Im Zauber dieser Nacht
ihrem Kopf.
Lilley schauderte. Sie kuschelte sich enger an Alessandros warmen Körper. Jeden Augenblick würde er die Augen öffnen. Vielleicht schlug er dann Abendessen vor, vielleicht wollte er sie noch einmal lieben.
Was auch immer es kosten würde – sie würde ihm wenigstens ein winziges Stückchen von seinem Herzen abringen. Und es würde genug sein. Sie würde dafür sorgen, dass es genug war.
Lilley holte tief Luft und schloss die Augen.
Irgendwann würde er sie lieben. Sie würde ihn dazu bringen!
8. KAPITEL
„Halten Sie ihn auf! Mir ist ganz egal, wie! Hauptsache, Sie stoppen ihn!“ Alessandro warf den Hörer auf die Gabel, sprang auf und lief mit großen Schritten durch sein Büro.
Verfluchter Aasgeier! Seit Jahren kam Théo St. Raphaël ihm in die Quere! Angefangen hatte die Konkurrenz vor einigen Jahren mit dem Kauf der Firma in Italien, die Alessandro zugestanden hätte, dann hatte sein Rivale das Joyería-Geschäft ergaunert. Und jetzt versuchte er auch noch, ihm sein Geschäft in Japan vor der Nase wegzuschnappen. Dabei hatte Alessandro die Übernahme so gründlich vorbereitet! Er plante schon lange, sein Unternehmen nach Asien auszuweiten, und er hatte Jahre gebraucht, um die nötigen Kontakte in Tokio zu knüpfen.
St. Raphaël dagegen hatte keinen Grund, ausgerechnet diese Firma zu kaufen. Er wollte sich einfach nur rächen, weil Alessandro sein Weingut übernommen hatte.
Aber ohne Hilfe aus Alessandros eigenen Kreisen hätte er ihn nie schlagen können. Jemand aus seinem Stab verriet Geschäftsgeheimnisse an den Gegner!
Den Zuschlag für Joyería hatte St. Raphaël nur bekommen, weil der Besitzer erfahren hatte, dass Alessandro die Angestellten der Firma in Mexiko City durch seine eigenen ersetzen wollte. Rodriguez hatte an St. Raphaël verkauft, um die Jobs seiner Belegschaft zu sichern.
Wie konnte er von den Plänen erfahren? fragte Alessandro sich. Wer war der Verräter in seiner Firma?
Er fuhr sich mit den Fingern durch sein dunkles Haar und seufzte. Es gab keinen anderen Weg – er musste seine Flitterwochen beenden und sich um die Übernahme der japanischen Firma kümmern.
Sein Blick fiel auf die Uhr. Kurz nach fünf. Unwillkürlich sah er aus dem Fenster und hielt Ausschau nach Lilley. Vor einer Stunde war sie ins Büro gekommen, doch er hatte sie weggeschickt, wie schon zu oft in den vergangenen zwei Tagen.
Aber auch wenn er mittlerweile die meiste Zeit seiner Flitterwochen am Computer und am Telefon verbrachte, konnte er die Abreise nicht länger aufschieben. Er sollte schon längst in Rom sein und sich vor Ort und Stelle um das Geschäft kümmern. Stattdessen hatte er eine Frau an erste Stelle gesetzt. Das hatte er noch nie getan.
Aber hier ging es nicht um irgendeine Frau, sondern um seine Ehefrau.
Da! Unten am Strand hatte er Lilley entdeckt. Unwillkürlich lächelte er. Seine Schultern entspannten sich, als er zusah, wie sie ausgelassen durch die Brandung hüpfte.
Jetzt ging sie zu zwei dunkelhaarigen Kindern. Alessandro erkannte einen kleinen Jungen und ein Mädchen. Ihren Eltern lebten als Hausangestellte in der Nachbarvilla.
Lilley ließ sich neben den Kindern in den Sand fallen und half ihnen mit Begeisterung beim Bau ihrer Sandburg. Sie war so fröhlich, so natürlich und frei, und sie konnte so gut mit Kindern umgehen. Lilley war alles, was ein Mann sich nur erträumen konnte. Alles, was er sich für die Mutter seiner Kinder wünschte.
Sie hatte nur einen Fehler. Sie liebte ihn.
Vor der Hochzeit hätte sie ihm um ein Haar ihre Gefühle gestanden. Er hatte sie gerade noch davon abhalten können. Solange sie die Worte nicht aussprach, hatten sie vielleicht eine Chance. Mit ihr teilte er den besten Sex seines Lebens, und vielleicht konnten sie sogar Freunde werden.
Wenn erst einmal das Kind geboren war, würde Lilley ihre Liebe auf das Baby übertragen. Sie war bestimmt eine wundervolle Mutter, und Alessandro würde für sie sorgen. Er würde seinem Kind ein gewaltiges Imperium hinterlassen.
Seine Ehefrau und sein Kind würden niemals arm sein. Sich nie für den Vater schämen. Sein Verhalten war über jeden Tadel erhaben.
Es tat ihm leid, dass er Lilley nur die schäbige Hochzeit in Las Vegas geboten hatte, ohne Freunde und Familie. Aber sie brauchte noch Zeit. Zuerst musste sie ihren Unterricht beenden. Sie war wie ein ungeschliffener Diamant und musste in Form gebracht werden, bevor er sie dem schneidenden, subtilen Spott seiner Freunde aussetzen
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