Im wilden Meer der Leidenschaft
„Begehren“ wirklich zu verstehen, zu jung, um dieses heiße, unbedingte Verlangen zu kennen.
Und nun glich ihr Verlangen einer alles verzehrenden Glut.
„Nur mich?“, fragte er fordernd.
Bianca wusste nicht, was er meinte. Doch sie hatte nie jemand anderen begehrt. Niemand hatte je seinen Platz eingenommen, nicht einmal ihr Mann. Und niemand würde dies je können, trotz der schrecklichen Vergangenheit und der Geheimnisse, die noch immer ungelöst zwischen ihnen standen.
„Nur dich“, flüsterte sie.
Mit einer einzigen Handbewegung zog er ihr das Hemd über den Kopf. Sie lag völlig entblößt unter ihm. Und im Schein des Kerzenlichts sah er sie begierig an, bevor er tief in sie hineinstieß und sie endlich vereint waren.
Bianca schloss die Augen, und nichts um sie herum existierte mehr außer ihm, außer dem köstlichen Gefühl, ihn endlich in sich zu spüren und seinen Körper schwer auf dem ihren, als er innehielt. Sie umschlang ihn so fest, wie sie konnte, und grub ihre Nägel in seine Schultern, sodass er sich nicht zurückziehen konnte.
Und dann fühlte sie, wie er sich in ihr bewegte, langsam erst, als er sich fast ganz wieder zurückzog und dann tiefer und tiefer, immer schneller, in sie hineinstieß. Bianca fand seinen Mund und küsste ihn voller Leidenschaft, während ihrer beider Stöhnen immer lauter wurde. Und noch immer wuchs ihr Verlangen, heiß wie die helle tropische Sonne, unter der ihre Haut brannte, bis sie schließlich das Gefühl hatte, in tausend Einzelteile zu zerspringen und inmitten der Sterne des Nachthimmels zu schweben.
Und gleichzeitig hörte sie, wie ein Schrei sich seiner Kehle entrang. „Bianca!“, rief er, während sein Körper angespannt wie ein Bogen über ihr innehielt. In diesem Augenblick gehörte er ihr, ihr ganz allein.
Er ließ sich neben sie fallen, während sie noch immer ineinander verschlungen waren und die Welt sich um sie drehte. Bianca streichelte sein feuchtes Haar, und langsam kamen sie wieder zu sich. Ihr Atem beruhigte sich, und der Schweiß trocknete auf ihren erhitzten Körpern.
Ohne sich zu bewegen, lag er neben ihr. Sein Atem ging noch immer schnell, und sein unregelmäßiger Herzschlag vermischte sich mit ihrem. Sie waren sich so nah, wie zwei Menschen es nur sein konnten, und doch lagen Welten zwischen ihnen.
Balthazar Grattiano war ihr immer ein unwiderstehliches Rätsel gewesen. Und selbst jetzt schien er ihr so mysteriös wie eh und je.
Sie würde eben herausfinden müssen, wie sie seinen Geheimnissen auf die Spur kommen konnte. Falls dies überhaupt möglich war.
10. KAPITEL
Bianca hatte sich zur Seite gedreht und blickte schläfrig hinaus in den Sternenhimmel. Es war noch immer dunkel, doch sie wusste, dass die Sterne bald einer nach dem anderen verblassen und die Sonne sich am Rand des Horizonts erheben würde. Ein neuer Tag würde anbrechen, der neue Entscheidungen mit sich brachte.
Aber noch befand sie sich im Schutz der endlos scheinenden Nacht, die sie wie eine dunkle Höhle in friedlicher Stille umgab.
Balthazar hielt sie fest umschlungen, und sie spürte seinen Arm auf ihrem Bauch und seinen leichten Atem an ihrer nackten Schulter. Sie genoss die Küsse, die er ihr auf die Schulter hauchte, und das Spiel seiner Finger in ihren Haaren. Behaglich schmiegte sie sich noch näher an seinen warmen, beschützenden Körper.
Hier in der stillen Hitze der Nacht, während sie noch erschöpft und befriedigt nebeneinander lagen, kam es ihr fast so vor, als habe sie geträumt. Als habe sie ihr eigenes, hartes Los hinter sich gelassen und befinde sich in einer anderen Welt, in einem anderen Leben. In einer Welt, in der sie nicht Bianca Simonetti und Balthazar Grattiano waren, sondern ganz einfach eine Frau und ein Mann, die voneinander angezogen waren und in Liebe vereint unter dem magischen Mond der Insel lagen.
Bianca strich mit den Fingerspitzen über seinen Handrücken, und erkundete die kleinen Narben und Verbrennungen, die sein neues Leben den vornehmen Fingern eines Patriziersohns zugefügt hatte. Dies waren nicht mehr die weichen, juwelengeschmückten Hände eines venezianischen Edelmanns, sondern die eines Seefahrers.
Doch wer war Balthazar tatsächlich?
Bianca schloss die Augen und seufzte, als seine Lippen die Kurve ihres Halses bedeckten und ein langes Band fedriger, feuriger Küsse auf ihrer Haut hinterließen. Wieso konnte er nicht nur für diese eine Nacht der Mann ihrer Träume sein? Wieso konnten sie nicht einfach
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