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Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)

Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Wettstreit der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ester D. Jones
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Männer edler Abstimmung, die sich ohne eine Frau auf die Suche nach einem neuen Familienmitglied machten. Vielleicht wollte er einen seiner Bastarde im Waisenhaus abgeben. Die Abwicklung der Formalitäten zählte allerdings nicht zu ihrem Aufgabenbereich. Was er wohl ausgerechnet von ihr wollte?
    Als sie im Garten, wo der Besucher angeblich auf sie wartete, ankam, stand dort der Mann mit dem Rücken zu ihr. Er blickte gedankenverloren auf die Blumen und Pflanzen, um die sich die Nonnen genauso sorgsam kümmerten wie um die Waisenkinder. Erin versuchte den Klostergarten durch die Augen des Fremden zu betrachten: die Disteln, das Heidekraut, das dazwischen sprießende Unkraut. Es blieb zu wenig Zeit, um alle anstehenden Aufgaben zu erledigen.
    Erin strich ihr Kleid glatt und trat einen Schritt vor.
    „Man sagte mir, dass Ihr mich sehen wollt?“ meinte sie mit leiser Stimme.
    Der Fremde zuckte zusammen und wandte sich zu ihr um. Doch statt zu antworten, starrte er sie nur mit offenem Mund an. Es handelte sich um kein neugieriges Starren, kein aufdringliches Starren, kein unangenehmes Starren sondern vielmehr um ein verblüfftes Starren. Er schien von ihrem Anblick überrascht. Wen oder was hatte er denn erwartet, nachdem er sich nach ihr erkundigt hatte?
    Als er keine Anstalten machte, seinen Mund zu schließen, räusperte sie sich ungehalten.
    Neuerlich zuckte er zusammen. „Es tut mir leid, falls meine Reaktion unhöflich gewirkt hat. … Benötigen wir einen Übersetzer?“
    Erin schüttelte den Kopf. Was zum Teufel ging hier vor? „Was wollt Ihr von mir?“
    „Ich … Es gibt so viel zu sagen. Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll.“
    „Da Ihr meinen Namen bereits zu kennen scheint, wäre es angebracht, mir Euren zu verraten“, schlug sie vor.
    „Ich heiße Edwolf Palmer. Ich bin der achte Earl von Landsgron.“
    Es schien, als erwarte er eine Reaktion auf diese Eröffnung.
    „Sehr erfreut, Euch kennen zu lernen. Was kann ich für Euch tun?“
    „Diese Sache hier wird komplizierter, als ich dachte“, verkündete er mit einem Lächeln. Der Earl machte einen charmanten Eindruck, doch sein Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Darf ich mir den Anhänger, das goldene Medaillon ansehen, das du immer bei dir trägst, Erin?“
    Unwillkürlich legte sie ihre Hand auf das Schmuckstück unter dem Stoff ihres Kleides. Seine vertrauliche Anrede irritierte sie. Auch wenn sie nur ein Waisenkind war, und es sich bei ihm um einen Earl handelte, hatte er kein Recht dazu. „Ich finde Eure Bitte unangebracht.“
    „Mir ist klar, dass ich nach einem großen Vertrauensvorschuss verlange. Dein Leben hat dich vermutlich misstrauisch gemacht. … Ich werde dir alles erklären … in ein paar Minuten.“
    Seltsamerweise verselbstständigte sich ihre Hand und holte den Anhänger aus seinem Versteck. Sie streifte die Kette über ihren Kopf und reichte sie dem Mann, dessen blondes Haar mit dem Stich ins Rote seine blauen Augen leuchten ließ.
    Der Earl betrachtete das Wappen auf dem Schmuckstück eingehend und mit gerunzelter Stirn. „Es entspricht der Wahrheit“, murmelte er ehrfürchtig.
    Dann zog er gravierte Manschettenknöpfe aus seiner Tasche hervor. „Das ist ein Familienerbstück“, erklärte er und hob den Blick. „Die Manschettenknöpfe hat schon mein Ururgroßvater getragen. Sie wurden in jeder Generation an den ältesten Sohn weitergegeben. Die erstgeborene Tochter hingegen erhielt ein anderes Schmuckstück.“
    Er öffnete Erins Hand und ließ ihr Medaillon und die Manschettenknöpfe hineingleiten. Sein Blick ruhte erwartungsvoll auf ihr.
    Erin runzelte die Stirn und starrte auf das Gold in ihrer Hand. Was sollte das bedeuten? Sie legte die Schmuckstücke zurecht. Das Wappen auf den Manschettenknöpfen und das auf ihrem Medaillon war dasselbe. „Haben meine Eltern für Euch gearbeitet? Haben Sie den Anhänger gestohlen?“
    „Keine Sorge. Du stammst nicht von Dieben ab“, beruhigte er sie. „Ich erzähle dir eine Geschichte, damit du verstehst. Als ich zwölf war, hat meine Mutter mit ihrem Baby ihre Schwester besucht. Die Macht unseres Hauses war damals größer als heute. Darum dachte mein Vater, die Begleitung von zwei Soldaten würde ausreichen. Leider irrte er sich mit dieser Einschätzung. Meine Mutter und die Soldaten wurden bei einem Überfall getötet. Nur meine ein halbes Jahr alte, kleine Schwester wurde nicht bei ihnen gefunden.“
    Erin starrte ihn an. Wollte er etwa andeuten …?
    „Mein

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