Im Wettbüro des Teufels
sind die
Täter, häh?“
„Pickel, Zacki und Kracher?“
„Ja, genau. Sie stecken
dahinter. Aber nur als Handlanger. Die Einsatzbefehle kommen von Leo Fressner.
Von unserem Leo.“
Norbert, der Baulöwe, rauchte
eine Weile, dachte nach, schob die Baupläne zur Seite und entdeckte einen
Fettfleck auf seiner Seidenkrawatte.
„Sch...!“, meinte er. „Die hat
150 Mark gekostet. Erst einmal habe ich sie getragen.“
„Was?“
„Hier, der Schlips. Ist eine Yves-Lamorenta-Schöpfung
aus dem ,Men’s Selbstbinder-Shop’ am Vivat-Platz.“
„Grässlich! Diese schreienden
Farben!“
„Man muss ja nicht rumlaufen
wie du, wie sein eigener Stallknecht.“
Beide grinsten und Gotti sagte:
„Leo sorgt also dafür, dass in unserer Stadt der Vandalismus blüht. Die Polizei
soll machtlos aussehen. Erinnerst du dich, dass er ganz am Anfang mal sagte,
wovon er träume?“
„Nämlich?“
„Von einer Bodyguard-Firma, für
die ‘s keine Grenzen gibt. Er würde sie ausbilden, die Leibwächter. Aber nicht nur
für Privatpersonen wie Politiker, Industrielle, Stars, Sternchen, Popidole und
Großverdiener im Sport. Nein, Leo möchte der Security-Boss werden, schlechthin,
der Sicherheits-Experte. Seine Firma soll die U-Bahn-Stationen bewachen, die
Bahnhöfe, die Kernkraftwerke, die kommunalen Einrichtungen, alles, wo
Sicherheit Not tut. Leo Fressners Sicherheit gegen den Terror. Und wenn’s
keinen Terror gibt, fabriziert Leo ihn eben selbst — damit alle Politiker und
alle Verantwortlichen für die Vergabe der schönen Aufträge — damit alle die
überzeugt werden, dass Leo wirklich gebraucht wird.“
„Die Idee ist nicht neu.“
„Das kratzt Leo nicht.“
„Früher hat es mit den
Hilfssheriffs nicht geklappt.“
„Aber die Zeiten haben sich
geändert, Norbert. Sie sind unsicherer geworden. Die Kriminalität aus dem Osten
schwappt herüber wie eine Sturmflut. Was willst du erwarten von unseren
Ordnungshütern? Die meisten machen ihren Dienst — und sie machen ihn gut. Aber
sie sind personell nicht ausreichend. Und wie die Bezahlung ist, weißt du. Die
Mafia — ob aus dem Süden oder aus dem Osten — zahlt höhere Löhne. Ja, Norbert,
ein guter Bodyguard ist heutzutage sein Geld wert. Und das hat Leo erkannt. Er
will rein ins große Geschäft.“
„Dazu fehlt ihm die
Cleverness.“
„Sag du ihm das!“
„Ich werde mich hüten.“
Gotti Dunkert stand auf und
begann, auf und ab zu gehen. Er gebrauchte die Zigarre zum Unterstreichen
seiner Worte.
„Norbert! Leo soll sich nicht
verzetteln. Er wird gut bezahlt von uns. Das muss ihm reichen. Die Arena wird
zur Zeit noch stillschweigend geduldet von der Polizei, weil’s dort außer den
Keilereien im Ring noch nie zu anderen Keilereien gekommen ist. Vom Club weiß
man nichts. Aber das kann sich ändern. Wenn Leo mit seinen
Vandalismus-Einsätzen auf die Nase fliegt, wird man ihn genauestens
durchleuchten. Dann stehen die Bullen beim Club auf der Matte und ich wage gar
nicht daran zu denken, ob Leo wirklich dichthält, wenn’s um Schadensbegrenzung
geht an seiner Person.“
„Hm. Über das Risiko waren wir uns
von Anfang an im Klaren.“
„Anfangs hat er nicht diese
Zicken gemacht.“
„Mit seinem Terror haben wir
nichts zu tun.“
„Aber mit dem Dying-Game-Club!“
„Es wäre ärgerlich, wenn das
rauskommt. Aber es kostet nicht den Kopf.“
„Dich nicht. Du bist
Unternehmer. Freiberufler. Von einem Baulöwen und Immobilien-Makler denkt man
ohnehin nichts Gutes. Aber ich bin Beamter. Ich wäre total am A...!“
„Hm.“
„Fällt dir was ein, wie wir Leo
zurückpfeifen können?“
„Im Moment nicht. Zumal ich ihn
brauche.“
Gotti unterbrach sein
Herumschreiten und stellte sich vor den Schreibtisch.
„Wofür brauchst du ihn?“
„Er soll einen Typ so
fertigmachen, dass der Ostern noch im Krankenhaus liegt.“
Gotti setzte sich wieder, aber
in einen anderen Sessel. „Er heißt Egon Voigt...“, begann Norbert
Selbmann-Kotz. Er erzählte.
„...spricht leider alles
dafür“, beendete er seinen Bericht, „dass der Kerl Recht hat.“
„Verdammt!“
„Denk an diese komischen
Blechreste, die beim Waldsaum im Boden gefunden wurden.“
„Du hast davon erzählt.“ Gottis
Gesicht war grau geworden. „Himmel, Norbert! Ich stecke mit drei Millionen mit
drin. Ich bin dein Teilhaber. Ich habe mein... äh... unversteuertes Geld
reingesteckt. Wenn das Projekt den Bach runtergeht, können wir uns aufhängen.“
„Wem sagst du das!
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