Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)
allerdings nicht annullieren lassen. … Noch nicht.“
Edwolf wirkte verwirrt. „Ziehst du in Betracht, mit diesem Schotten in einer Ehegemeinschaft zu leben?“
Was sollte sie darauf antworten? Wie sollte sie ihm erklären, dass sie lediglich aus Rache der Auflösung der Ehe nicht zustimmen wollte? „Nein, aber das ist kompliziert. … Ich möchte es mir noch überlegen. Bitte gib mir Zeit.“
„In Ordnung“, antwortete Edwolf. Dabei sah er sie aufmerksam an. „Sag mir Bescheid, wenn du dich endgültig entschieden hast, diese Farce zu beenden.“
Sein Tonfall klang arrogant. Es schien ihm unverständlich, dass sie diesen Albtraum nicht hinter sich brachte. Vielleicht war er sogar von ihr enttäuscht. Erin wurde klar, dass sie soeben in seinem Ansehen noch tiefer gesunken war.
Der Rest der Fahrt verlief weitgehend schweigend. Doch Erin war deshalb nicht verärgert. Es gab ihr die Möglichkeit nachzudenken und sich auf die Ankunft auf Landsgron vorzubereiten. Sie war neugierig darauf, ihr neues Zuhause zu sehen.
Als es dann ein paar Tage später so weit war, hätte sie den ersten Blick auf ihr zukünftiges Daheim beinahe verschlafen. Edwolf weckte Erin mit einem sanften Rütteln. „Wach auf. Gleich kannst du mein … ich meine natürlich unser … Schloss sehen.“
Mit klopfendem Herzen blickte Erin aus dem Fenster. Weit vorne konnte sie die Spitze eines Turms erkennen. Der Rest des Gebäudes war von einem Wald verdeckt. Gebannt beobachtete sie, wie die dicken Mauern langsam hinter den Bäumen erschienen.
Sie horchte auf ihr Herz. Sie wollte Vorfreude und Aufregung empfinden. Irgendetwas. Doch da war … nichts. Sie verfluchte Liam MacNeal. Er hatte sie aller ihrer positiven Gefühle beraubt.
„Das Schloss ist riesig“, meinte sie schließlich. „Wohnst du hier ganz alleine?“
Er lachte voller Stolz. „Ja, ich und meine Diener. Mit den Soldaten und den Bauern aus der Umgebung bin ich für fünfhundert Menschen verantwortlich.“
Diese Zahl klang nicht mehr so eindrucksvoll, wenn man bedachte, dass Liam mehr als das Doppelte an Clanmitgliedern unterstanden. Alleine sein Heer machten mehr Männer aus als Edwolfs Untergebene. „Dein Heim ist wunderschön. Hoffentlich dauert es nicht lange, bis ich mich eingefügt habe.“
„Das wird schon. Der größte Teil unseres Lebens spielt sich in einem Flügel des Schlosses ab. Ich habe ein großes Zimmer für dich vorbereiten lassen.“ Aufmerksam suchte er ihr Gesicht nach Begeisterung ab.
Dann blieb die Kutsche auf dem Vorhof stehen. Erin wartete, bis Edwolf ihr beim Aussteigen half. Das Schloss besaß einen großen Innenhof, der an drei Seiten vom Gebäude umgeben wurde. An den Enden des u-förmigen Schlosses ragten zwei unterschiedlich hohe Türme in den Himmel. Edwolf zeigte nach rechts.
„In diesem Flügel wohnen wir. In der Längsseite liegt der große Speisesaal, den wir früher für Feste genutzt haben. Die Schlafzimmer befinden sich im zweiten Stock. Und im rechten Turm, der um einiges niederer ist als der linke, weil vor etlichen Jahren ein Teil so schadhaft war, dass wir ihn kürzen mussten. Willst du dich zuerst drinnen oder draußen umsehen?“
Erin überlegte. „Können wir in den Garten gehen? Nach der langen Kutschenfahrt spüre ich jeden einzelnen Knochen im Körper.“
Er lachte. „Dann komm.“
Gemeinsam schlenderten sie durch die große Gartenanlage. Er war akkurat angelegt mit versteckten Pavillons und weit verzweigten Wegen, die in einsamen, verwinkelten Ecken endeten. Es schien wie ein Park, wie er zu einem verwunschenen Schloss gehörte.
„Dein Zuhause ist eindrucksvoll“, brachte sie schließlich in Anbetracht der überwältigenden, zur Schau gestellten Pracht heraus.
„Das ist jetzt auch dein Zuhause, Elisabeth. Vergiss das nicht.“ Dabei sah er sie mit einem Blick voll Wärme an.
Sie lächelte ihn dankbar an. Das erste Mal spürte sie etwas Ähnliches wie Familienbande. „Ich bin froh, dass du mich gefunden hast und ich nun zu deiner Familie gehören darf.“
„Darf ich dich daran erinnern, dass du eigentlich auch die Möglichkeit hättest, mit deinem Mann eine Familie zu gründen. Verbindet euch denn gar nichts?“ Bei seinen Worten blickte er sie prüfend an.
Energisch schüttelte sie den Kopf. „Bei dem, was zwischen uns sein können hätte, handelte es sich nur um eine Lüge. Seine Gefühle mir gegenüber waren niemals echt.“ Sie wusste selbst, wie bitter ihre Stimme bei diesem Geständnis klang. Ihr
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