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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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genommen hatte sich nie jemand die Mühe gemacht, ihn nach seinen Angelegenheiten zu fragen. Nicht seine Frau, nicht die Kinder, auch nicht seine Offizierskollegen oder die Rekruten. Es tat richtig gut, hier am Lagerfeuer einmal reden, von sich erzählen zu können. Was spielte es für eine Rolle, dass der Zuhörer ein Fremder, irgendein Assistent Asikainen war. Auch Bibliothekare waren schließlich Menschen.
    Der Major erzählte, er habe zunächst ganz normal seine Wehrpflicht abgeleistet und sei Fähnrich der Reserve geworden. Er habe allerdings schon hier zwei Auszeichnungen bekommen, eine im Sport und die andere im Schießen. (Das stimmte nicht, aber wieso musste alles der Wahrheit entsprechen?)
    »Dann bin ich auf die Kadettenschule gegangen, die dauert drei Jahre, zufälligerweise war ich in meinem Jahrgang der Beste.« (Der Zwanzigste, und das war noch nicht mal schlecht gewesen.) »Wo hast du übrigens gedient, Asikainen? Du bist ja wohl hoffentlich keiner von diesen Zivildienstleistenden, auch wenn du Flechten sammelst?«
    Oiva Juntunen schätzte, jetzt sei es am klügsten, wahrheitsgemäß zu antworten.
    »In der Brigade von Savo. Ich bin bloß Jäger, aus einer Holzbeinkompanie.«
    Der Major fuhr fort. Jetzt konnte er bei den militärischen Verdiensten einiges hinzudichten, da der andere von der Offizierslaufbahn keine Ahnung hatte.
    »Während der Kadettenschule habe ich meine Frau kennengelernt. Später, als Leutnant, war ich eine Weile Zugführer, aber bald bekam ich meine eigene Kompanie und eine Stelle als Oberleutnant. Es folgte ein Jahr Hauptmannskurs, das erste Kind wurde geboren ... Heute habe ich zwei erwachsene Töchter. Anschließend ging es gleich weiter auf die Militärhochschule, als Hauptsprachen hatte ich übrigens Französisch und Russisch, die sind heutzutage als Militärsprachen wichtiger als Deutsch und Englisch. Ein halbes Jahr war ich sogar in Frankreich auf einer Militärakademie. Als ich fertig war, habe ich als Dozent an der Militärhochschule gearbeitet. Der Weg führte dann natürlich in den Generalstab, aber ich bin auch international tätig gewesen. Auf Zypern und am Suez habe ich die finnischen UN -Truppen kommandiert, zuletzt im Sinai zusammen mit Siilasvuo die Friedensverhandlungen zwischen Ägypten und Israel organisiert, ... als seine rechte Hand sozusagen.«
    Dies alles war blanker Unsinn. Major Remes war sofort nach der Militärhochschule in den Truppenabteilungsdienst abkommandiert worden, er war weder in Frankreich noch im Sinai gewesen. Aber bei Oiva Juntunen kam die Geschichte gut an, denn der fragte interessiert:
    »Warst du wirklich bei den Friedensverhandlungen in der Wüste, an diesem Kilometerpfahl?«
    »Natürlich, genau dort. Wir haben UNO -Geschichte geschrieben. Aber Friedenssicherung ist ja auch die wichtigste Aufgabe eines Soldaten«, bekannte Remes bescheiden. »Zu den Golan-Höhen haben sie mich auch gerufen, ebenso jetzt in den Libanon, aber ich sah mich nicht mehr in der Pflicht. Ich finde nämlich, internationale Erfahrung muss zwischendurch auch in Finnland zur Anwendung kommen. Ein Offizier, der weltweite Erfahrung besitzt, sollte diese in der eigenen Armee verbreiten, sonst geht das erworbene Wissenskapital verloren, es veraltet und dient nicht dem Vaterland. Als ich in die Heimat zurückkam, hat man mich zum Brigadekommandeur gemacht. Eine ziemliche Verantwortung für einen jungen Major, und wie!« (Mehr als ein Bataillon hatte Remes nie kommandiert, wie wir wissen.)
    »Aber ein Militär sollte niemals beim Erreichten stehen bleiben, auch wenn er in glänzende Positionen gelangt ist. Ich habe mich jetzt für ein Jahr beurlauben lassen, weil ich an der Technischen Hochschule die Lizentiatenprüfung ablegen will. Vielleicht promoviere ich sogar. Die Entwicklung in der Waffengattung der Pioniere erfordert heutzutage auch von den Militärs grundlegendes technisches Wissen, sie ist durchaus nicht mehr nur eine Sache von Baumeistern.«
    Oiva Juntunen wurde aufmerksam. Er hatte hier nicht nur einen Militär, sondern auch einen Wissenschaftler vor sich. Es war vielleicht doch unbedacht gewesen, mit dem Amt eines Bibliotheksmitarbeiters der Universität anzugeben.
    Aber Major Remes war ohne Arg.
    »Die Freistellung wurde mir sozusagen als Auszeichnung bewilligt, weil ich dieses Manöver geleitet habe. Im Allgemeinen ist es in der Armee nämlich fast unmöglich, eine Freistellung zu bekommen, aber ich habe ein volles Jahr gekriegt, nur durch einen kleinen

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