Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)
verhassten Engländer in der Familie zu haben, möglicherweise auf.
Sie würde ihm nicht neuerlich in die Falle gehen und glauben, er wollte ihr ausschließlich etwas Gutes damit tun.
Doch was machte dieser Betrug schon aus, jetzt, da sie jemanden hatte, zu dem sie wirklich gehörte! Ein Bruder. Ihre Eltern waren tot. Wie gerne hätte sie sie kennen gelernt. Aber sie durfte nicht undankbar sein. Sie hatten nach ihr gesucht und sie nicht einfach im Stich gelassen. Ihre Eltern hatten sie nicht als ungewollt angesehen. Langsam drang diese Erleichterung in ihr Bewusstsein.
„Und jetzt? Wie geht es weiter?“ erkundigte Erin sich mit leiser Stimme.
Edwolf blickte sie mit Überraschung in den Augen an. „Du kommst natürlich mit mir nach Hause.“
18. Kapitel
„Sein Verhalten entspricht nicht dem, das ich mir von meiner Familie erhofft habe. … Das klingt fürchterlich kindisch.“
Anne legte Erin einen Arm um die Schulter. „Du bist durcheinander. Es ist nur verständlich, dass du Schwierigkeiten mit dem Verarbeiten der neuen Situation hast.“
„Aber was soll ich jetzt tun?“
„Du gehst mit ihm mit. Du lernst ihn kennen. Du wirst glücklich.“
Erin seufzte. „Ich will euch nicht alleine lassen.“
„Heilige Mutter Gottes! Mir wurde rasch nach deiner Rückkehr ins Waisenhaus klar, dass du uns verlassen würdest. Ich dachte, du und MacNeal …“
„Erwähne seinen Namen nicht in meiner Gegenwart“, brauste Erin auf.
„Aber dass er das für dich getan hat …“
„Dafür gab es sicher Gründe. Liam unternimmt keine Anstrengung, die ihm nicht einen Vorteil einbringt.“
Anne zuckte mit den Schultern. „Dann lass einfach die Ehe annullieren.“
Erins Augen wurden zu Schlitzen. „Du weißt, dass ich ihm seine Freiheit nicht schenken werde, ohne meine Rache zu erhalten.“
„Wann gestehst du dir endlich ein, dass du immer noch Gefühle für ihn hegst?“
„Wage es nicht, so etwas zu behaupten! … Ich weiß trotzdem nicht, was ich jetzt betreffend Edwolfs Wünschen unternehmen soll.“
„Was spricht dagegen, dass du mit ihm gehst? Nachdem du nicht zu Liam zurück willst, bedeutet das eine zweite Chance für dich, diesem Leben zu entfliehen.“
„Ich habe mich – vorübergehend – in Liam verliebt und bin ihm sofort gefolgt. Du weißt, welches Unglück daraus erwachsen ist. Ich kann denselben Fehler nicht noch einmal begehen.“ Sie erhob sich von ihrem Bett und ging zu dem kleinen Fenster ihres Zimmers. Draußen konnte sie die untergehende Sonne erkennen, deren letzte Strahlen die nahen Berge zum Glühen brachten, sodass sie beinahe wie Vulkane wirkten. Glühend leidenschaftlich. Sie liebte die Highlands. Seit Liams Verrat hatte diese Liebe ihren Glanz verloren. „Auch wenn es sich um meinen Bruder und damit mein letztes Familienmitglied statt um einen gewissenlosen Herzensbrecher handelt.“
„Du kannst doch nicht hier bleiben wollen. Du hast endlich das gefunden, wonach wir beide uns gesehnt haben. Es würde mich beleidigen, wenn du unser Versprechen brechen würdest, nichts unversucht zu lassen, um glücklich zu werden.“
Erin wandte sich zu Anne um. Sie fühlte sich egoistisch. Egoistisch und überfordert. „Ich habe Angst.“
„Das hätte ich auch. … Wann will Edwolf abreisen?“
„Er kann eine Woche hier bleiben. Das sollte mir genug Zeit geben, um meine Angelegenheiten zu regeln, meint er.“ Sie machte ein abwertendes Geräusch. „Als hätte ich meine Habseligkeiten nicht in einer Stunde gepackt.“
„Lieber Himmel! Aber du musst deine Zelte hier für immer abbrechen und deiner Heimat auf Wiedersehen sagen. Das geht nicht von heute auf morgen.“
Erin nickte. „Ich fürchte, er verliert langsam die Geduld. Sein unerwartetes Auftauchen gestern hat mich überrumpelt. Meine Ungläubigkeit und die Tatsache, dass er mich mühsam von der Wahrheit seiner Worte überzeugen musste, haben offensichtlich an seinen Nerven gezehrt.“
„Niemand kann erwarten, dass du einem Fremden sofort freudig überrascht um den Hals fällst, solange keine Beweise für seine Worte geliefert werden.“
„Mein Eindruck war anders. Er dachte offensichtlich, ich hätte nur darauf gewartet, von einem Ritter in schimmernder Rüstung auf sein Schloss entführt zu werden.“
„Darauf haben wir doch tatsächlich gewartet, Kleine.“
Die Worte entlockten Erin ein Lächeln. „Zwei Wochen früher geboren worden zu sein, gibt dir nicht das Recht, mich als Kleine zu bezeichnen“, schimpfte
Weitere Kostenlose Bücher