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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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fremden Weidegemeinschaft tötete. Dass er außerdem Schnaps verkaufte und in der Unterkunft der Fernmeldemonteure Karten spielte. Hin und wieder landete er im Gefängnis, um seine eigenen Ansichten und die der Gesellschaft über eine gesetzliche Lebensweise wieder miteinander in Einklang zu bringen.
    Aber dies war ein Freudentag. Zwei tolle Miezen saßen hinten im Schlitten unter den Fellen. Piera lenkte das Gefährt in den allmählich dunklen Winterabend. Jetzt nur keine allzu große Eile. Sollten die Empfänger am Kuopsu doch warten, wer immer sie auch sein mochten. Piera beschloss, mit den Frauen im Schein des Lagerfeuers ein paar Tage in der Wildnis zu verbringen. Seiner Meinung nach war er immer noch tauglich, was Frauendinge betraf. Leider hatte er das Pech gehabt, dass sich keine genügend für ihn interessiert hatte, um ihn zu heiraten. Die Weiber behaupteten doch glatt, er stinke nach Schnaps, Schweiß und Lagerfeuer, und er sei voller Hundehaare und Fischschuppen. Gut, er hatte dieses Ohrenschmalz und musste viel furzen. Aber wenn sie dann auch noch anfingen, über seine gelben Zähne und seine schuppigen Haarzotteln zu meckern, wurde Piera üblicherweise wütend und schrie sie an.
    Aber jetzt war der Mann rasiert, und der Schlitten beladen mit Ausländerinnen. Ringsum nur die winterliche Wildmark. Piera fuhr gemächlich in Richtung Kuopsu, schlug aber einen großen Bogen auf der Nordseite. Er lenkte seine schöne Last bis zum Sattaloma, etwa eine Meile vom Kuopsu entfernt. Dort bremste er den Schlitten ab und gab den verwunderten Frauen durch Gesten zu verstehen, der Motor mache merkwürdige Geräusche.
    Der Form halber fingerte er am Motor herum, er schraubte den Vergaser ab, blies das Benzin in den Schnee, setzte den Vergaser wieder ein und tat, als starte er den Schlitten. Aber wie sollte der Motor in Gang kommen, wenn der Anlassstrom nicht eingeschaltet war? Die Bänder der Lappenmütze wehten, als Piera an der Schnur zog, aber die Maschine reagierte nur stotternd auf die Versuche des listigen Alten.
    Was blieb da anderes übrig, als ein Feuer zu machen. Den Frauen jagte die dunkle Wildmark Angst ein. Sie hockten aneinandergeklammert im Schlitten, während Piera eine prächtige Kiefer fällte und ein Feuer entzündete. Er ästete zwei Fichten ab und sägte sie zu Stützbalken für eine Schutzhütte zurecht, dann flocht er aus Zweigen ein Dach und hängte den Kaffeekessel über das Feuer. Er breitete duftende Zweige auf dem Boden der Hütte aus und forderte die Frauen auf, sich am warmen Feuer niederzulassen.
    Am Himmel funkelten Tausende von Sternen, doch der Frost verschärfte sich. Zu später Stunde erwachte das Polarlicht zu seinen nächtlichen Spielen. Fern im Juha-Vainaan-Maa schrie ein hungriger Fuchs, der Fünfhunderter. Den beiden Frauen machten diese ungewohnten Geräusche Angst. Aber Piera war ein guter Beschützer. Er massierte die Frauen hier und dort, damit sie nicht vor Kälte klamm wurden. Der listige Lappenmann ließ seine kundigen Hände unter die Felle gleiten, tief in die Falten der Pelzmäntel. Bald verschwand der ganze Mann darin, erst bei der einen, dann bei der anderen Frau.
    Die ganze Nacht vergnügte sich Piera Vittorm mit den Frauen. In der Hütte herrschten Wärme und Wohlbehagen. Jedesmal, wenn der Fünfhunderter sein schneidend hohes Lied anstimmte, öffnete sich für Piera der Weg zu schwedischem Glück. Er fragte sich, wie es möglich war, dass es auf der Welt solche Frauen gab. Sie zierten sich nicht und hauten ihm nicht mal eine runter.
    »Die Ausländerinnen sind wirklich höflich.«
    Sanft deckte Piera schließlich die Frauen mit den Fellen zu. Er selbst streckte sich zwischen ihnen aus, um nach all der nächtlichen Freude in den frühen Morgenstunden ein Nickerchen zu machen.
    Zur selben Zeit erwachte Major Remes und trat auf den Hof vor der Hütte. Er hörte im Norden den Fünfhunderter jaulen. Aber der fahle Morgenhimmel verriet ihm nichts von Pieras Geheimnis. Lapplands Himmel sieht alles, verrät es aber nicht.
    Der Major seufzte schwer. Ihn packte so starkes Verlangen nach einer Frau, dass ihm nicht einmal mehr die Zigarette schmeckte. In letzter Zeit hatte er mehr an Frauen gedacht als an Pomeranzenschnaps.
    Der Herr prüft, verstößt aber nicht.
25
    Piera Vittorm gelang es auch am folgenden Tag nicht, den Motorschlitten in Gang zu setzen. Darüber war er nicht sonderlich traurig, sondern er erlegte einen prachtvollen Auerhahn. Er nahm den Vogel aus, rupfte

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