Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
recht schweigsam zu Bett gingen. Jack zog Abby in seine Arme und fühlte sich schon besser, als sie sich mit einem zufriedenen Seufzer an ihn kuschelte. Ja, ihre Nähe hatte etwas Tröstliches. Wahrscheinlich wäre es noch tröstlicher gewesen, sie zu lieben, aber Jack musste kein Magier sein, um zu wissen, dass seiner Frau jetzt nicht danach zumute war.
Obwohl er Abby in den Armen hielt, schlief er nur sehr unruhig. Er flog wieder über die verwahrlosten Hügel und Täler Langdales, und ihm tat das Herz weh von all dem Leid, das er dort unten sah. Seine Gefährtin flog mit ihm, über ihm, jedoch ein wenig hinter ihm, wie um ihn auf der Reise zu beschützen.
»Du kennst immer die Position deiner Feinde«, hatte Abby gesagt.
Sein Feind war dort unten, in Langdale Hall. Sir Alfred Scranton war nicht nur ein unsympathischer angeheirateter Verwandter — er war Jacks Feind. Der Kampf um Langdale würde nicht eher enden, bis einer von ihnen nicht mehr lebte.
Schweißgebadet fuhr Jack aus dem Schlaf auf, starrte in die Dunkelheit und drückte Abby noch fester an sich. War sein Traum eine Prophezeiung oder ein Ausdruck seiner schlimmsten Ängste? Würde es möglich sein, Scranton von seiner Mutter zu trennen, ohne ihr das Herz zu brechen? Sie vergötterte den Mann; in ihren Briefen schrieb sie fast nur über ihn. Aber Scranton musste gehen.
Die einfachste Lösung des Problems wäre, Scranton aus Langdale Hall hinauszuwerfen und ihm zu untersagen, je wieder zurückzukommen. Doch dann würde Jacks Mutter ihren Ehemann mit Sicherheit begleiten und sehr verbittert über das Verhalten ihres Sohnes sein.
Nein, Jack war leider nur zu gut bewusst, dass die Lösung nicht so einfach sein würde. Dazu waren zu viele dunkle Einflüsse am Werk. Doch wenn die Krise kam, würde er keine Wahl haben. Er war Offizier und Aristokrat, und beide dieser Rollen verlangten, dass er die Menschen, für die er verantwortlich war, beschützte - selbst wenn er dies mit dem Glück seiner eigenen Mutter bezahlen musste.
Ein Bild von ihr, wie sie lachend seine Hand ergriff und sie ins Haus liefen, um einem Regenschauer zu entgehen, schoss ihm durch den Kopf. Damals war er vielleicht fünf oder sechs Jahre alt gewesen. Seine Mutter hatte ihn in einen Schal gehüllt und dann eine »Regentag-Teeparty« mit ihm und Celeste veranstaltet. Wie stolz seine Schwester gewesen war, eine der empfindlichen Porzellantassen benutzen zu dürfen! Es war einer seiner schönsten Tage mit seiner Mutter gewesen.
Wenn er ihren Ehemann zugrunde richtete, würde sie ihn für den Rest ihres Lebens hassen.
Jack verzog den Mund. Sie waren einander ohnehin fremd geworden. Wäre die Situation dann wirklich so viel anders als die jetzige?, überlegte er. Ja, zumindest hasste seine Mutter ihn im Augenblick nicht.
Mit einem tief empfundenen Seufzer schloss er die Augen und bemühte sich einzuschlafen, während er Abbys Schulter streichelte. Er musste tun, was getan werden musste - möge Gott ihnen allen beistehen.
Abby erwachte nur ganz allmählich und fühlte sich so geborgen in den Armen ihres Ehemannes, dass es ihr widerstrebte aufzustehen. Zu viel war am Tag zuvor geschehen. Zuerst ihr reinigendes Ritual, um Jacks Geist von alten Zaubern zu befreien, dann sein Wutausbruch gegen sie und schließlich der Liebesakt mit ihm.
Und dann hatte sie ihren Mann zum ersten Mal einen Menschen töten sehen.
Als sie nun aber die Augen öffnete, schlief er friedlich, und sein Gesicht sah genauso aus wie immer. Stark, gutmütig und tolerant. Es war ihre Wahrnehmung, die sich verändert hatte. Sie war froh, einen Ehemann zu haben, der in der Lage war, sie und sich zu verteidigen.
Er war nicht nur ihr Mann, sondern auch Soldat, und Soldaten töteten nun mal, wenn sie es mussten. Und bei Jack verließ sie sich darauf, dass er tat, was richtig war.
Sie bemerkte, dass er sie jetzt aus halb geschlossenen Augen betrachtete. »Guten Morgen«, murmelte er verschlafen. »Ich frage mich, was der heutige Tag uns bringen wird.«
Abby streckte sich wie eine Katze und schaffte es, noch näher an Jack heranzurutschen. »Celeste wird mir Überlebenstipps für die vornehme Gesellschaft geben und Diagramme darüber, wer wen hasst und wer die schlimmsten Lästermäuler sind«, scherzte sie, obwohl die Aussicht sie alles andere als erfreute. »Und was hast du vor?«
»Alderton und Ashby werden mich durch die Clubs schleppen und mich einigen führenden Politikern vorstellen.« Jack seufzte. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher