Im wilden Meer der Leidenschaft
sie ihn vollständig umfing. Ein wilder Schrei entfuhr ihr, als sie sich langsam auf ihm hob und wieder senkte. Er erwiderte jede ihrer Bewegungen mit einem festen Stoß, und ihr Liebesspiel war so perfekt und instinktiv choreographiert wie ein Tanz.
Er küsste sie von Neuem, und ihre leidenschaftlichen Schreie und geflüsterten Zärtlichkeiten vermischten sich. Und schließlich, schließlich spürte sie, wie sie sich ihrem Höhepunkt näherte und dann das Gefühl hatte zu explodieren.
Vor ihren Augen tanzte ein silberweißes Licht – wie ein Blitz, wie die magische Korona–Erscheinung. Sie hörte, wie Balthazar ihren Namen rief und fühlte, wie er sich tief in sie ergoss. Er gehörte ihr, und sie gehörte ihm.
Endlich waren sie vereint.
Matt ließ sich Bianca gegen seine Schulter sinken. Sie schlang die Beine um seine Hüften und hielt ihn so fest, als habe sie Angst zu fallen. Als habe sie Angst, in den unbekannten Abgrund ihrer überwältigenden Leidenschaft zu stürzen und darin für immer zu verschwinden.
Ein solch heftiges Gefühl hatte sie übermannt, dass es ihr fast die Tränen in die Augen trieb. Zärtlich küsste sie Balthazars nackte Schulter und den Rand seiner verheilenden Wunde.
Er richtete sich auf und hielt sie fest an sich gedrückt, während sie ihn mit Armen und Beinen umschlang. Dann trug er sie hinüber zur Koje und legte sie auf die Matratze. Sie rückte zur Seite, um Platz für ihn zu machen, und er glitt neben sie, zog die Decke über sie beide und nahm sie in die Arme.
Sie presste sich an seinen Körper und ergriff seine Hand. Und so schliefen sie endlich ein.
Balthazar drehte eine der langen Locken Biancas um seinen Finger und beobachtete fasziniert, wie das schwindende Licht der Lampe sie in goldenen Glanz tauchte. Sie haftete an seiner Haut wie eine Elle feinster venezianischer Seide.
Bianca seufzte im Schlaf und legte den Kopf an seine Schulter, während sie sich noch näher an ihn schmiegte. Wenn sie schlief, wirkte sie verletzlich, und es bestanden keine Barrieren zwischen ihnen, die die seltsame Anziehungskraft, die sie aufeinander ausübten, abblocken konnten. Sie hatte ihre übliche Wachsamkeit, die sie bei Tag wie einen Schutzschild vor sich hertrug, abgelegt.
Er konnte es ihr nicht vorwerfen. Er war ein Grattiano, und sie wusste sicher noch ganz genau, wofür dieser Name in Venedig stand. Für alle Missetaten seines Vaters, und auch für seine eigenen Sünden. Sie konnte nicht wissen, was er in den letzten Jahren alles unternommen hatte, um die Bedeutung dieses Namens auszulöschen und sie in etwas Neues umzumünzen. Konnte nicht wissen, dass er ein anderer Mensch geworden war, hier, wo die engstirnige Gesellschaft Venedigs keine Rolle mehr spielte.
Er wusste nicht, wie er ihr dies klarmachen konnte, wusste nicht einmal, warum es ihm so lebenswichtig vorkam, dass sie verstand, in welchem Ausmaß er sich geändert hatte. Die Meinung anderer hatte Balthazar nie interessiert. Sich davon beeinflussen zu lassen, war reine Zeitverschwendung, und letztendlich musste ein Mann sich selbst und seiner Seele treu bleiben – selbst wenn ihn dies an den Rand des Abgrunds führte.
Und doch merkte er, dass es ihm wichtig war, was Bianca Simonetti dachte und fühlte. Als er letzte Nacht mit ihr getanzt und ihren fröhlichen Blick und ihr Lachen gesehen hatte, hatte auch er lachen müssen. Er fühlte sich plötzlich beschwingt und … ja, glücklich. Er war glücklich, sie in seinen Armen zu halten, ihren geschmeidigen Körper an seinem zu spüren und mit ihr zusammen zu sein.
Einst hätte er ihr einen marmornen Ballsaal und Bankette mit Erdbeeren und feinstem elsässischen Wein bieten können. Samtkleider, Perlenkappen, Smaragde zum Schmuck ihres Halses und ihrer Handgelenke. Er könnte ihr dies immer noch zu Füßen legen. Doch er spürte, dass diese Geschenke ihr nicht das gleiche Lächeln entlocken konnten wie ein Tanz zu einer Flöte in einem überfüllten Schiffsbauch.
Und er wollte ihr dieses Lächeln wieder ins Gesicht zaubern, sehnte sich so sehr danach wie nach der Freiheit des Meeres und des unendlichen Himmels.
Er küsste ihre nackte Schulter und berührte jede ihrer Sommersprossen mit seiner Zungenspitze. Sie schmeckte süß nach Regen und Wein. Bianca murmelte etwas im Schlaf und drückte sich an ihn.
Balthazar hauchte sanfte Küsse wie die aufgereihten Perlen einer Kette auf ihren Rücken und schlug dabei die Bettdecke zurück, sodass sie nackt vor ihm lag. Ihre
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