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Im wilden Meer der Leidenschaft

Im wilden Meer der Leidenschaft

Titel: Im wilden Meer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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und Schrecken der Meere?
    Sie lachte ungläubig auf. Vielleicht hatte ihm sein Vater das Schiff gekauft und einen Magier dafür bezahlt, es mit einem undurchdringlichen Zauberkreis zu umgeben. Ermano Grattiano war immer den okkulten Künsten zugetan gewesen.
    Als sie die sauberen Becher auf dem Tresen aufreihte, nahm sie plötzlich aus den Augenwinkeln eine schnelle Bewegung wahr. Aus irgendeinem Grund zog diese blitzartige Regung inmitten der Unruhe des Raums ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie erkannte den geheimnisvollen Mann von vorhin. Er hatte noch immer die Kapuze auf, die sein Gesicht verdeckte, aber er bewegte sich schnell und zielstrebig. Bianca sah verwirrt, wie er einen schmalen, gefährlich scharfen Dolch aus seinem Ärmel in seine Hand gleiten ließ.
    Ihr Magen zog sich zusammen. Gewalt war eine ständige Bedrohung in Santo Domingo. Es konnte jederzeit zu Auseinandersetzungen kommen, und schon ein nichtiger Grund war oft Anlass für Blutvergießen. An einem Ort so weit von der Zivilisation und den Annehmlichkeiten der Heimat entfernt, einem Ort so voll von Reichtümern, Rum und Rivalitäten, war Gefahr allgegenwärtig. Aufbrausender Jähzorn war in diesem tropischen Klima nichts Ungewöhnliches. Aber nicht in ihrer Taverne. Sie hatte schon so viel Gewalt gesehen, dass es für ihr ganzes Leben reichte.
    Der verhüllte Mann verschwand im Gewühl. Angespannt und ohne zu überlegen, griff Bianca nach ihrer Pistole. Als sie hinter dem Tresen hervorlief, schrie Delores schrill auf.
    Und dann brach der befürchtete Tumult aus.
    Das Gebrüll der Männer, die Geräusche zerbrechender Gläser und splitternden Holzes vermischten sich mit Delores’ Schreien. Bianca bahnte sich einen Weg durch die dichte Menge und spürte, dass die meisten Männer darauf brannten, sich an der Schlägerei zu beteiligen. Ein Mann zog eine scharfe Klinge aus seinem Stiefel, doch Bianca konnte sie ihm aus der Hand treten und drängte ihn beiseite.
    „Aus dem Weg, ihr stinkenden Hurensöhne!“, schrie sie. „Das lasse ich in meiner Taverne nicht zu!“
    Einige der Männer um sie herum entfernten sich, doch aus der Mitte des dichtesten Gewühls hörte sie noch immer Flüche und lautes Krachen. Schließlich war sie bis zu Balthazars umgestoßenem Tisch inmitten zerbrochener Krüge und verschüttetem Rum vorgedrungen. Delores kreischte, und Balthazars Männer fuchtelten mit ihren gezogenen Schwertern in der Luft herum, um jedem zu drohen, der sich ihnen in den Weg stellen würde. Einer der Männer hielt den Umhang des mysteriösen Angreifers in der Hand, der spurlos verschwunden war.
    Und Balthazar – lag auf dem Boden. Er blutete heftig aus einer Dolchwunde an der linken Schulter, während seine Männer sich um ihn scharten.
    Fast war es zum Lachen, wäre die Lage nicht so gefährlich gewesen. Sie drohte nun, völlig außer Kontrolle zu geraten, als Delores’ Geschrei, die wild hervorgebrachten Drohungen der Männer und das Klirren von Stahl immer lauter wurden. Jeden Moment konnte die Situation explodieren.
    Bianca wusste, dass Worte ihr nicht mehr weiterhalfen. Niemand würde auf sie hören. So zielte sie mit ihrer Pistole zur Decke, und löste mit aller Kraft das Luntenschloss.
    Der Rückstoß warf sie fast um. Weißer Putz aus dem Loch in der Decke regnete auf sie herab, und die Explosion hallte mit ohrenbetäubendem Lärm in der kleinen Taverne nach. Eine Wolke beißenden Rauchs trieb durch den Raum, in dem es plötzlich ganz still geworden war.
    „Ich hab euch doch gesagt, dass ich hier keinen Ärger dulde“, sagte sie ruhig. „Und jetzt schert euch alle hinaus. Außer wenn ihr euch nützlich machen und dieses Chaos beseitigen wollt.“
    Dabei richtete sie den Pistolenlauf auf alle noch Anwesenden, bis die meisten der Männer die Taverne fluchtartig verließen und die Tür in der abendlichen Brise hin- und herschwang. Bald waren nur noch Delores und die Männer der Calypso da.
    Bianca schob einen von ihnen mit ihrer Waffe beiseite und kniete sich neben Balthazar. Sie nahm ihre Schürze ab und drückte sie auf seine Wunde. Sie war nicht sonderlich tief, aber ein einziger Blick darauf reichte ihr aus, um zu sehen, dass sie dringend gereinigt und genäht werden musste. Wäre die Klinge einige Millimeter tiefer eingedrungen, hätte sie sein Herz erreicht.
    Sie war also nicht die Einzige, die Balthazar hasste.
    Einer der Männer, ein bärtiger Seebär, lehnte sich über sie und musterte den Kapitän aufmerksam. „Ist er tot,

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