Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
noch immer mager waren, zeigte sich an der Begeisterung, mit der sie sich über das Gras hermachten, dass sie bald wieder Fleisch auf den Rippen haben würden. Eine Färse wurde sogar so übermütig, dass sie Jack mit einem Kopfstoß beinah umstieß.
Als Jack zurückkam, strahlte er, und Abby beugte sich aus dem Sattel, um ihm einen Kuss zu geben. »Das war bemerkenswert. Mir war nicht bewusst, dass du ein Heiler bist. Ein Heiler von Tieren vielleicht?«
Er schüttelte den Kopf, als er wieder sein Pferd bestieg. »Ich glaube, dass es nicht so sehr Heilkräfte waren, sondern mehr so etwas wie eine Verlängerung meiner Verbindung mit dem Land. Es sind meine Tiere, und ich konnte ihnen etwas von der Lebenskraft des Landes übermitteln.«
Jack hat seine Bestimmung gefunden, dachte Abby. Mächtig, weise und gut, Beschützer, Ernährer und Versorger von Land, Leuten und Tieren. Er ist wie ein Erntegott der Antike, der seine Gaben rund ums Jahr verteilen konnte. Die Erkenntnis versetzte Abby einen Stich. Sie hatte ihn geheilt und war dann seine Lehrerin geworden, als er seine Magie zu akzeptieren lernte. Nun, da er voll und ganz seine eigene, besondere Art der Magie entfaltet hatte, brauchte er sie in dieser Hinsicht nicht mehr.
Obwohl diese Tatsache sie traurig stimmte, bemühte sie sich um ein Lächeln. »Wir werden beginnen müssen, nach den Leuten zu suchen, die fortgegangen sind. Einige werden sicherlich zurückkehren wollen.«
»Der Verwalter von Langdale und Mr. Willard können uns helfen, eine Liste der fortgezogenen Pächter und Arbeiter zu erstellen.« Das Licht erstarb in seinen Augen. »Aber zuerst müssen wir uns um Scranton kümmern. Wie können wir ihn daran hindern, anderen Ländereien die Lebenskraft zu nehmen?«
»Vielleicht kennt mein Vater einen Weg.« Abby hatte versucht, nicht an Scranton zu denken, doch nun zwang sie sich, ihn zu visualisieren. Sie rührte sein Bewusstsein an und rang entsetzt nach Luft. »Wir müssen sofort zurück! Scranton weiß, dass wir ihn von seiner Energieverbindung abgeschnitten haben, und er ist drauf und dran, etwas Schreckliches zu tun!«
Jacks Gesicht erstarrte, und sie sah in seinen Augen, dass auch er über seinen Stiefvater Bescheid wusste. »Ich werde nachsehen. Aber du hältst dich von ihm fern, Abby! Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir schon wieder etwas zustieße.«
Er trieb sein Pferd zu einem Galopp an und jagte in halsbrecherischem Tempo auf das Herrenhaus zu. Abby folgte ihm so schnell, wie es ihr viel langsameres Pferd erlaubte. Wie dumm von Jack zu glauben, sie würde nicht gebraucht bei einer Konfrontation mit ihrem Feind!
Das Haus war einen entnervenden fünfminütigen Ritt entfernt. Abby war noch etwa hundert Meter hinter Jack, als er den Hof erreichte und Dancer zügelte. »Kümmere dich um mein Pferd«, schrie er einem erschrockenen Stallburschen zu, als er aus dem Sattel sprang.
Er war schon im Haus verschwunden, als Abby die Stallungen erreichte. Sie stieg schnell ab und warf dem Jungen die Zügel zu. »Versorg auch mein Pferd!« Sie raffte mit einer Hand ihre Röcke und stürzte in Richtung Haus.
Maxie war ihr trotz ihres Hinkens gefolgt, so schnell sie konnte. Kaum hatte sie den Hof erreicht, begann die Hündin auch schon, durstig aus dem Pferdetrog zu trinken. Als Abby die Haustür öffnete, rief sie dem Stallburschen über die Schulter zu: »Wenn du Zeit hast, bade den Hund!«
Obwohl sie sich im Haus noch nicht gut auskannte, brauchte es nur einen Moment der Stille, um die negativen Schwingungen zu lokalisieren. Getrieben von dem Gefühl eines bevorstehenden Desasters, rannte Abby durch die Korridore, die zu dem Familienwohnzimmer führten.
Jack stand wie versteinert in der offenen Tür, und Abby sah sofort, warum, als sie neben ihm stehen blieb und in das Zimmer blickte. Auf dem eleganten, im ägyptischen Stil gehaltenen Sofa saß Helen, die mit feinen silbernen Nadeln ruhig strickte und die anderen im Zimmer ignorierte. Sie trug ein prachtvolles, tief ausgeschnittenes Seidenkleid, und ihr blondes Haar fiel ihr in glänzenden weichen Locken auf die Schultern. Juwelen im Wert eines Lösegeldes für eine Königin glitzerten an ihrem Hals, an ihren Handgelenken und an ihren Ohren.
Neben ihr stand ihr finster dreinblickender Ehemann mit einer doppelläufigen Schrotflinte in den Händen. Scranton lächelte kalt, als er die Waffe auf die Tür richtete. Auf diese Entfernung würde er sowohl Abby als auch Jack verwunden oder gar töten.
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