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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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ihn und spülte ihn im Eisloch ab. Dann stopfte er ein gutes Kilo Zwiebeln, ein viertel Kilo stark gesalzener Butter und ein paar Handvoll Moosbeeren hinein. Schließlich steckte er in die Afteröffnung einen dicken Wacholderstock, mit dem er den Vogel über dem Lagerfeuer zu rösten begann. Er wendete ihn über den Flammen, wobei er die Haut hin und wieder mit zerlassener Butter bestrich, sodass sie schön goldgelb wurde. Das war ein köstlicher Duft! Man genoss die Mahlzeit von Brettern, die Piera aus einer Föhre gewonnen hatte. Die Frauen gossen trockenen Weißwein in vor Kälte beschlagene Gläser. Als Nachtisch wurde Kaffee getrunken, und anschließend spielte man Greif auf schonisch.
    Erst am dritten Tag startete Piera Vittorm den Motorschlitten und fuhr ganz gelassen zum Kuopsu. Das Eintreffen der Expedition lösten im Blockhaus Verwirrung und Furcht aus. Oiva Juntunen musste feststellen, dass der von ihm gewählte Schlupfwinkel doch nicht abgelegen genug war, da immer wieder Besucher kamen. Erst war Naska erschienen, danach Soldaten, schließlich Hurskainen und jetzt eine ganze Schlittenladung voller Gäste.
    Piera Vittorm lud die Koffer und das übrige Gepäck der Frauen vor dem Haus ab. Plötzlich dämmerte es Major Remes, dass dies womöglich die bestellten Damen seien. Mit roten Ohren erinnerte er sich, wie er aus dem Pohjanhovi bei Stickan in Stockholm angerufen hatte.
    Bald stellte sich heraus, dass die Damen tatsächlich von Stickan kamen. Sie überbrachten Oiva Juntunen dessen Grüße.
    »Oih! Hihi«, sagten sie. Piera Vittorm trug das Gepäck ins Haus. Oiva Juntunen bezahlte ihn für Transport und Begleitung. Die Summe war immens hoch, denn Piera behauptete, die Frauen drei Tage lang in der Landschaft herumgefahren zu haben, und wegen eines Motorschadens hätten sie außerdem noch zwei Nächte am Sattaloma bleiben müssen.
    Als Piera abgefahren war, zitierte Oiva Juntunen den Major zu einer Unterredung in die Gefängniszelle.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er scharf.
    »Ehm, ich habe wohl im Suff den Stickan angerufen ...«
    Oiva Juntunen war nun wirklich wütend. Er hatte sofort gesehen, welche Sorte Frauen das war: jung und schön, teuer gekleidet, also Huren.
    »Wieso bist du auf die Idee gekommen, eine Fuhre Huren hierher zu bestellen?«
    Major Remes räusperte sich und murmelte dies und das. Er habe sich damals im Herbst so einsam gefühlt, besonders während der schweren Stürme und Regenfälle ...
    »Ich dachte, vielleicht hilft da weibliche Gesellschaft, auf ihre Weise. Ich habe dann den Stickan angerufen ... Es fiel mir einfach so ein.«
    Der Major sah seinen Arbeitgeber im Dunkel der Zelle flehend an:
    »An dich als den Jüngeren habe ich eigentlich am meisten gedacht. Und um die Wahrheit zu sagen, Naska ist immerhin ziemlich alt. Schön sind die beiden doch, oder?«
    Das stimmte allerdings, gab Oiva Juntunen zu. Aber in Anbetracht dessen, dass er sich hier versteckt hielt, hielt er die Hurengeschichte für gefährlich.
    »Für diesen Streich müsstest du eigentlich ein halbes Jahr Gefängnis kriegen«, knurrte er, als sie wieder auf den Hof traten. Naska stand bereits auf der Treppe und rief nach ihnen. Die beiden Damen fühlten sich inzwischen schon wie zu Hause: Auf dem Tisch standen fünf langstielige Gläser, in der Mitte prangte eine große Flasche Champagner. Agneta, ein dunkelhaariges Mädchen mit feinen Zügen, vielleicht fünfundzwanzig, warf mit einer Papierschlange nach Oiva Juntunen. Christine, eine Blondine, ein paar Jahre älter als Agneta, öffnete geübt die Champagnerflasche und goss das schäumende Getränk ein. Naska leerte ihr Glas in einem Zug.
    »Ach, hättet ihr doch gesagt, dass eure Frauen kommen, dann hätte ich mir bessere Sachen angezogen! Und Schwedisch reden sie! Übersetz mal, Oiva, was sie sagen.«
    So wurde das Goldcamp am Kuopsu zweisprachig. Oiva Juntunen und Major Remes mussten zwischen Naska und den Schwedinnen dolmetschen. Damit waren sie den ganzen Tag beschäftigt, denn die Frauen hatten sich viel zu erzählen. Anfangs wunderte sich Naska darüber, dass die Gattinnen kaum ein Wort Finnisch sprachen, doch dann dachte sie sich, das sei in den besseren Kreisen so Sitte. Als Kind hatte sie gehört, dass auch am Hofe Nikolais Französisch statt Russisch gesprochen wurde.
    »Ich bin nun schon so alt, ich werde nicht mehr anfangen, Schwedisch zu reden. Früher in Suonjeli habe ich ein bisschen Norwegisch gelernt, aber das habe ich schon wieder

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