Im Zauber dieser Nacht
grollte Alessandro. „Jetzt hat er es auf mein Asienprojekt abgesehen. Fast, als wäre es etwas … Persönliches.“
„Vielleicht ist es das ja auch“, erwiderte sie leise. „Ich kann einfach nicht verstehen, wieso ihr Jungs um Dinge streitet, die ihr nicht einmal braucht. Du hast sein Weingut. Ruf ihn an! Biete ihm einen Tausch an. Einen Waffenstillstand …“
„Soll das ein Witz sein?“, fragte er verblüfft. „Bevor ich St. Raphaël um Waffenruhe bitte, würde ich lieber meinen Palazzo niederbrennen!“ Seine Miene wurde weicher. „Es tut mir nur leid, dass ich unsere Flitterwochen abbrechen muss.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Das ist schon in Ordnung. Ich liebe Sardinien, aber ich bin sicher, dass ich auch Rom lieben werde. Ich freue mich schon darauf, endlich den Palazzo zu sehen. Deine Freunde kennenzulernen.“
„Lilley.“ Er wurde ernst. „Darüber haben wir doch schon gesprochen.“
„Du hast darüber gesprochen.“
„Du bist meine Frau. Du hast gelobt, mir zu gehorchen.“
Empört starrte sie ihn an. „Ich habe nie …“
„Dein Platz ist zu Hause.“
„Mein Zuhause ist bei dir.“ Sie sah auf ihre nackten Füße hinunter. „Es sei denn, du schämst dich für mich.“
Er nahm ihre Hände zwischen seine und hob sie an seine Lippen. „Meine Freunde sind nicht gerade die warmherzigsten und freundlichsten Menschen. Ich bezweifle sehr, dass du sie mögen würdest.“
Plötzlich sah sie sehr jung aus. „Du meinst, sie würden mich nicht mögen.“
„Ich hole dich bald nach“, sagte er sanft und zog sie in seine Arme. „Das verspreche ich dir.“ Um seine Worte zu besiegeln, beugte er sich über sie und küsste sie so zärtlich wie noch nie.
Zu seiner Betroffenheit wandte sie sich ab. „Nein!“
„Verstehst du denn nicht? Ich versuche, dich zu beschützen.“
„Ich will nicht beschützt werden. Ich will deine Frau sein.“
Er bemühte sich, ruhig zu sprechen. „Wenn du Sardinien leid bist, kann ich dich in unserem Landhaus in der Toskana absetzen. Du könntest dir die berühmten Gemälde in Florenz ansehen, das Kinderzimmer einrichten, Brotbacken lernen …“
„Nein!“ Lilley stampfte mit dem Fuß auf. „Ich gehe mit dir nach Rom!“
„Lilley“, versuchte er es noch einmal. „Bitte!“
„Ich habe keine Angst vor deinen Freunden.“ Als er nicht antwortete, warf sie den Kopf zurück. „Was erwartest du denn? Dass sie mich mit bloßen Fäusten schlagen? Mich in den Dreck schmeißen?“
„Nein“, sagte er ruhig. „Das werden sie geschickter anstellen. Sie werden selbst die kleinste Schwäche finden und dann zuschlagen. Deine Umgangsformen, deine Kleidung, selbst deine Leseschwäche …“
„Willst du mir erzählen, dass ich eine Art Test bestehen muss, bevor sie mich in ihren kleinen Club lassen?“
„Ich versuche einfach nur, auf dich aufzupassen.“
„Indem du mich wie eine Gefangene hältst?“
Er verschränkte die Arme. „Es ist nicht gerade so, als würdest du Not leiden. Für die meisten Leute wäre das hier der Himmel und kein Gefängnis. Und es ist ja auch nur noch, bis du deinen Unterricht abgeschlossen hast. Bis du fertig bist.“
„Also schämst du dich doch für mich.“
„Mach dich nicht lächerlich!“
„Ich werde dich nicht blamieren“, flüsterte sie. Mit großen Augen sah sie ihn flehend an. „Bitte. Lass mich nicht allein zurück. Ich kann nicht … ich kann nicht ertragen, von dir getrennt zu sein.“
Ihr Blick machte ihn hilflos. „Sie werden dir wehtun.“
„Ich bin stärker, als du glaubst.“
„Olivia ist dort.“
Für eine Sekunde schwieg Lilley, dann hob sie ihr Kinn. „Wir werden sie zum Tee einladen.“
Er schnaubte zweifelnd. „Das wäre vielleicht etwas übertrieben.“
„Ich meine es ernst“, beharrte sie leise. „Ich fühle mich schuldig. Sie war in dich verliebt. Sie dachte, du würdest ihr einen Antrag machen. Stattdessen sind wir durchgebrannt. Wir haben ihr wehgetan.“
„Du hast gar nichts getan“, erwiderte er scharf. „Und wenn ich sie schlecht behandelt habe, kann sie damit umgehen, glaub mir. Sie wird jemand anderen zum Heiraten finden, jemanden mit doppelt so viel Geld und doppelt so attraktiv.“
Lilley lachte. „Keiner sieht besser aus als du.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Glaubst du, dass sie ehrlich in dich verliebt war? Von ganzem Herzen?“
„Ganz sicher nicht! Sie wusste nur genauso gut wie ich, dass wir – wenigstens auf dem Papier – perfekt füreinander
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