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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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haben. Zutiefst aufgewühlt verschränkte er die Hände hinter dem Kopf. Ich habe vor gar nichts Angst, hatte Charlotte ihm erklärt. Obwohl er ihr das nicht abnahm, bewunderte er sie dafür, dass sie es gesagt hatte. Selbstverständlich hatte Charlotte Angst, schließlich wusste sie, was Radnor mit ihr anstellen würde, sobald er sie wieder in die Finger bekäme. Das war jedoch nicht Nicks Angelegenheit. Er musste lediglich ausführen, wofür er bezahlt worden war.
    Andererseits ...
    Es bestand kein Grund zur Eile. Weshalb sollte er nicht ein paar Tage auf Stony Cross Park bleiben? Er musste sich erst in zwei Wochen in Bow Street zum Dienst melden, und die Wälder in Hampshire waren den verregneten, schmutzigen Straßen Londons ohne Frage vorzuziehen. Wenn er noch ein oder zwei Tage hier bliebe, hätte er Gelegenheit, Charlotte genauer zu beobachten. Er musste unbedingt herausfinden, ob sie wirklich das war, was sie zu sein versprach, oder ob der Schein trügte.
    Nick rollte sich auf die Seite und überdachte diesen Einfall. Noch niemals hatte er seinen eigenen Regeln zuwidergehandelt und es sich gestattet, sein Opfer persönlich kennen zu lernen. Auf der anderen Seite war er auch nie jemand gewesen, der etwas für Regeln übrig hatte — nicht einmal für seine eigenen.
    An Charlotte zu denken, ließ ihn in Schweiß ausbrechen, machte ihn reizbar und erregte ihn. Es war ein halbes Jahr her, seitdem Gemma ihr delikates Arrangement beendet hatte, und er war seitdem enthaltsam gewesen. Dabei war es nicht so, dass er kein Verlangen verspürte ... ganz im Gegenteil, er brannte vor unerfüllter Leidenschaft und leerem Begehren. Willige Frauen hatte er zur Genüge getroffen, doch am Gewöhnlichen und
    Profanen hatte er keinerlei Interesse. Er wollte eine Frau, die ihm die sexuelle Intensität bieten konnte, nach der ihm verlangte. Eine solche Frau wäre entweder unendlich erfahren im Bett ... oder überhaupt nicht.
    Nick griff über die Bettkante und fand die Miniatur inmitten der achtlos auf den Boden geworfenen Kleidungsstücke. Geübt öffnete er den Verschluss des Emaillegehäuses, dann legte er sich wieder auf den Rücken und betrachtete gebannt Charlottes wunderschönes, kleines Gesicht.
    Bist du es?, dachte er und strich mit der Fingerspitze über ihre Wange. Heißes Begehren ergriff von seinem Schaft Besitz und ließ ihn unbarmherzig steif werden. Seine Wimpern senkten sich ein wenig, während er das winzige Bildnis ansah und seine Hand hinab zu der schmerzvoll pulsierenden Wölbung seiner Erregung wanderte.
    Wie jeden Tag brach Lottie in aller Frühe zu einem Spaziergang auf, der sie durch die Ländereien von Stony Cross über steile, mit Heidekraut oder Wäldern bedeckte Hügel und vorbei an Sümpfen und Lichtungen führte, wo es von Leben nur so wimmelte. Die meisten Gäste des Anwesens schliefen lange und frühstückten erst gegen zehn, und Lady Westcliff war keine Ausnahme. Trotzdem hatte Lottie es nie fertig gebracht, sich diesem Tagesablauf anzupassen. Sie benötigte dringend Bewegung, um die überschüssige Energie und die Nervosität zu bekämpfen, die sie nicht losließen. War es draußen zu kalt oder zu stürmisch für einen Spaziergang, war sie so unruhig und lebhaft, dass Lady Westcliff sie zornig zurechtwies.
    Auf einmal gewahrte Lottie eine dunkle Gestalt vor sich. Es war ein Mann, der durch die Wälder wanderte, seine Gestalt war im Nebel jedoch nur teilweise erkennbar. Vielleicht handelte es sich um einen Wilderer. Lottie blieb zwar in einiger Entfernung stehen, doch er schien über ein ausgesprochen gutes Gehör zu verfügen, denn sein Kopf fuhr herum, als ein Zweig unter ihrem Stielel zerbrach.
    Lottie zog sich nicht zurück, als er sich ihr näherte. Sie erkannte ihn sofort, seine fließenden, katzenhaften Bewegungen. Er war leger gekleidet und trug ein Hemd sowie eine schwarze Weste mit Stiefeln und eine verschlissene Hose. Lord Sydney ... der anrüchig und unverschämt gut aussah. Es überraschte sie, ihn hier anzutreffen, wo doch all die anderen Gäste auf Westcliff Manor noch schliefen. Und noch mehr überraschte sie ihre Reaktion auf seine Anwesenheit — eine Woge der Aufregung und des Glücks machte sich in ihr breit.
    »Guten Morgen«, sagte Lord Sydney, um dessen Lippen der Anflug eines Lächelns spielte. Sein dunkles Haar war zerzaust, und seine Krawatte hatte er nur nachlässig gebunden.
    »Ich hätte nicht erwartet, Euch um diese Stunde draußen anzutreffen«, erwiderte sie

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