen Splitter mussten nicht extra bearbeitet werden, sie sahen schon so ganz passabel aus.
    Unterdessen versuchte Major Remes, in Kittilä seine Aufträge zu erledigen. Die ersten beiden Tage soff er wie ein Loch. Als er sich von einem furchtbaren Kater erholt hatte, machte er sich schließlich auf, die fürs Goldgraben und für das Leben in der Wildmark notwendige Ausrüstung zu besorgen. Er kaufte Goldwäscherschalen, Spaten und Äxte, Nägel, eine Säge, eine Hacke, ein Brecheisen, ein Mückennetz, einen Saunaofen und einen Wasserkessel, außerdem gewaltige Mengen an Kleidung und Proviant. Dann rief er Oberforstmeister Severinen in der Bezirksforstverwaltung von Rovaniemi an.
    »Guten Tag, hier Major Remes aus Kittilä. Sie haben draußen am Kuopsu, nah an der Grenze zu Enontekiö, eine leere Holzfällerhütte stehen. Könnte ich dort ein paar Monate wohnen?«
    Severinen hatte nichts dagegen. Er mochte nicht einmal Miete verlangen, da der künftige Bewohner immerhin hoher Beamter einer anderen staatlichen Organisation war, der Armee.
    Anschließend warb Remes in der Kneipe vier Besoffene als Träger an, stopfte die Kerle in ein Taxi und lud seine Einkäufe auf einen Anhänger. Man fuhr nach Pulju und von dort auf der Straße für Forstfahrzeuge zum Siettelöselkä. An jener Stelle hatte Remes während des Manövers seinen Befehlsstand gehabt. Dort wurde der Anhänger des Taxis entladen und die gewaltige Last auf die Schultern von fünf Männern verteilt. Der Wasserkessel war am schwersten zu transportieren, aber auch das bewältigte man, indem man ihn an eine Stange hängte, sodass er von zwei Männern getragen werden konnte. Man packte sogar noch einen Teil der Ess- und Haushaltswaren hinein. Die Lasten waren ungeheuer schwer, aber nach einer motivierenden Gabe in Form von Schnaps setzte sich die Karawane zügig in Bewegung. Remes führte sie zur Holzfällerhütte am Kuopsu, bezahlte die Männer und das Taxi und lief dann zum Potsurainen, um sich bei Assistent Asikainen zu melden.
    Das Wiedersehen des Majors und des Gauners war geradezu rührend. Die Männer schlugen sich auf die Schultern, rauchten gemeinsam und erzählten sich gegenseitig, wie es ihnen ergangen war. Sein Trinkgelage und die tausend Mark, die er an seine Tochter geschickt hatte, verschwieg der Major wohlweislich. Oiva Juntunen berichtete von dem kleinen Fuchs, der ihm fünfhundert Mark entwendet hatte. Er bat den Major um Aufmerksamkeit, pfiff lange, und nach einer Weile tauchte der Kleine am Waldrand auf. Er zeigte seine Zähne, sah den Männern gerade in die Augen und erwartete ganz offensichtlich Futter. Sie gaben ihm Knäckebrot und tauften ihn einmütig Fünfhunderter .
    Gegen Abend wanderten die Männer am Ostufer des Moores entlang zur Holzfällerhütte. Das lange Gebäude war in den fünfziger Jahren aus den Stämmen abgestorbener Kiefern errichtet worden, es bestand zur Hälfte aus einer mit Holzpritschen ausgestatteten Mannschaftsstube für fünfzig Personen. Auf der anderen Seite, dem so genannten Kopfende , befand sich der Raum für die Vorarbeiter, und dazwischen lagen die Wohnung der Köche und die Küche. Das Kopfende und der Raum der Köche waren durch eine Tür miteinander verbunden, zum

Weitere Kostenlose Bücher