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Im Wettbüro des Teufels

Im Wettbüro des Teufels

Titel: Im Wettbüro des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vor? Beim Kämpfen. Da zeigt sich’s zuerst. Auch der Mumm.“
    „Aber die schlaffen Säcke“,
sagte Karl, „die bei den Kämpfen am Ring sitzen - die haben doch davon nichts
drauf.“
    „Nichts!“, bestätigte Tim.
„Aber sie identifizieren sich mit einem der Kämpfer. Für den gröhlen sie, für
den halten sie die Daumen. In seine Person schlüpfen sie gleichsam rein. Der
drischt, würgt, kickt stellvertretend für sie. So kommen wenigstens ihre
Instinkte zum Einsatz.“
    „Bei uns Mädchen und Frauen“,
sagte Gaby, „ist das so ähnlich mit den modischen Events auf dem Laufsteg. Für
uns fighten die Modells. Mit Hüftschwung und Gazellenknicks in den Fesseln.“
    „Verstehe!“, nickte Karl.
    Tim spitzte die Ohren, denn
hinter der Stahlblechtür links vom Schaukasten knirschten Schritte heran.
    Wenn jetzt unser Halby
rauskommt, dachte Tim, könnte ich mal vorführen, was ich draufhabe.
    Die Tür öffnete sich. Ein Typ
trat ins Freie. Er trug Pullover und Turnschuhe ohne Schnürsenkel, wollte also
keinen Stadtgang antreten, sondern wahrscheinlich nur mal zur Mülltonne.
    Hat aber keinen Abfall bei
sich, dachte Tim, außer seiner Visage.
    „Heh!“, sagte der Mann und
blieb stehen.
    Er hatte einen knochigen
Vierkant-Schädel und farblose Augen, war groß und sicherlich stark, aber für
einen Fighter mit 40 schon etwas betagt.
    „Heh!“, erwiderte Tim.
    „Sucht ihr hier was?“
    „Wir sehen uns die Filmfotos
an.“
    „Die was?“
    „Die Filmfotos.“ Tim wies auf
den Schaukasten. „Ist das ein neues Kino?“
    „Hier ist kein Kino. Hier
werden Kämpfe veranstaltet.“
    „Boxkämpfe?“
    „Auch Boxkämpfe.“
    Tim grinste, so dumm er konnte.
„Ich werde mit jedem Boxer fertig.“
    „Ach ja?“
    „Ich trainiere asiatischen
Kampfsport.“
    „Was denn da?“
    „Angefangen habe ich mit Judo.
Dann Kung Fu und vor allem Jiu-Jitsu. Denn da ist alles drin, was wirkt.“
    „Und du wirst mit jedem Boxer
fertig?“
    „Mit jedem aus dem hinteren
Teil der Rangliste.“
    „Wie alt bist du?“
    „Achtzehn“, log der
TKKG-Häuptling.
    „Siehst jünger aus.“
    „Ich trinke gern Milch. Das
glättet die Haut. Außerdem rauche ich nicht. Das wäre Gift für die Power.
Nichtraucher bleiben lange jung.“
    „Muss ich mir merken“, nickte
Vierkant-Schädel. Er wandte sich an Gaby. „Und du? Machst du auch Kampfsport?“
    „Ich boxe.“ Gaby lächelte aus
ihrer Kapuze heraus. „Frauenboxen ist in. Da braucht man keine blauen
Lidschatten mehr. Außerdem habe ich mir immer eine breite, geknickte Nase
gewünscht und Narben an den Brauen.“
    „Du magst Frauenboxen nicht“, stellte
der Mann fest. „Schade! Ich suche Ringerinnen und Boxerinnen für meine
Veranstaltungen. Wird gut bezahlt.“
    „Lieber verkneife ich mir einen
Fummel“, sagte Gaby. Tim tat, als lese er erst jetzt das Plakat auf rotem
Grund, wo vom Jedermann-Mitmachen die Rede war.
    „Was kriegt man denn“, fragte
er, „wenn man einen Ihrer Kämpfer umhaut?“
    „Kommt auf den Gegner an. Ein
Tausender ist immer drin.“
    „Könnte ich gebrauchen vor
Weihnachten“, überlegte Tim laut. „Ich habe noch nicht alle Geschenke
beisammen.“
    „Dann komm und mach mit. Heute
Abend ist Zahltag.“ Tim grinste erfreut. „Und ich kann kämpfen nach meiner
Technik?“
    „Keine Messer, keine Keulen.
Sonst ist alles erlaubt.“ Tim deutete auf den Schaukasten. „Das sind Halbys?“
    „So werden sie genannt. Wegen ihrer
Frisur.“
    „Ich kenne da einen, dem ich
nicht gern begegnen würde. Weil er noch Geld von mir kriegt. Sie verstehen.
Leider weiß ich nicht, wie er heißt. Ist ungefähr 20, groß, stark, hat noch
Pickel und hat rostbraune Wolle auf der bewachsenen Kopfseite.“
    In den farblosen Augen wurden
die Pupillen enger.
    Er weiß, wen ich meine, dachte
Tim. Mal sehen, was er sagt.
    „Das könnte der Ludwig Ehl
sein“, Vierkant-Schädel rieb sich übers Kinn. „Er mischt hier ab und zu mit.
Aber für heute ist er nicht vorgesehen. Glaube nicht, dass er herkommt. Und
wenn doch — du brauchst nur einen Kampf zu gewinnen, dann kannst du deine
Schulden bezahlen.“
    „Warum nicht! Wann geht’s los?“
    „Um 21 Uhr. Aber es geht bis
nach Mitternacht.“

    Tim nickte und reichte dem Typ
die Hand. „Ich heiße Peter Carsten, werde Tim genannt.“
    Der Mann hieß Leo Fressner,
wollte auch Gaby die Hand geben, hörte aber, wie irgendwo hinten ein Telefon
bimmelte, und trat eilig den Rückzug an.
    Tim, Karl und Gaby gingen

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