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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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finnisches Arbeitspferd, aber einerlei, er litt trotzdem.
    Remes schürte das Feuer. »Das mit dem Gold könnte man tatsächlich mal ausprobieren. Es sind ja noch etliche Monate Zeit, bis der Winter kommt.«
    Oiva Juntunen bekam Mitleid mit diesem kantigen Adelsmann, der nicht einmal Geld für seine Lizentiatarbeit hatte. Ein Militär, ein Major, sogar ein Nachkomme von Baron Reuterholm, und redete jetzt von Armut. Oiva Juntunen holte die Brieftasche heraus und drückte dem Major fünftausend Finnmark in die Hand.
    »Nimm das fürs Erste. Grab nach Gold, oder wir suchen zusammen. Du kümmerst dich um die praktischen Dinge, ich sammle Flechten. Falls wir Gold finden, teilen wir uns die Ausbeute. Oder je nachdem, eben ganz wie wir uns einigen.«
    Der Major nahm verwundert das Geld entgegen. »Das stammt wohl vom Erbe deiner Tante? Wie kommt es, dass du einem fremden Mann vertraust?«
    »Ich vertraue dem Wort eines Adligen. An der Straße nach Pulju habe ich einen Leihwagen stehen. Fahr ihn in die Stadt und gib ihn zurück. Kauf die notwendigen Geräte: Hacken, Spaten, und was man so beim Goldgraben noch braucht. Und Proviant, wir bleiben ein paar Monate hier. Wir untersuchen Flechten und graben nach Gold. Was treibt uns denn? Schließlich haben wir alle beide Urlaub.«
    Der Major fragte sich verdutzt, wie dies alles zustande kam. Ohne dass ein einziger Faustschlag notwendig gewesen war, schob ihm dieser Mann ein Bündel Scheine zu. Was gab es doch für blauäugige Leute! Aber warum nicht? Mit so einem Burschen lohnte es sich, nach Gold zu graben, selbst wenn man nichts finden würde. Ein selten gutgläubiger junger Mann.
    Oiva Juntunen war zufrieden, dass die Dinge diese Wendung genommen hatten. Er hatte nun einen Helfer, einen Goldgräber-Offizier. Der Major in seiner Gutgläubigkeit tat ihm Leid. Manche Leute waren einfältig, und sie durften dann immer die schwerste Arbeit machen, sagte er sich.
    »Ich gehe gleich morgen los und hole aus Kittilä alles, was wir brauchen«, versprach der Major. »Aber zuerst bauen wir uns eine bessere Schutzhütte, in der wir beide anständig schlafen können.«
    Am Morgen verschwand der Major in seinem Tarnanzug in der sommerlichen Wildmark. Munter schritt er in seiner neuen Bestimmung einher, als freier Goldgräber, reichlich mit Scheinen ausgestattet. Oiva Juntunen hoffte, dass der Mann nicht auf Nimmerwiedersehen verschwände, doch da er seine Sachen im Lager gelassen hatte, würde er sicher zurückkehren. Irgendwie hatte Oiva das Gefühl, auf das Wort des Majors könne man sich verlassen.
    Nicht alle waren solche Gauner wie er selbst.
8
    Major Remes fand den gemieteten Wagen an der Landstraße, genau dort, wo sein Kamerad ihn abgestellt hatte. Er fuhr in schnellem Tempo nach Kittilä, wo er den Wagen beim örtlichen Vertreter der Autovermietung abgab. Wie sich herausstellte, war der Wagen auf den Namen Oiva Juntunen gemietet worden, und nicht Assistent Asikainen. Nun, vielleicht hatte Asikainen guten Grund, hin und wieder unter falschem Namen aufzutreten, dachte Remes gutmütig. Er selbst hatte schließlich ebenfalls den Einfall gehabt, sich als von Reuterholm vorzustellen. Sie waren quitt.
    Als er das Auto los war, eilte er zur Post, um seiner Frau nach Spanien zu telegrafieren. Er teilte ihr seinen Aufenthaltsort mit, oder vielmehr, dass er sich nirgendwo dauerhaft aufhalte. Dann rief er die jüngste Tochter an, die ihm verkündete, sie werde sich verloben und zu ihrem Bräutigam ziehen.
    »Verflucht! Was ist das für ein Windhund?«
    Die Tochter beschrieb ihren Freund mit sehr positiven Worten. Das verfettete Herz des Majors schmolz, besonders, als er daran dachte, dass nun seine väterlichen Pflichten auch hinsichtlich der Jüngsten erfüllt waren. Er wünschte ihr Glück und schickte ihr dann vom Geld Asikainens einen Scheck über tausend Finnmark. Anschließend betrat er eine Gaststätte und orderte Bier, im Herzen ein warmes, väterliches Gefühl.
    Oiva Juntunen betrachtete das endlose Kuopsumoor, das vor ihm lag. Mückenschwärme erhoben sich aus den Wasserlöchern und stießen ihre Rüssel in die Haut des Berufsverbrechers. Dies war also der vielgepriesene Zauber Lapplands? Die Glut der Moore, pfui Teufel.
    Vorläufig war es jedoch am klügsten, hier als Einsiedler zu leben. Irgendwann in diesen Tagen würde Siira freigelassen, und er würde sofort nach seinem verschwundenen Komplizen suchen. Er würde ihn verfolgen wie ein Windhund den Hasen. Aber bis hier würden die

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