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Im wilden Meer der Leidenschaft

Im wilden Meer der Leidenschaft

Titel: Im wilden Meer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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Gesicht gebunden.
    Und dieses Gesicht …
    Sie kannte es gut. Zu gut. Bianca klammerte sich am Tresen fest. Träumte sie? Denn dieses Gesicht, obgleich etwas gealtert, gegerbt von der tropischen Sonne und dem Salz der Meeresgischt, gehörte Balthazar Grattiano.
    Dem Mann, den zu töten sie sich geschworen hatte, falls sie ihn jemals wiedersah.

2. KAPITEL
    Bianca stützte sich auf den Tresen und beobachtete in wachsamem Schweigen, wie Balthazar und seine Männer den Raum betraten. Die Menge teilte sich, und er durchschritt die Taverne wie Moses das Rote Meer. Die lauten Unterhaltungen verstummten. Sie zuckte zusammen, als sie sah, wie die Gruppe an einem wie von Zauberhand mit einem Mal freien Tisch am Fenster Platz nahm.
    Und plötzlich befand sie sich nicht mehr in ihrem tropisch–heißen Wirtshaus, sondern war wieder ein junges Mädchen, das vor dem Haus ihrer Mutter in Venedig stand und gebannt an Balthazar Grattianos Lippen hing, während er von Schiffen und Seefahrt redete, von der weiten, wunderbaren Welt außerhalb Venedigs und von verlockender Freiheit.
    Er schien diese Freiheit erworben zu haben, denn hier war er nun, Tausende von Seemeilen von seiner privilegierten venezianischen Welt entfernt. Doch sie war noch immer im Kerker ihrer Vergangenheit gefangen. Und wohin sie auch ging, für sie gab es daraus kein Entrinnen.
    „Ist er das wirklich, Señora?“, hörte sie Delores fragen. Ihr gedämpftes Murmeln brachte sie wieder aus Venedig zurück auf den unebenen Holzboden ihrer Taverne.
    „Von wem redest du, Delores?“ Vom … Teufel?
    „Vom Kapitän der Calypso ! Ich hatte gehört, er sei in Santo Domingo, aber ich konnte es bisher nicht glauben.“ Delores seufzte. „Was für ein gut aussehender Mann er ist.“
    „Was auch immer er ist, er ist ein Gast“, erklärte Bianca mit aufgesetzter Ruhe. Sie drückte Delores ein Tablett in die zitternden Hände und machte sich daran, es mit Bechern voll Punsch zu füllen. „Und hoffentlich ein durstiger. Los jetzt.“
    Sie lehnte sich gegen den Tresen und sah zu, wie die Magd hüftschwingend hinüber zu Balthazars Tisch ging. Als sie die Getränke vor ihm auf dem Tisch abstellte, bedankte Balthazar sich mit dem Anflug eines Lächelns.
    Hätte Bianca noch die geringsten Zweifel daran gehabt, dass dies tatsächlich Balthazar Grattiano war, wären sie spätestens nun ausgeräumt. Sie erinnerte sich nur zu gut an dieses charmante, unwiderstehliche Lächeln und an die verlockenden Grübchen, die die meisten Frauen nur allzu gern berühren, allzu gern küssen würden, um die geschmeidige, sonnengebräunte Haut an ihren Lippen zu spüren.
    Ein betörendes, sinnliches Lächeln – hinter dem sich eine seltsame, leere Traurigkeit verbarg.
    Er war älter geworden, genau wie sie. Gezeichnet vom Leben auf dem Meer und der unbarmherzigen Sonne. Dennoch konnte sie in ihm noch immer Balthazar Grattiano, den Schwarm aller venezianischen Frauen, erkennen.
    Seine unwiderstehliche Wirkung auf Frauen ist unverändert, dachte Bianca trocken, als sie beobachtete, wie Delores auf eine Bemerkung von ihm hin kicherte. Die meisten der Männer, die ihr in der Taverne Avancen machten, wies Delores schnippisch ab. Auf ihre Art war sie Alameda treu. Doch machte sie im Moment keine Anstalten, Balthazars Seite zu verlassen.
    Aber Bianca hatte keine Zeit, sich noch länger mit Balthazar und seiner Ausstrahlung zu beschäftigen. Noch immer strömten neue Gäste herein, die ungeduldig ihren Rum bestellten. Langsam und unaufhaltsam stieg der Geräuschpegel wieder an, als ein Würfelspiel begann. Eine Menge scharte sich um Balthazar und versperrte ihr die Sicht auf ihn.
    Doch aus ihren Gedanken konnte sie ihn nicht verbannen. Sie war sich seiner Gegenwart schmerzlich bewusst und konnte die angespannte Aufregung nicht abschütteln. Nach dieser langen Zeit war er wieder in ihrer Nähe! Der Mann, der ihr einst so viel bedeutet hatte; der Mann, dessen Vater ihre Mutter getötet hatte.
    Schlug nun die Stunde ihrer Rache?
    Während sie Becher spülte, dachte sie an die Calypso , dieses legendäre Schiff, das angeblich den Atlantik in drei Wochen überqueren konnte. Dem Überfälle und Unwetter nichts anhaben konnten. Und der Kapitän dieses Schiffes war Balthazar? Wie um alles in der Welt kam es, dass er sein Luxusleben in der prunkvollen und vornehmen Gesellschaft Venedigs hinter sich gelassen hatte und ein solch außergewöhnlicher Seefahrer geworden war, Kapitän seines eigenen Schiffs obendrein

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