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Im Wettbüro des Teufels

Im Wettbüro des Teufels

Titel: Im Wettbüro des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Klößchen. „Schlimmer ist, dass ich vorhin nicht an die Schulden gedacht
habe. Wahrscheinlich denkt Irene jetzt, ich wollte die Pflaster aus unserer
Hausapotheke dagegen aufrechnen. Tim, warum hast du mich nicht daran erinnert?“
    „Weil ich nicht dein Buchhalter
bin! Du hast außerdem Schulden in der Rosso-Pizzeria und im Bistro Maurice.
Wenn du das vor Weihnachten noch in Ordnung bringst, verschont dich Knecht
Ruprecht. Dann entgehst du seiner Rute.“
    „Hahah!“
    Tim wandte sich an den
Kommissar.
    „Die Halbys, Herr Glockner,
sind doch schon mehrfach dumm aufgefallen.“
    „Das ist richtig. Wegen
Trunkenheit, Belästigung, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Widerstand gegen
die Staatsgewalt.“
    „Stehen die Halbys unter
Beobachtung?“
    „Nein. Sie sind keine
staatsfeindliche, politische Gruppierung.“
    „Weiß man, ob sie irgendwelche
bevorzugten Treffs haben?“
    Glockner zögerte mit der
Antwort. Tim ahnte, weshalb. Und beeilte sich mit der Versicherung: „Wir gucken
dort nur mal ganz flüchtig vorbei. Eventuellem Ärger gehen wir aus dem Weg.“
    „Uns ist nur bekannt“, sagte
Glockner, „dass sich einige Halbys gern in einer Kampfsport-Arena aufhalten.
Und dort mitmischen. Dort wird Preisboxen veranstaltet oder so was Ähnliches.
Wie auf dem Rummel. Aber sicherlich mit höheren Einsätzen. Die Zuschauer können
wetten. Und die Kämpfer werden bezahlt. Das Dezernat, das dafür zuständig ist,
drückt ein Auge zu, weil dort bislang keine strafbaren Vorkommnisse waren.
Jedenfalls ist im Präsidium nichts bekannt.“
    „Hm“, meinte Tim. „Und wo ist
das?“
    „Ich glaube, in der Käfermehrer
Straße. Irgendwo auf einem Hinterhof. Dead-or-alive-Arena nennt sich diese
Stätte körperlicher Ertüchtigung.“
    „Vielleicht hängt unser Halby
dort rum“, hoffte Tim.

10. Kloppe für 5000 DM
     
    Graues Winterlicht fiel durchs Fenster
herein. Auch in der Bude wirkte alles grau, obwohl die Möbel teils weißen,
teils beigen Anstrich hatten. Billige Möbel. Und eine Bettcouch, auf der eine
Tagesdecke lag. Bei ihrem Anblick drehte sich jedem Tierfreund der Magen um. Es
war eine Decke aus Wolfsfell. Leo Fressner, der Arena-Manager und Typ fürs
Grobe, ließ sich von ihr wärmen, wenn er hier seine ,Schlafzeit’ verbrachte,
wie er’s nannte. In der Regel war das die zweite Hälfte der Nacht — sobald
unten in der ,Arena’ und dahinter im ,Wettbüro’ die Lichter erloschen waren.
Nein, Fressner hatte keinen Sinn für Gemütlichkeit. Für Kultiviertheit schon
gar nicht. Seine Bude war ein Alptraum zum Pennen, das Bad nebenan eine
Nasszelle mit zerbrochenen Kacheln an den Wänden. Alles das störte Fressner
nicht. In seinem Kopf bunkerten andere Ziele: Ausbreitung, Machterweiterung,
noch mehr Geld.
    Jetzt saß er auf der
verknüllten Felldecke, in der Linken eine Coke, in der Rechten den
Telefonhörer.
    „Ja, habe verstanden, Norbert.
Die Sache geht in Ordnung. Aber ich brauche Zeit. Mindestens bis morgen. Ich
habe keine Ahnung, wo ich diesen Egon Voigt suchen soll. Im Telefonbuch steht
er nicht.“

    „Mann, Leo!“, lärmte Selbmann-Kotz
am anderen Ende der Leitung. „Eben hast du dich halb totgelacht über den irren
Zufall. Eben hast du gesagt, dass du diesem Typ heute früh aus dem Schlamassel
geholfen hast. Du wolltest ihn sogar als Mitarbeiter anstellen. Du wirst doch
wohl wissen, wo du ihn findest.“
    „Weiß ich eben nicht“, erklärte
Fressner gereizt. „Wir haben keine Visitenkarten ausgetauscht. Und erst morgen
will er sich bei mir melden.“
    „Er kommt zu dir?“
    „Er kommt her.“
    „Wo die Arena ist, weiß er?“
    „Ich habe es ihm gesagt.“
    „Dann eben morgen.“
    „Sage ich ja, Norbert. Aber das
ist Arbeit für mich. Ein Extra-Job. Der will auch extra bezahlt werden.“
    „Wieviel?“
    „Weil es sonst so gut läuft mit
uns dreien. Deshalb nur — 5000 auf die Kralle.“
    „Himmel, Leo! Du verdienst dein
Geld im Schlaf. 5000 für eine Tracht Prügel. So viel kriegen ja nicht mal deine
Kämpfer.“
    „Das sind ja auch underdogs (zu Unrecht Benachteiligter).“
    „Also gut. Ich verlass mich auf
dich.“
    „Kannst du. Grüß Gotti!“
    Fressner legte auf.
    Sofort erhob er sich und trat
ans Fenster.
    Seine Bude, gelegen im
Obergeschoss der ,Arena’, hatte zwei Fenster an der Frontseite des Gebäudes.
Von hier blickte Fressner auf einen weiträumigen Hinterhof. Mauern umgaben ihn.
Auch nebenan waren Höfe. Straßenseitig verstellte ein dreistöckiges Gebäude

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