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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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gichtgeplagten Eltern schützen. Noch immer schickte sie einmal im Monat tausend Kronen Unterhaltsbeihilfe nach Dänemark.
    Am Schluss ihrer Erzählung weinte Christine ein bisschen. Die Geschichte machte sie immer so traurig, obwohl kein Fünkchen Wahrheit daran war. Aber die Männer wollten ja immer, dass sie von ihrer Vergangenheit erzählte, und diese traurige Version mochte sie selbst am liebsten.
    Die traurige Geschichte ließ Remes fast das Herz zerspringen. Er kniete vor Christine nieder und machte ihr einen Heiratsantrag. Wenn sie nur ihren jetzigen Erwerb aufgäbe, könnten sie beide heiraten. Mit dem Einkommen eines Majors komme eine kleine Familie einigermaßen zurecht, erklärte er. Traurig schüttelte Christine den Kopf.
    »Wenn du wenigstens General wärst, dann gäbe es für uns ein wenig Hoffnung«, erklärte sie mit Tränen in den Augen. Sie hatte tatsächlich den festen Willen und brennenden Wunsch, ihren unsittlichen Lebenswandel aufzugeben, aber sie erkannte, dass sich auf den Einkünften eines finnischen Majors nichts Bleibendes und moralisch Wertvolles aufbauen ließe.
    Agnetas und Oiva Juntunens Zusammenleben war verträglich und sowohl von Leidenschaft als auch von Kameradschaft geprägt. Agneta hatte Oiva bereits auf einer seiner Feten in der Wohnung am Humlegård getroffen, die sehr lustig gewesen war. Das einzige, wofür Oiva Juntunen das Mädchen tadelte, war ihre Angewohnheit, Rauschgift zu konsumieren. Er verbot ihr streng, in der Hütte Haschisch zu rauchen, ja er drohte sogar, sie nach Stockholm zurückzuschicken, wenn sie nicht von dieser schädlichen Gewohnheit abließe. Fortan rauchte sie ihre Joints im Stall in der Gefängniszelle, wohin sie sich leicht unbeobachtet zurückziehen konnte und wo sie garantiert ihre Ruhe hatte. Wenn Oiva ihr Vorträge über die Gefährlichkeit von Drogen hielt, gab sie verärgert zurück:
    »Wofür soll man sich schonen, für den Atomkrieg?«
    In Agnetas Familie pflegte man seit je her früh zu sterben, und zwar lieber aufgrund von Alkohol und einem ausschweifenden Lebensstil, als ehrenhaft. Agneta berichtete stolz, in ihrer Familie habe es Huren gegeben, solange sich die Generationen zurückverfolgen ließen. Die Großmutter ihrer Tante zum Beispiel war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Helsinki Freudenmädchen gewesen. Man hatte sie Seiden-Sylvi genannt, weil sie stets Kleider aus echter Seide getragen hatte. Seiden-Sylvi war ein wohlhabendes Freudenmädchen gewesen, doch sie hatte ihren Wohlstand nicht genießen können, sondern war im Jahr 1881, erst vierundzwanzigjährig, überraschend an einer Abtreibung gestorben. Agneta wusste, dass Sylvi in Helsinki auf dem Friedhof der Alten Kirche begraben worden war, doch da das Grab nie einen Stein bekommen hatte, war es nicht mehr aufzufinden, denn das Holzkreuz war längst verwittert.
    Naska stellte fest, dass Remes’ und Juntunens Frauen fröhliche und moderne Menschen waren. Die Alte begriff wohl, dass sich die Menschen heutzutage sonderbar benahmen, aber alles konnte sie dann doch nicht hinnehmen. Wenn sich Agneta zum Beispiel abends Stöckelschuhe und schwarze Netzstrümpfe anzog, ansonsten aber halbnackt herumtrippelte, schimpfte Naska sie aus.
    »So ein Leichtsinn! Willst du dir wohl schnell etwas anziehen! Du holst dir die Grippe, wenn du in so dünnen Sachen herumläufst.«
    Naska Mosnikoff war ein frommer alter Mensch. Sie versuchte, den beiden Schwedinnen religiöse Bräuche beizubringen, übte mit ihnen das Kreuzzeichen und sang ihnen Lieder auf Kirchenslawisch vor, aber das Ergebnis war eher schlecht. Immer wieder ertönte in der Stube weltliches Gelächter. Naska fand, man durfte sich durchaus freuen, das verbot Gott nicht, aber musste man halbbekleidet vor den Männern herumscharwenzeln, roten Wein trinken und eine Zigarette nach der anderen rauchen? Die jungen Frauen sollten begreifen, dass das Leben nicht bloß Jux und Tollerei war.
    Naska bemerkte laut, jeder Mensch sollte sich seinen eigenen Sündenhügel zusammentragen. Dann würden ihm alle Sünden vergeben, und er erlangte die ewige Freude, so wie die frommen Mönche.
    »Was ist ein Sündenhügel?«, fragte Agneta, die Sündigste von allen, interessiert.
    Naska erzählte, in Petsamo habe es seinerzeit zwei Klöster gegeben, das Ober-Kloster und das Unter-Kloster. Es war allgemein bekannt gewesen, dass die Mönche des Ober-Klosters frommer waren als die Brüder des Unter-Klosters. Die Mönche mussten sich von allen

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