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Im wilden Meer der Leidenschaft

Im wilden Meer der Leidenschaft

Titel: Im wilden Meer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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Knie an die Brust und schlang die Arme fest um ihre Beine, während sie dem immer stärker werdenden Trommeln des Regens über ihren Köpfen lauschte. Sie hätte sich auch oben an Deck nützlich machen können, aber es erschien ihr klüger, sich den Anweisungen des Kapitäns nicht zu widersetzen.
    Stattdessen saß sie hier unten, schloss die Augen und stellte sich Balthazar inmitten des Sturms vor, im gespenstischen Schein der Blitze, mit wehenden Haaren, während er die Takelage erklomm. Wind und Regen konnten ihm nichts anhaben, und er hielt sich an den Tauen fest, während das Schiff unter ihm auf dem schwarzen, aufgewühlten Wasser tanzte.
    War dies etwa die böse Vorahnung von Gefahr, die sie gespürt hatte? Würde ihn die unerbittliche See fordern und in die Tiefe ziehen?
    Sie umschlang ihre Knie noch fester und dachte daran, wie er oben auf dem rutschigen Deck gegen die Elemente kämpfte. Nein, sie glaubte nicht, dass ihm etwas Schreckliches zustoßen würde. Ihre ungute Vorahnung war so kurz und vergänglich wie ein Blitz gewesen.
    Wenn er jetzt ins Meer fiele und ertränke, was würde sie tun? Wie würde sie sich fühlen? Bianca wusste es nicht. Das Leben hatte sich plötzlich auf einen kurzen Moment, auf eine Aneinanderreihung von Sekunden reduziert.
    „Habt keine Angst, Señora“, sagte einer der Schiffsjungen beruhigend. Bianca öffnete die Augen, und er lächelte sie an. „Der Kapitän wird das schon schaffen. Er schafft es immer. Seit meine Eltern mich hier aufs Schiff gegeben haben, hatte ich noch nie Angst.“
    Bianca erwiderte sein Lächeln und sah, dass er ein hübscher Junge von etwa acht oder neun Jahren war, mit dunklen Locken und blauen Augen, die nichts von der Angst zeigten, in der die meisten Schiffsjungen lebten. Schiffsjungen waren für die härtesten, schmutzigsten Aufgaben zuständig und wurden gewöhnlich streng bestraft, wenn sie einen Fehler machten. Dieser Junge war offensichtlich eine Ausnahme.
    Bianca dachte an die Zeichnung der Frau und der beiden kleinen Jungen.
    „Du hast recht, auf diesem Schiff muss man wahrlich keine Angst haben“, sagte sie. „Vielleicht sollten wir singen, um uns abzulenken?“
    „Kennt Ihr spanische Lieder?“
    „Welche spanischen Lieder? Liebeslieder? Ich kenne eines über eine dunkeläugige Gräfin in einem andalusischen Garten, die im Mondlicht ihrer verlorenen Liebe nachweint …“
    „Nein!“, rief der Junge. „Keine Liebeslieder! Kennt Ihr keine über Seeschlachten?“
    Bianca lachte. „Doch, doch. Da müsste mir schon etwas einfallen.“

17. KAPITEL
    „ Bianca! Bianca, wach auf!“
    Bianca schreckte auf und öffnete verwirrt die Augen. Sie wusste nicht, wo sie war. Ein unruhiger Traum hielt sie gefangen. Dann blinzelte sie mit verschlafenen Augen und sah, dass sie auf einem Stapel Segel lag. Sie hatte ihre Decke mit dem Jungen geteilt. Er murmelte etwas im Schlaf und drehte sich herum, ohne aufzuwachen. Er schien besser daran gewöhnt zu sein, unter Deck zu schlafen, als sie.
    Balthazar stand neben ihr und rüttelte sie leicht an der Schulter. Er lächelte sie an, und sie bemerkte, dass das Schiff ruhig lag. Der Wind schien sich gelegt zu haben.
    Ihr Mund war trocken vom Wein und vom Singen. Sie hatte gar nicht gewusst, dass sie so viele Seemannslieder kannte.
    „Wie spät ist es?“, brachte sie hervor. „Hat der Regen aufgehört?“
    „Es ist fast Morgen. Es regnet noch immer, aber der Sturm hat sich gelegt.“
    „Deine Männer sagten, du würdest es schaffen.“
    „Mit einer solchen Fracht an Bord hatte ich doch auch keine andere Wahl.“
    Er hob sie von ihrer harten Lagerstätte hoch und trug sie hinüber zur offenen Luke. Sie streckte die Arme aus und stemmte sich mit seiner Hilfe nach oben. Sobald sie an Deck war, kletterte er ihr nach.
    Es regnete leicht, aber der Regen ähnelte nun einer weichen, warmen Dusche. Die Blitze und der heulende Wind waren weitergezogen. Der neue Großmast hatte dem Sturm widerstanden.
    Balthazar nahm sie bei der Hand und führte sie in die Kabine. Dort brannte eine Lampe auf dem Tisch und warf einen beruhigenden goldenen Schein auf den Stapel von Papieren und Büchern und auf die zusammengefalteten Decken in der Koje.
    Bianca drehte sich um und betrachtete im Halbdunkel sein Gesicht. Er sah nach dieser langen Nacht völlig erschlagen aus. Sein Gesicht war blass und angespannt, und sie sah tiefe Falten um seine Augen und seinen Mund. Er hatte das nasse, zerzauste Haar eilig zusammengebunden, und

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