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Im Wettbüro des Teufels

Im Wettbüro des Teufels

Titel: Im Wettbüro des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht
hatten ihn genau informiert.
    Als etwas Ruhe in Hirn und
Herzen einzog, wie Tim es in Gedanken nannte, war es an Glockner, das Ergebnis
mitzuteilen.
    „Es handelt sich um gezielten
Vandalismus“, erklärte er. „Blinde Zerstörungswut, scheinbar, irgendwelcher hirnamputierter
Hass-Bomber. Aber nur scheinbar. Denn es scheint System dahinter zu stecken.
Unfasslich! Überall geht unsere Welt aus dem Leim und diese Gang, diese
Konnäcktschen, vergrößert den Schaden noch mutwillig.“
    „Die Aktionen“, sagte Karl,
„richten sich hauptsächlich gegen öffentliche Einrichtungen, nicht wahr?“
    Glockner nickte. „Im Jahr bis
zu 500 000 Fälle werden in Deutschland registriert. Die Reparaturen kosten zig
Millionen. Telefonzellen und Briefkästen werden zerbombt. Spielplätze für
Kinder werden zerstört, Straßenbahnwagen gehen in Flammen auf. Autoreifen
werden zerstochen. Selbst die Graffiti aus Spraydosen auf Mauern, Wänden und
S-Bahnen können nur selten als Kunstwerk gewertet werden. In der Regel ist es
eine Schmiererei. Und die Beseitigung geht irre ins Geld.“
    „Das Motiv?“, fragte Tim.
    „Lust an Gewalt. Lust an
Zerstörung.“
    „Sind das Kriminelle? Oder
schieben die Typen nur Frust, weil sie keine Lehrstelle finden, weil das
Taschengeld nicht reicht, weil die Gruppe Terror befiehlt oder weil Randale als
schick gilt?“
    Glockner hob die Schultern.
„Von allem ein bisschen. Fest steht: Für Gewalt und Zerstörung — und das ist
allemal Kriminalität — gibt es keine Entschuldigung. Auch jene, die sich in
unserer Gesellschaft vernachlässigt fühlen oder ungerecht behandelt, könnten
ihren Platz finden. Einen Platz in der Ordnung. Durch kriminelle Handlungen
wird nichts besser, nur schlechter. Auch das eigene Befinden. Die Sau
rauslassen, auf den Putz hauen, Randale machen, Randgruppen prügeln —
irgendwann fällt das auf die Täter zurück, vernichtend. Es kann ihr Leben
zerstören.“
    „Haben die Halbys eine
Philosophie?“, fragte Tim. „Damit wären wir beim Thema“, nickte Glockner. „Denn
aufgrund von Zeugenbeobachtungen sind es diese halbgeschorenen Dumpfbacken, die
bei uns die Sprengsätze auslegen. Dass da eine Philosophie dahinter klemmt,
glaube ich nicht.“
    „Also Randale um der Randale
willen?“, forschte Tim. „So auch wieder nicht. Dafür funktionieren die Anschläge
zu gut. Es scheint nach System zu laufen. Die Stadtviertel kommen nacheinander
an die Reihe. Die Explosionen wandern.“
    „Vielleicht“, meinte Klößchen,
„will ein Hersteller von Telefonzellen und Briefkästen seinen Umsatz erhöhen.“
    „Das halte ich für
unwahrscheinlich“, lächelte Glockner. „Oder die allgemeine Unruhe soll geschürt
werden“, sagte Tim. „Genau wissen wir’s natürlich erst, wenn ein Täter
auspackt. Ein Halby. Gerade heute Morgen hatte ich das Vergnügen mit einem. Er
wollte Oskar erschießen und mir dann ins Bein ballern.“
    Glockner nickte. „Irene May war
bei mir im Büro und hat alles zu Protokoll gegeben.“
    Außer ihm und Klößchen wusste
sonst niemand Bescheid und Tim berichtete, kurz gefasst.
    „Irene May“, sagte Glockner,
„konnte den Täter genau beschreiben. Sie würde ihn wiedererkennen bei einer
Gegenüberstellung. Was voraussetzt, dass wir ihn festnehmen. Dann müsstest auch
du ihn identifizieren, Tim.“
    „Mit Vergnügen!“, grinste der
TKKG-Häuptling. „Aber ich hoffe, TKKG stößt zuerst auf ihn. Damit wir aus
erster Quelle erfahren, wer zu den Bombenlegern gehört und warum sie das
machen.“
    „Du fasst das persönlich auf,
weil es Gaby beinahe getroffen hätte.“
    Tim nickte. „Aber ich — und wir
alle halten uns an law and order, Herr Glockner, an Recht und Gesetz.
Selbstjustiz ist bei uns nicht drin.“
    „Himmel!“, rief Klößchen. „Mir
fällt ein, dass ich bei Irene noch 4,80 DM Schulden habe. Vorigen Freitag hatte
ich zu wenig Geld mit und die Schoko-Torte ist im Café Am Opernplatz verdammt
teuer.“
    „Nur wenn man vier Stück
verputzt“, petzte Karl. „Du wolltest Mengenrabatt, aber so was kann ja Irene
nicht machen. Sie kriegt die Torte nur zum vollen Preis aus der Küche
beziehungsweise von der Kuchentheke.“
    „Es waren nur drei Stücke“,
murrte Klößchen.
    „Vier!“
    „Ja, vier!“, bestätigte Gaby.
„Ich habe noch gefragt, ob dir nicht endlich mal übel wird.“
    „Mir könnte theoretisch — Gott
sei Dank nur theoretisch — auch von drei Tortenstücken übel werden“, ereiferte
sich

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