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Im wilden Meer der Leidenschaft

Im wilden Meer der Leidenschaft

Titel: Im wilden Meer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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eigenen Großmast während eines Sturms zu reparieren.“
    „Oh, Señora, ich würde ihn nicht unterschätzen.“ Alameda legte einige Münzen auf den Tisch und stand auf. „Ich muss leider gehen. Mich erwartet in der Festung noch eine andere wichtige Angelegenheit, auf die ich mich jedoch eher freue. Ich danke Euch für den Punsch, und es war wie immer höchst interessant, mit Euch zu reden.“
    Bianca steckte die Münzen ein, während sie ihm nachsah. Seine elegant gekleidete Gestalt verschwand rasch in der Masse der ungehobelten, lauten Gäste. Er mochte ja neue Informationen gewonnen haben, doch sie stand noch immer vor einem Rätsel. Wie war es möglich, dass dieses Schiff und sein geheimnisumwitterter Kapitän ganz Santo Domingo in Atem halten konnten?
    Sie ging zurück zum Tresen, wobei sie jeden Gast musterte, um vielleicht den unbekannten Kapitän ausfindig machen zu können. Doch die meisten Gesichter waren ihr vertraut, Seeleute, die die Taverne jedes Mal aufsuchten, wenn sie im Hafen anlegten. Zu Bianca kamen sie, um zu feiern, um ihren neugewonnenen Reichtum zur Schau zu stellen, um über auf See umgekommene Kameraden zu trauern und ihre Sorgen im Rum zu ertränken. Heute Abend waren die Gäste spendabel, doch sah Bianca auch die wachsame Besorgnis in ihren angespannten, von der Sonne gegerbten Gesichtern.
    Sie warf einen schnellen Blick hinter den Tresen, um sich zu vergewissern, dass die Pistole noch dort lag. Normalerweise verließ sie sich nicht auf Schusswaffen, da sie ihr zu unberechenbar waren und oft im falschen Augenblick losgingen. Genau wie die Einwohner dieser Stadt. Doch wenn Ärger drohte, gab es kein besseres Mittel als eine Menge Rauch und Lärm, um wieder Ruhe herzustellen.
    Bianca übernahm das Ausschenken der Getränke und ließ Delores an den Tischen bedienen. Die Wirtschaft war nun bis zum Bersten gefüllt, jeder Stuhl war besetzt, und Männer standen überall entlang der Wände. Alle Fenster waren weit geöffnet, um die warme tropische Brise hereinzulassen, doch das reichte nicht aus, um die Hitze zu lindern und den Geruch von Rum, verschwitzter Wolle und Delores’ Eintopf zu vertreiben.
    Bianca steckte die wilden Locken, die sich immer aus den Haarnadeln lösten und an ihrer feuchten Haut klebten, wieder hoch. Aus irgendeinem Grund gingen ihr Erinnerungen an Venedig nicht aus dem Sinn. Kühle, weiße Räume, hohe Türen, die sich auf Terrassen oberhalb der Kanäle öffneten. Musik, die zahlreiche Maskenbälle untermalte. Doch Venedig war auch ein gefährlicher Ort. Niemand wusste das besser als Bianca. Aber es hatte dort auch so viel Schönheit gegeben.
    Für einen Augenblick schloss sie die Augen und stand in Gedanken wieder vor dem Haus ihrer Mutter. Damals, als sie noch ein junges Mädchen gewesen war und mit törichten Hoffnungen und Träumen aufgeblickt hatte in das Gesicht von …
    Nein! Sie knallte einen Becher auf den Tresen, öffnete die Augen und zwang sich, ihren Blick wieder auf die laute, heiße Taverne zu lenken. Sie würde nicht schon wieder an Venedig und an Balthazar Grattiano denken. Sie musste die Vergangenheit hinter sich lassen. Jetzt zählte nur die Gegenwart. Sein Verrat hatte ihr so viel Leid und Ärger eingebracht und dazu geführt, dass sie auf sich selbst gestellt war.
    Sie musste sich wieder ihrer Arbeit zuwenden.
    Als sie Delores mit einem Tablett voller Getränke erneut an die Tische geschickt hatte, erschien ein Mann am Tresen. Bianca sah ihn neugierig an. Er gehörte nicht zu ihren Stammkunden. Sie war sich sicher, dass sie ihn vorher noch nie gesehen hatte. Er war groß und so sehnig und muskulös wie jemand, der daran gewöhnt war, Takelagen empor zu klettern, aber er war auch hager und hatte ein eingefallenes Gesicht.
    Trotz der Hitze trug er einen Umhang mit Kapuze, die sein Gesicht halb verdeckte. Doch Bianca sah genug, um zu erkennen, dass er gut aussehend war oder es zumindest wäre, wenn er seinen wilden schwarzen Bart abrasieren würde. Sein sonnengebräuntes, scharf geschnittenes Gesicht mit den braunen Augen war trotz seines gehetzten Blicks fast elegant. Gezeichnet und zerfurcht von einem tiefsitzenden Kummer. Er sah sie mit müdem Blick an.
    Einen Augenblick lang fragte sie sich, ob er eine Erscheinung sei, herbeigerufen durch ihre eigenen unglücklichen Erinnerungen. Ein Geist, der vielleicht von Bord der sagenumwobenen Calypso kam. Doch dann lächelte er sie kurz an, und sie schlug sich ihre Fantastereien aus dem Kopf. Er war ein

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