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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Rocksaum.«
    Vorsichtig hob sie den Fuß und stellte fest, dass er die Wahrheit sagte. »Dem ist wohl so«, meinte sie knapp.
    Nick, der schon etliche Leute aus den verschiedensten Notlagen gerettet hatte, war daran gewöhnt, zumindest ein klein wenig Dankbarkeit zu ernten. »Möchtet Ihr Euch nicht vielleicht dafür bedanken, dass ich Euch das Leben gerettet habe?«
    »Ich verfüge über ausgezeichnete Reflexe und hätte mich ohne weiteres selbst retten können.«
    Nick stieß ein ungläubiges Lachen aus und fragte sich, ob er ihre Sturheit ärgerlich oder faszinierend finden sollte. »Ohne mich hättet Ihr Euch den schlanken Hals gebrochen.«
    »Ich kann Euch versichern, Sir, dass diese so genannte Rettungsaktion völlig überflüssig war, doch da Ihr offensichtlich darauf besteht ... danke sehr. Aber nun nehmt bitte die Hände von mir.« Ihr Tonfall machte deutlich, dass sie seinen Rettungsversuch keineswegs zu schätzen wusste.
    Nick grinste anerkennend über das furchtlose Verhalten, das sie zur Schau trug, obgleich ihr Herz wie wild gegen die Innenseite seines Handgelenks hämmerte. Behutsam lockerte er seinen Griff und half ihr, sich Zentimeter für Zentimeter zu ihm umzudrehen. Sie geriet ein wenig ins Wanken und klammerte sich ängstlich an seinen Ärmeln fest. »Ich habe Euch«, sagte er ruhig.
    Da sah sie ihn an und beide erstarrten, als sich ihre Blicke trafen. Nick vergaß die Mauer zu seinen Füßen, denn es war, als würden sie mitten in der Luft im Schein des Mondes schweben, der alles in unwirkliches Licht tauchte. Es durchzuckte ihn wie ein Blitz, als er sie wiedererkannte. So unglaublich es war, blickte er doch in eben die Gesichtszüge, die er mittlerweile fast besser kannte als seine eigenen.
    Charlotte.
    »Ich habe Euch«, wiederholte er mit dem Anflug eines Lächelns.

Drittes Kapitel
    »Setzt Euch«, befahl der Fremde Lottie, wobei sich seine riesigen Hände um ihre Schultern schlossen und sie nach unten drückten. Vorsichtig gehorchte sie und ließ sich auf der Mauer nieder, sodass ihre Beine nach unten baumelten. Der Mann sprang von der Mauer, was ihm trotz der Höhe keinerlei Mühe zu bereiten schien. Dann streckte er ihr die Arme entgegen, doch Lottie zögerte. Sie hatte das Gefühl, dass eine eiskalte Faust nach ihrem Herzen griff, und jede Faser ihres Körpers schien sie davor zu warnen, sich in seine Arme fallen zu lassen. Er sah wie ein Raubtier aus, das auf seine Beute lauerte.
    »Kommt schon«, forderte er sie leise auf. Der Mond ließ blaue Funken in seinen Augen aufblitzen.
    Zögerlich beugte Lottie sich mit ausgestreckten Armen nach vorne. Als sie sich von der Mauer abstieß, stützten sich ihre Hände auf seine Schultern, und er griff nach ihrer Taille. Die Leichtigkeit, mit der er sie auffing, verriet enorme Kraft. Obwohl sie schon auf dem Boden stand, hielt er ihre Taille noch kurz umfasst, wie um sicherzugehen, dass sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden habe.
    Als sie so vor ihm stand, bemerkte sie überrascht, wie groß er war. Der Fremde war ungewöhnlich hoch gewachsen, hatte breite Schultern, große Füße und Hände. Obwohl er elegant gekleidet war, ein modisch geschnittenes Jackett mit langen Rockaufschlägen und eine weite Hose trug, war sein dunkles Haar sehr kurz geschnitten, und er war glatt rasiert. Das war nicht üblich in den feinen Kreisen, die in Stony Cross Park verkehrten. Modebewusste Gentlemen trugen das Haar fast schulterlang und ließen sich Koteletten und Schnurrbärte wachsen. Dieser Mann wartete nicht einmal mit der Spur eines
    Bartes auf, um die markante Linie seines Kinns weicher wirken zu lassen.
    Er deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung Mauer. »Warum seid Ihr dort oben gestanden?«
    Einen Augenblick lang brachte Lottie keinen Ton heraus, als sie in sein schönes Gesicht starrte. Mutter Natur hatte ihn wirklich reichlich beschenkt und ihn mit den Gesichtszügen eines Prinzen sowie blauen Augen ausgestattet, die so intensiv glommen wie die Sterne bei Nacht. Der Zynismus in seinen Augen stand in faszinierendem Kontrast zu dem humorvoll-ironischen Zug um seinen sinnlichen Mund. Er schien um die dreißig zu sein — die Zeit im Leben eines Mannes, wo er alles Unausgegorene und Unerfahrene an seinem Wesen ablegte und Reife an den Tag legte. Ohne Zweifel erlagen Frauen jeden Alters seinem Zauber auf der Stelle.
    Schließlich riss sie sich zusammen und gab ihm eine Antwort. »Ich liebe die Aussicht.«
    »Dieselbe Aussicht hättet Ihr auch von der

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