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Im Zauber des Highlanders

Im Zauber des Highlanders

Titel: Im Zauber des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Und wie konnte sich der Professor mit seinem Gehalt überhaupt etwas leisten, was »Unsummen« wert war?
    Sie holte den Schlüssel aus ihrer Jeanstasche und drehte sich um, um das Büro zu verlassen. Ihre Aufgabe war erfüllt.
    Sie schaltete das Licht aus und trat gerade über die Schwelle, als sie einen kalten Hauch spürte. Die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf, knisterten fast, als wären sie elektrisiert. Ihr Herz klopfte plötzlich wie verrückt und sie hatte das erschreckende Gefühl, beobachtet zu werden.
    Wie ein Opfer sich beobachtet fühlen mochte.
    Sie drehte sich zu dem Spiegel um.
    In dem blassblauen Licht des Computer-Bildschirmschoners sah das Artefakt richtig unheimlich aus. Das Gold schimmerte silbrig, das Glas wirkte rauchig und dunkel und sah aus, als hätte es nur Schatten eingefangen.
    Und in diesen Schatten bewegte sich etwas.
    Jessi schnappte so hastig nach Luft, dass sie sich verschluckte. Hustend tastete sie nach dem Lichtschalter.
    Die Deckenleuchte ging an und durchflutete den Raum mit Licht.
    Jessi starrte in den Spiegel; sie presste eine Hand an den Hals und schluckte schwer.
    Ihr Spiegelbild starrte zurück.
    Nach einem Moment schloss sie die Augen und riss sie wieder auf, um erneut auf den Spiegel zu schauen.
    Da war nur sie.
    Noch immer sträubten sich ihr die Haare und eisige Schauer liefen ihr über den Rücken. Der Puls an ihrem Hals schlug heftig unter ihrer Handfläche. Mit angstgeweiteten Augen schaute sie sich im Büro um.
    Alles war genauso, wie es sein sollte.
    Nach einiger Zeit stieß sie ein Lachen aus, aber es klang unsicher und schien disharmonisch von den Wänden widerzuhallen.
    »Jessi, du drehst allmählich durch«, flüsterte sie.
    Da war nichts. Außer ihr und ihrer viel zu regen Einbildungskraft befand sich niemand im Büro des Professors.
    Sie warf den Kopf in den Nacken, löschte das Licht und zog, ohne einen weiteren Blick zurück, die Tür fest zu.
    Sie lief den Flur entlang, stürmte hinaus auf den Parkplatz hinter dem Haus und wirbelte rotes und gelbes Laub auf, als sie zu ihrem Auto rannte.
    Je mehr Distanz sie zwischen sich und das Gebäude brachte, umso lächerlicher kam sie sich vor. Also wirklich, jetzt hatte sie sogar schon Angst vor Gespenstern, wenn sie sich nachts allein auf dem Campus herumtrieb. Irgendwann würde sie mitten im Nichts bis spät in die Nacht und sicher manchmal auch ganz allein an Ausgrabungsstätten arbeiten müssen. Sie konnte es sich nicht leisten, Phantasien zu entwickeln. Allerdings war das manchmal sehr schwer, insbesondere wenn man eine zweitausendfünfhundert Jahre alte Druiden-Brosche in der Hand hielt oder ein wunderschön verziertes Schwert aus der La-Tene-Periode untersuchte. Gewisse Artefakte schienen Spuren von
    Energie in sich zu tragen, die Überbleibsel des leidenschaftlichen Lebens derer, die diese Gegenstände berührt hatten.
    Aber so etwas wie heute hatte sie noch nie gesehen.
    »Wie eigenartig war das denn?«, murmelte sie und schüttelte das noch vorhandene ungute Gefühl ab. »Gott, ich hab offenbar wirklich nur noch Sex im Kopf.«
    Der heiße Typ, den sie vorhin mit seiner Freundin auf der Straße beobachtet hatte, musste ziemlichen Eindruck auf sie gemacht haben. Das, die Erschöpfung und die schummrige Beleuchtung im Büro des Professors haben mir Halluzinationen beschert, dachte sie, als sie ihren Wagen aufschloss und sich ans Steuer setzte.
    Denn für einen flüchtigen Moment hatte sie tatsächlich geglaubt, in Keenes Büro einen halb nackten Mann zu sehen - einen absoluten Sexgott.
    Eine Täuschung, ein Schatten, der durch die Lichtverhältnisse anders ausgesehen hatte - das war alles.
    Ein großer, muskulöser, dunkler, wunderschöner Mann, der ungeheure Kraft ausstrahlte. Und Begierde. Und Sex. Die Art von Sex, die ein anständiges Mädchen nie erlebte.
    0 Schätzchen, du brauchst dringend einen Liebhaber!
    Er hatte sie von oben bis unten gemustert, als wäre sie Rotkäppchen und er der große, böse Wolf, der schon lange nichts mehr gefressen hatte.
    Definitiv eine optische Täuschung.
    Er hatte sie aus dem Spiegel betrachtet.
     
    An einem Ort, der kein Ort war und dennoch Platz genug für ein wehrhaftes Festungsgefängnis bot, einem Ort, der so furchteinflößend war, dass ein Normalsterblicher wahnsinnig geworden wäre, rührte sich der über eins neunzig große Highlander aus dem neunten Jahrhundert.
    Tief in seiner Kehle löste sich ein Knurren, das dem eines hungrigen Tieres

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