Im Wald der gehenkten Füchse
vergessen. Russisch kann ich auch nicht, bloß ein paar Kirchenlieder.«
Das Begrüßungsgetränk wärmte Oiva Juntunens Seele und Magen. Letzten Endes konnte man junge weibliche Gesellschaft in dieser Einsamkeit gut gebrauchen. Naska war ein netter Mensch, aber doch viel zu alt.
Major Remes führte Agneta und Christine überall herum. Er zeigte das Badezimmer, das bei den Gästen Entzücken hervorrief. Anschließend warf man einen Blick in die Speisekammer mit den wohlgefüllten Regalen und in den Wäscheschrank, dann lief man noch zum Brunnen und machte einen kurzen Abstecher zu Sauna und Stall. Die Frauen rüttelten am Gitter vor der Dungluke und riefen:
»Huch, ein Gefängnis!«
Oiva Juntunen führte die Stereoanlage vor. Einen Augenblick betrachteten alle das Testbild des Farbfernsehers. Die Frauen waren überrascht von der hervorragenden Ausstattung der Hütte. Es schmeichelte Oiva Juntunens Selbstbewusstsein, dass sie alles so begeistert lobten.
Man vereinbarte, dass Naska als allein stehender Mensch in die Küche zog. Major Remes mit seiner Frau, also er und Christine, bekamen das Zimmer der Köche zugeteilt. Agneta zog zu Oiva Juntunen in die Stube. Bettwäsche war genug für alle da, Remes hatte sie in großen Mengen auf seinen Fahrten nach Rovaniemi eingekauft. Auch waren noch mehr als vierzig Rollen Toilettenpapier vorrätig.
Naska behandelte die Schwedinnen fast wie ihre Schwiegertöchter. Sie fand es sehr angenehm, dass junge Frauen im Haus waren. Jetzt brauchte sie nicht mehr allein die große Hütte sauber zu machen und das Essen für die beiden stets hungrigen Männer zu kochen. Besonders beim Wäschewaschen hätte sie an den jungen Frauen Hilfe, freute sie sich.
Agneta und Christine räumten den Inhalt ihrer Koffer in die Schränke ein. Sie hatten gewaltige Mengen Dessous mitgebracht, die sie Naska bereitwillig vorführten. Da waren herrliche Nachthemden, Büstenhalter und Netzstrümpfe, außerdem viele Paare Stöckelschuhe und rote Strumpfbänder in allen Ausführungen. Naska war der Ansicht, nur Prinzessinnen konnten so herrliche Kleider und Schmuckstücke haben. Jede der Frauen besaß einen großen Spiegel und ein Reisebügeleisen. Akkurate Mädchen, stellte Naska fest. Und dann all die vielen duftenden Seifen und herrlichen Parfums! Naskas verrunzelte Nase wollte beim Schnuppern schier platzen. Christine schenkte ihr eine Flasche ihres allerteuersten Parfums. Und von Agneta bekam sie ein durchsichtiges rosa Nachthemd, das bis auf den Boden reichte. Es war so federleicht, dass Naska erst in den Spiegel gucken musste, um sich zu überzeugen, dass sie es wirklich am Leibe trug. Agneta und Christine hätten ihr auch eine schöne rote Perücke überlassen, doch Naska begnügte sich mit ihrem eigenen weißen Haar.
»Mit Fabrikhaar rumzulaufen, kriege ich nicht fertig. Und der Erlöser würde es bestimmt nicht gern sehen, wenn ich falsches Haar auf dem Kopf hätte. Er käme mit seiner Rechnung durcheinander, denn es heißt ja: Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt. Es hat keinen Zweck, zu viel Haar auf einen alten Kopf zu tun.«
Man vereinbarte die offizielle Entlohnung der Damen. Ihr Tarif sollte tausend Kronen pro Tag betragen. Von dem Lohn würden keine Steuern oder Sozialabgaben abgezogen. Für die Arbeitskleidung waren die Damen selbst verantwortlich, für Schminke und Parfum versprach Oiva Juntunen ihnen fünfhundert Kronen pro Woche. Einvernehmen wurde auch über eventuellen Arbeitsausfall wegen Menstruation und die dafür fälligen Entschädigungen erzielt. Als Dauer des Einsatzes wurde vorläufig von ein paar Wochen gesprochen, mindestens bis zum Dreikönigstag.
Dann übergaben die beiden Frauen Oiva Juntunen einen Brief von Stickan.
Der Brief war kurz und knapp. Stickan berichtete, er habe einige Schwierigkeiten gehabt, die Frauen zu finden, aber schließlich habe alles geklappt. Das Leben in Stockholm sei wie üblich: Das Hurenbusiness laufe nicht richtig, das Revuegeschäft bringe nichts als Sorgen, der Pornomarkt sei durch und durch gesättigt, aber das Glücksspiel werfe ausgezeichnete Gewinne ab. Man komme also zurecht, er wolle nicht klagen. »Wie du vielleicht weißt, wurde Hemmo Siira aus Långholmen entlassen. Ein paarmal war er auch bei mir, um sich zu erkundigen, wo du dich versteckt hältst. Er ist sehr nervös, behauptet, ihr habt noch eine Rechnung offen. Hier gehen Gerüchte um, dass er das Todesurteil über dich verhängt hat. Dem Mann ist so was
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